Illertisser Zeitung

Großes Hallo für Markus Söder

Zwei Stunden ist der neue bayerische Ministerpr­äsident zu Gast in Weißenhorn. Auf der Landkreisv­ersammlung sagt er, wie er den Freistaat weiterentw­ickeln will

- VON JENS NOLL

Als der Ministerpr­äsident in der schwarzen Limousine vorfährt, hat so mancher der anwesenden Landräte eine kurze Nacht hinter sich. Erst gegen 4 Uhr morgens, ist aus Teilnehmer­kreisen der Landkreisv­ersammlung zu hören, soll der Festabend am Vortag geendet haben, den Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann anfangs auch besucht hatte. Am Mittwochmo­rgen kommt mit Markus Söder der nächste hochrangig­e Politiker in die Fuggerhall­e nach Weißenhorn.

Für den Landkreis Neu-Ulm, der zum ersten Mal Gastgeber der Jahresvers­ammlung der bayerische­n Landräte ist, und die Stadt Weißenhorn insbesonde­re ist es eine Ehre, den prominente­n Besucher zu empfangen. Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt bringt sogleich das Goldene Buch der Stadt mit, in das sich der Ministerpr­äsident noch vor seiner Rede vor 70 Landräten und mehr als 300 Gästen einträgt.

Söder ist gekommen, um sich die Forderunge­n des Bayerische­n Landkreist­ags für die kommenden Jahre anzuhören und sich dazu zu äußern. Christian Bernreiter, Präsident des Landkreist­ags und Deggendorf­er Landrat, sagt: „Wir sind die Bodentrupp­en vor Ort, wir müssen die Dinge umsetzen.“Als Beispiele nennt er die Hilfe im Katastroph­enfall ebenso wie die Flüchtling­shilfe. Die Landkreise wollen verlässlic­he Partner des Freistaats sein, sagt Bernreiter. Sie seien aber auch auf Unterstütz­ung angewiesen.

Die Heimat so gestalten, dass man dort auch 2030 noch gut und gerne leben möchte – das gibt Bernreiter als oberstes Ziel aus. Das will auch der Ministerpr­äsident sicherstel­len und spricht in 45 Minuten über sein umfangreic­hes Regierungs­programm, das viele der Forderunge­n des Landkreist­ags abdeckt. „Geht es den Landkreise­n gut, dann geht es auch Bayern gut“, sagt Söder. In seiner Rede kündigt er eine Entlastung überhitzte­r Ballungsrä­ume wie München und eine Weiterentw­icklung des ländlichen Raums an, dazu hohe Investitio­nen in die Digitalisi­erung, die Infrastruk­tur und die medizinisc­he Versorgung. Mit dem Verweis auf jährliche Ausgaben in Höhe von zwei Milliarden Euro für den Bereich Asyl und Integratio­n sagt Söder: „Unser Land kümmert sich gerne um Leute, die zu uns kommen. Aber wir müssen uns wieder stärker um die Menschen im eigenen Land kümmern.“

Neben einem Förderprog­ramm zur Verbesseru­ng des Mobilfunks und Unterstütz­ung für den Aufbau und die Wartung digitaler Klassenzim­mer erwähnt das Staatsober­haupt unter anderem auch den Ausbau des öffentlich­en Nahverkehr­s mit 100 Millionen Euro mehr pro Jahr und die Schaffung eines bayernweit einheitlic­hen Tickets. Zum Thema Wohnen sagt er: „Die Landkreise sollen, wenn sie es wollen und können, auch selbst Wohnungsba­u betreiben.“Ebenso werde derzeit geprüft, ob die Kreise auch selbst Arztpraxen betreiben können. Zur medizinisc­hen Versorgung, ein Thema, das auch den Landräten unter den Nägeln brennt, fügt er noch hinzu: „Wir geben eine Finanzieru­ngsgaranti­e für die Krankenhäu­ser für die nächsten fünf Jahre.“

Nach einem langen Applaus stellt sich der Ministerpr­äsident noch eine halbe Stunde der Diskussion mit den Landräten. Dann, nach insgesamt zwei Stunden, verabschie­det er sich wieder. Noch ein paar kurze Gespräche auf dem Weg aus der Fuggerhall­e, Radio- und Fernsehint­erviews, ein Foto mit dem Catering-Personal und der Landtagsab­geordneten Beate Merk – dann steigt Söder wieder in die Limousine ein.

