Oberrother Bier aus dem Automaten
In der Gemeinde gibt es neuerdings Gerstensaft aus einer Art Kühlschrank
Am Donnerstag wird wieder gesungen, gefeiert und – das gehört einfach dazu – Bier getrunken. Nein, die Fußballweltmeisterschaft beginnt noch nicht. Für manchen Mann gibt es dennoch Grund zur Freude. Stichwort: Vatertag. Mehrere Gruppen ziehen dann mit Leiterwagen und alkoholischen Durstlöschern bewaffnet durch die Ortschaften und zelebrieren „ihren“Tag. Und das geht nun mal, so zumindest die weitverbreitete Vermutung, ausschließlich mit Bier. Für den ein oder anderen lohnt sich deshalb vielleicht ein Zwischenstopp in Oberroth.
In dem kleinen Dorf im Rothtal gibt es nicht nur eine schöne Landschaft, die zum Vatertagsausflug geeignet wäre, sondern auch eine Brauerei – und seit wenigen Wochen einen Bierautomaten. Die Idee dazu stammt von Wolfgang Reitinger.
Der 32-Jährige ist Braumeister im gleichnamigen Familienbetrieb und leitet diesen zusammen mit seinem Vater Josef. Reitinger wollte Durchreisenden „ein Vesper“bieten können, primär aber eben Durstlöscher: ein Bierchen nach dem Feierabend, eine Cola, bevor es in den Klub geht oder ein Wasser vor dem Baggerseebesuch. Der Bierfachmann schaute sich verschiedene Automaten im Umland an und entschied sich letztlich für einen Anbieter, der seine Idee umsetzen konnte. In Oberroth gibt es seither einen Automaten, der neben Wurst, Süßigkeiten und Erfrischungsgetränken auch Märzen, Helles, Weizen, Pils und Dunkles anbietet. Viele Durchreisende würden sich an dem großen Kühlschrank bedienen, aber auch viele junge Kunden, so der Braumeister. An den Gerstensaft gelangen die Jüngeren dennoch nicht so einfach: Der Automat spuckt Bier nur aus, wenn der Kunde älter als 16 Jahre ist – also die gesetzliche Grenze in Deutschland für den Bierverzehr überschritten hat. Der Personalausweis wird vom Gerät geprüft, dann kann Geld eingeworfen und die Biersorte gewählt werden. Außerdem werden die Käufer von einer Videokamera aufgezeichnet. Kommt trotzdem ein junger Erwachsener auf die Idee, seinen jüngeren Kumpels mit seinem Ausweis den Genuss eines Biers zu ermöglichen, sei Reitinger aus dem Schneider. „Dann ist der schuld, der seinen Ausweis dafür hergibt“, sagt er. Bisher sei die Resonanz sehr gut, meint der 32-Jährige, der selbst am liebsten Märzen trinkt. „Weil das so würzig und süffig ist“. Kunde Alexander Spee holt sich heute lieber ein Helles. „Manchmal arbeite ich bis 22 Uhr und dann gibt es hier noch Wurst“, so der Arbeiter begeistert.
Ob am Feiertag mehr Menschen am Automaten vorbeikommen werden, wird sich zeigen. Einen Wermutstropfen gibt es dennoch für durstige Männergruppen: Auf ein kühles Radler müssen die Herren verzichten, denn das gibt es beim Reitinger nicht.