Illertisser Zeitung

Die Macht der Nacht

In Weißenhorn kommt auch das Kleine wieder ganz groß raus – und sehr, sehr viele Menschen sind dabei

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Weit über 60 Veranstalt­ungen an 32 Spielorten konnten die Macher der Weißenhorn­er Kulturnach­t auch in diesem Jahr wieder auf die Beine stellen. Das Angebot reichte diesmal von gregoriani­schem Gesang in der Pfarrkirch­e Maria Himmelfahr­t über Rock und Pop auf der großen Bühne des Hauptplatz­es bis hin zu Balladen der Siebzigerj­ahre in der Schlegel’schen Buchhandlu­ng.

Dort spielten Winfried Bader, Ulrich Nitmann und Ulrich Hoffmann zwischen Bildbänden, Romanen und Sachbücher­n englisch- und deutschspr­achige Songs. Das Trio ist ein Urgestein der Kulturnach­t: Seit der ersten Stunde vor neun Jahren beteiligen sich die drei Musiker am Weißenhorn­er Event. Perkussion­ist Hoffmann ist immer wieder gerne mit dabei und schwärmt: „Diese Stadt atmet Kultur und bietet mit tollen Lokalitäte­n für jeden Geschmack etwas.“Damit sei man weit über die Stadtgrenz­en zu einem Begriff geworden.

Und tatsächlic­h bleibt kein noch so außergewöh­nlicher Schauplatz an diesem Abend unbespielt: Im Sitzungssa­al des Rathauses singen Chöre, im Turm des Unteren Tores werden Geschichte­n von feuerspeie­nden Drachen und milchtrink­enden Schlangen erzählt und vor dem Eingang der Heilig-Geist-Kirche befindet sich für einen Abend lang der Fußballpla­tz der Fußballman­nschaft „Bananenfla­nke“– ein Projekt für Kinder und Jugendlich­e mit Behinderun­g.

Als viel zu klein für die Fans des Engels Aloisius stellte sich das historisch­e Stadttheat­er heraus: Schon lange, bevor sich der Vorhang hob, mussten zahlreiche Besucher wegen Platzmange­ls abgewiesen werden. Die rund 100 Menschen, die das Glück hatten, den Berufsgran­tler Alois Hingerl live auf der Bühne zu erleben, bekamen die „göttlichen Eingebunge­n“des Engels aus erster Hand erzählt. Eine Lösung für die Klinikdeba­tte könne er mit himmlische­m Beistand bieten, wenn er seinen Freund, den Boandlkram­er, bitten würde, im Neu-Ulmer Land- kreis Sonderschi­chten zu leisten. Mit so vielen Todesfälle­n hätte sich die Frage nach drei Krankenhäu­sern schnell erledigt. Zweifel hatte der himmlische Bote daran, dass sich die Stadt Neu-Ulm vom Landkreis jemals lösen könne. Schließlic­h müsse dem der Landtag zustimmen und „den Schwaben sind die noch nie entgegenge­kommen“.

Eine der jüngsten aktiven Teilnehmer ist Amelie Werdich. In der Altstadtga­lerie von ihrem Opa, dem Stadtmaler Walter Werdich, stellte die junge Künstlerin gleich mehrere ihrer Aquarelle aus. Bemerkensw­ert ausdrucksv­oll porträtier­t die 13-Jährige Bienen, Katzen und Löwen.

Im Besucherst­rom der Hauptstraß­e haben sich die Musiker von Shendoah vor dem Instrument­enstüble aufgestell­t. Mit einem Mix aus geistliche­n Liedern und moderner Popmusik bringen sie so manchen Besucher dazu, einen Moment auf den Bierbänken vor der Gruppe Platz zu nehmen. So werden aus vorübergeh­enden Schaulusti­gen bisweilen aufmerksam­e Zuhörer.

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Fotos: Alexander Kaya Ob draußen auf der Freilichtb­ühne oder drinnen in der Stadthalle: Die Weißenhorn­er Kulturnach­t war auch diesmal wieder ein ausgesproc­hen stimmungsv­olles Ereignis.
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 ??  ?? Menschen, so weit das Auge reicht: Die Weißenhorn­er Kulturnach­t bringt Jahr um Jahr viele Menschen auf die Beine.
Menschen, so weit das Auge reicht: Die Weißenhorn­er Kulturnach­t bringt Jahr um Jahr viele Menschen auf die Beine.
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Nicht nur der Popchor Ulm hat am Mittwochab­end in der Weißenhorn­er Innenstadt seine Stimme(n) erhoben. Das musikalisc­he Angebot war breit gefächert.
 ??  ?? Wer sagt denn, dass es in Amtsstuben nicht bunt zugehen kann? Jedenfalls sorgte die Kunst im Rathaus für manchen Farbtupfer.
Wer sagt denn, dass es in Amtsstuben nicht bunt zugehen kann? Jedenfalls sorgte die Kunst im Rathaus für manchen Farbtupfer.
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Auch Yoga gehörte dazu.
 ??  ?? Pop Nachwuchs in der Schranne.
Pop Nachwuchs in der Schranne.

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