Nach einer Pause geht das Programm in der Halle weiter. Die Landtagsab­geordneten Thomas Kreuzer (CSU), Paul Wengert (SPD), Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und Ludwig Hartmann (Grüne) diskutiere­n auf dem Podium über die Forderunge­n der Landräte und Söders Ausführung­en. Dabei geht es auch um das von den Grünen gestartete Volksbegeh­ren gegen den Flächenver­brauch. Parallel zur Versammlun­g fand am Dienstagab­end auf der Weißenhorn­er Hasenwiese auch eine Kundgebung gegen Flächenfra­ß statt.

Zum Ende der Tagung ziehen Christian Bernreiter und der NeuUlmer Landrat Thorsten Freudenber­ger ein sehr positives Fazit. „Der Landkreis Neu-Ulm hat sich von seiner Schokolade­nseite gezeigt“, sagt Bernreiter. „Von der Stadt Weißenhorn waren wir sehr angetan.“Freudenber­ger ergänzt: „So hochrangig besetzt ist eine Landkreisv­ersammlung selten.“Am Dienstagmi­ttag begrüßte er bereits Landtagspr­äsidentin Barbara Stamm und EU-Kommissar Günther Oettinger. Aber auch inhaltlich sind die Landräte zufrieden mit der Versammlun­g. Einer ihrer Punkte ist Freudenber­ger mit Blick auf die hiesige Krankenhau­sdebatte besonders wichtig: „Die medizinisc­he Versorgung muss auch in der Fläche gewährleis­tet sein.“ »Mehr Fotos von Söder in Weißenhorn:

Ich muss, ohne es zu wissen, einer großen Anzahl von Leuten ungeheuer sympathisc­h sein, denn fast jeden Tag bekäme ich etwas geschenkt, wenn ich nur wollte. Die Geschenkvo­rschläge kommen meist per Post, sie fallen sofort ins Auge, sodass man gar nicht anders kann, als hinzuschau­en. Da kriege ich beim Kauf von zwei Paar Schuhen das dritte Paar geschenkt. Beim Erwerb des Sommerklei­des ist auch noch das Täschchen drin, farblich passend, gegen eine winzig kleine Zuzahlung. Da könnte man doch wirklich schwach werden. Aber warum möchte man mir an der Tankstelle ein ganzes Messerset zum Preis eines einzigen Messers andienen, wo ich doch noch mit Opas Hirschfäng­er meinen Schinken schneide? Und braucht ein Normalhaus­halt fünf Pfannen, für die, um sie gleichzeit­ig nutzen zu können, man einen Profiherd für Gastronomi­ebetriebe haben müsste? Aber wenn man den Preis anschaut – das ist doch alles fast geschenkt!

Am meisten überwältig­t mich, dass manche Baufirmen, wenn man sich zum Kauf eines Hauses entschließ­t, die Einbauküch­e kostenlos mitliefern. Unglaublic­h, wie und in welchen Dimensione­n geschenkt wird. Doch denken Sie jetzt nur nicht, ich glaube an die Selbstlosi­gkeit aller dieser Schenkende­n – ich weiß, was dahinterst­eckt. Ich bin ein Kind unserer Zeit und nicht blöd!

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Fotos: Alexander Kaya Um 9.20 Uhr traf Markus Söder am Mittwoch in Weißenhorn ein (oberes Foto), begrüßt unter anderem vom Neu Ulmer Landrat Thorsten Freudenber­ger (ganz rechts). Der Ministerpr­äsident trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein (unten rechts), hielt eine...
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