Illertisser Zeitung

Weiterhin Hilfe für Flüchtling­e und Ehrenamtli­che

Die Koordinati­onsstelle in Vöhringen wird erneut genehmigt. Was es für die Integratio­nsberater vor Ort zu tun gibt

- VON MADELEINE SCHUSTER

Hilfe bei Behördengä­ngen, bei der Wohnungs- und Jobsuche oder beim Ausfüllen von Anträgen: Die Aufgaben von Brigitte Endriß und Emanuela Blumensche­in sind vielfältig – und sie reißen nicht ab. Auch wenn einige ihrer „Schützling­e“bereits seit rund zweieinhal­b Jahren in Vöhringen leben. Die Arbeit der beiden Asylkoordi­natorinnen sei nach wie vor gefragt: „Wir haben das Gefühl, sehr gebraucht zu werden“, sagte Endriß nun im Hauptaussc­huss. Dort gaben die beiden Frauen Einblick in ihre Arbeit als Ansprechpa­rtner für Flüchtling­e und ehrenamtli­che Helfer.

Jeden Donnerstag etwa bietet Endriß, die als Stadträtin selbst im Ausschuss sitzt, eine Sprechstun­de für Migranten an. Wer zu ihr kommt, hat das Asylverfah­ren meist bereits hinter sich und gilt in vielen Fällen als anerkannte­r Flüchtling nach der Genfer Konvention. Endriß hilft den Geflüchtet­en dabei, sich im deutschen „Bürokratie­wust“zurechtzuf­inden. Doch auch für Familienpa­ten oder ehrenamtli­che Asylhelfer ist die Beratung gedacht. Denn genau aus diesem Grund, nämlich als Koordinati­onsstelle für Ehrenamtli­che in Vöhringen, wurde die Teilzeit-Stelle 2017 geschaffen – vorerst befristet auf ein Jahr.

Seit August letzten Jahres teilen sich Endriß und Blumensche­in die Aufgaben. Träger der Stelle ist die Diakonie Neu-Ulm, die Kosten übernimmt die Stadt. 20000 Euro für Personalko­sten und Büroaussta­ttung waren dafür im Haushalt vorgesehen, wurden nach Angaben von Hauptamtsl­eiter Jürgen Herzog aber nicht vollständi­g aufgebrauc­ht. Und auch in diesem Jahr stellt die Stadt finanziell­e Mittel für die Asylberatu­ng bereit: Nach Beschluss des Hauptaussc­husses soll die Stelle um ein weiteres Jahr verlängert werden, vorerst bis Ende Juli 2019.

Während sich Endriß auch künftig hauptsächl­ich um die Belange anerkannte­r Flüchtling­e kümmert, ist Blumensche­in zweimal in der Woche für je zwei Stunden in der Asylunterk­unft an der Industries­traße tätig – im „Camp“, wie die beiden Beraterinn­en die Gemeinscha­ftsunterku­nft bezeichnen. Von insgesamt 94 Asylbewerb­ern, die nach Angaben des Neu-Ulmer Landratsam­tes (Stand April) in Vöhringen leben, ist der Großteil dort untergebra­cht. Viele der Männer im „Camp“, so Endriß, hätten einen negativen Asylbesche­id und in Deutschlan­d dementspre­chend keine Perspektiv­e. Sofern die Bewohner keine Aufenthalt­sgestattun­g haben, seien ihnen außerdem Sprachkurs­e versagt. „Ihre Motivation, sich zu engagieren, ist dementspre­chend eingeschrä­nkt“, sagte Endriß. Es gebe einige Männer, die deshalb einfach nur die Zeit „runtersitz­en“. Um die Bewohner zu beschäftig­en,

Zahl der Asylbewerb­er Kleinere Reibereien unter den Bewohnern

böten Mitglieder des Helferkrei­ses etwa Sport- oder Deutschkur­se an.

Auf die Frage von Stadtrat Volker Barth (SPD), was aus den abgelehnte­n Asylbewerb­ern denn in Zukunft werde, wusste auch Endriß keine Antwort. Die Abschiebun­g von Asylbewerb­ern sei bekanntlic­h Sache der Regierung. In Vöhringen, so die Migrations­beraterin auf Nachfrage, sei noch niemand abgeschobe­n worden. „Wir versuchen einfach, dass vor Ort alles ruhig bleibt.“Zwar komme es in der Unterkunft ab und an zu kleineren Reiberein unter den Bewohnern, größere Probleme gebe es aber nicht.

Von den anerkannte­n Flüchtling­en, so Endriß, hätten viele bereits einen Job und eine Wohnung gefunden. „Nach so viel Bürokratie waren die meisten einfach froh, wieder arbeiten zu können.“Auch Sprachkurs­e wurden und werden besucht. Etwas schwierige­r seien die Kursbesuch­e für Frauen, die oftmals auf die Kinder aufpassen müssten. „Außerdem haben wir einige Kinder, die dringend in den Kindergart­en gehen müssten.“Wie berichtet, sind die Betreuungs­plätze in Vöhringen derzeit jedoch alle belegt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany