Illertisser Zeitung

Senden fehlen Kita Plätze

Nach neuen Berechnung­en braucht die Illerstadt bald elf zusätzlich­e Gruppen

- VON ANGELA HÄUSLER

Die Stadt Senden muss in den nächsten Jahren ein erhebliche­s Defizit an Kindergart­en- und Krippenplä­tzen ausgleiche­n, davon geht die Verwaltung nach jüngsten Berechnung­en aus. In der neuen Bedarfsana­lyse ist von insgesamt elf fehlenden Gruppen die Rede. Wohlgemerk­t: Zusätzlich zum geplanten Neubau auf dem Webereigel­ände. Der Schul-, Bildungs- und Kulturauss­chuss beschloss aber, anders zu rechnen: Die Gruppenanz­ahl reduziere sich, wenn mehr Kinder in einer Gruppe sind, 25 statt 23. Den Beschluss hat die Verwaltung am Mittwoch kommentier­t: 25 Kinder pro Gruppe seien zu viel.

Mindestens sieben Kindergart­engruppen und vier Krippengru­ppen müssen laut dem Bericht des Rathaus-Geschäftsb­ereichs für Bauen, Planen und Umwelt in den nächsten Jahren neu geschaffen werden. Derzeit verfügt Senden über 638 Kindergart­ensowie 84 Krippenplä­tze in neun Kindertage­sstätten. Die Stadt rechnet mit einem Anstieg der Kinderzahl­en im Kindergart­enalter auf 949 im Jahr 2022/23 – vorausgese­tzt, die Geburtenza­hlen bleiben gleich hoch wie jetzt.

Grund dafür seien steigende Geburtenza­hlen und dass jetzt auch geplante Baugebiete und neue Wohnungen durch Nachverdic­htung bestehende­r Gebiete in die Berechnung­en eingefloss­en sind. Das erklärte Geschäftsb­ereichslei­ter Walter Gentner. Wann die zusätzlich­en Kapazitäte­n bereitsteh­en müssen, lasse sich schwer voraussage­n. Vorerst „müssen wir schauen, wie man bauliche und organisato­rische Möglichkei­ten erschließt“, so Gentner. Vorhandene Strukturen könnten etwa durch Aufstockun­g oder Erweiterun­gsbauten vergrößert sowie effektiver genutzt werden. Gentner rechnet bereits 2021/22 mit einem Fehlbedarf von drei Kiga- und zwei Krippengru­ppen, ab 2022 werden es insgesamt drei Gruppen sein – „mindestens“. Auf längere Sicht müsse sich die Stadt daher um einen weiteren Neubau Gedanken machen, etwa in Wullenstet­ten. Denn dort werde, wegen des Baugebiets „Am Stadtpark“, künftig ein „Bedarfssch­werpunkt“liegen. In der Rechnung berücksich­tigt ist bereits eine weitere Krippengru­ppe in Aufheim und der neue Anbau in Witzighaus­en. Untersucht werde aktuell ein Zuwachs der Plätze im Kindergart­en des Heilpädago­gischen Zentrums, das die Lebenshilf­e bald erweitern möchte.

Die erforderli­che Anzahl der Gruppen lasse sich verringern, wenn die Maximalbel­egung in den Kindergärt­en von 23 auf 25 Kinder pro Gruppe erhöht werde, sagte Rainer Strobl (CSU) und beantragte den entspreche­nden Beschluss. Das reduziere die Kosten erheblich, auch die Krippengru­ppen könnten mit 13 statt 12 Kindern belegt werden. In anderen Kommunen, etwa Vöhringen, liege der Standard im Kindergart­en ebenfalls bei 25.

„Mit 25 Kindern streikt Ihnen irgendwann das Personal“, entgegnete Gentner. Zudem erforderte­n größere Gruppen andere Raumauftei­lungen, etwa bei Gruppenarb­eiten. Sein Fazit: „Rechnerisc­h geht es, praktisch nicht.“Auch Bürgermeis­ter Raphael Bögge war gegen größere Einheiten: „Wir wollen die Kinder halbwegs vernünftig in die Grundschul­e kriegen“. Trotz Bedenken stimmte letztlich die Mehrheit der Ausschussm­itglieder für eine Festlegung auf 25 Kinder in den Gruppen.

Am Mittwoch hat die Stadtverwa­ltung auf den Beschluss mit einer Erklärung reagiert. Sie betont darin, dass diese Belegung auf Dauer zu hoch sei. Sie könne „mit dem tatsächlic­hen Betreuungs­bedarf nicht in Einklang gebracht werden“, so Geschäftsb­ereichslei­ter Walter Gentner. Das stehe Kindeswohl und Fürsorgepf­licht entgegen. Denn je nach Belegung und Buchungsze­iten wären dann bis zu drei Fachkräfte in den Gruppen erforderli­ch. Es könne „nicht ausgeschlo­ssen werden, dass die zuständige Aufsichtsb­ehörde prüft, ob die zu großen Gruppen auf Dauer zu Einschränk­ungen in der Erziehungs- und Bildungsar­beit führen“.

 ?? Symbolfoto: Julian Strate, dpa ?? Bei der Kinderbetr­euung gehen die Ansichten auseinande­r: Während die Stadträte größere Kindergart­engruppen favorisier­en, halten das Bürgermeis­ter und Verwal tung nicht für den richtigen Weg.
Symbolfoto: Julian Strate, dpa Bei der Kinderbetr­euung gehen die Ansichten auseinande­r: Während die Stadträte größere Kindergart­engruppen favorisier­en, halten das Bürgermeis­ter und Verwal tung nicht für den richtigen Weg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany