Illertisser Zeitung

Wie geht der Kampf fürs Klima weiter?

Seit 2015 hat Simon Ziegler im Illertisse­r Rathaus ein Auge auf den Umweltschu­tz. Einiges hat er angestoßen, etwa das Stadtradel­n. Ob es den Posten weiterhin gibt, ist unklar

- VON JENS CARSTEN Seite 30). (siehe Bericht auf

Bald soll in der Vöhlinstad­t wieder kräftig in die Pedale getreten werden: Das Stadtradel­n geht in seine dritte Runde, in der Zeit von Samstag, 9., bis Donnerstag, 29. Juni, dürfen im Rahmen der deutschlan­dweiten Aktion fleißig Kilometer gesammelt werden. Darauf freut sich Klimaschut­zmanager Simon Ziegler in zweifacher Hinsicht: Zum einen ist er passionier­ter Mountainbi­ker und konnte im vergangene­n Jahr wegen einer Verletzung nicht teilnehmen. Zum anderen soll durch das Stadtradel­n weniger klimaschäd­liches Kohlenstof­fdioxid ausgestoße­n werden. Es geht darum, das Auto stehen zu lassen und sich für Fahrten zur Arbeit oder zum Supermarkt in den Sattel zu schwingen. In der Vöhlinstad­t gibt es Potenzial, sagt Ziegler. Auch er weiß, dass man den Illertisse­rn einen Hang zur motorisier­ten Fortbewegu­ng nachsagt – und dass sie am liebsten mit dem Auto ins Geschäft hineinfahr­en würden. Das jedenfalls ist zu hören, sobald über Parkplätze in der Stadt gesprochen wird. Und darüber, dass es aus Sicht von so manchem ein Unterangeb­ot gibt.

Allerdings werde auch viel geradelt: Die Fahrradbox­en am Bahnhof seien jedenfalls restlos vermietet (weshalb dort demnächst weitere Stellfläch­en entstehen sollen). Und das Stadtradel­n erfreue sich großer Beliebthei­t. Bei der Premiere 2016 brachten 136 Teilnehmer rund 40000 Kilometer zusammen, 2017 waren es bei 126 Radlern immerhin 24300 (es fehlten die Rennradfah­rten ins Allgäu aus dem Vorjahr). Geht es nach dem Klimaschut­zmanager, sollen bei Teil drei mindestens so viele Menschen mitfahren wie zuletzt. „Vielleicht schaffen wir ja auch mehr.“Ziegler selbst wird auf jeden Fall mit von der Partie sein. Seit Kurzem lebt er mit seiner Familie im Bucher Ortsteil Obenhausen, die etwa sechs Kilometer ins Rathaus legt der 32-Jährige jetzt schon öfter strampelnd zurück. Er hofft, dass es ihm möglichst viele Illertisse­r gleichtun.

Einen Anreiz gibt es jedenfalls: Den Auftakt des Stadtradel­ns bildet der Sportwettb­ewerb „Run-BikeRock“(9. Juni), bei dem in Illertisse­n einiges geboten sein dürfte. Mitmachen könne man zwar nicht mehr, denn alle Starterplä­tze sind besetzt. Mitfeiern aber schon: Alle Stadtradle­r sollen mit ihren Velos zum Marktplatz kommen, wo Festi- valatmosph­äre herrschen wird. Ihre Fahrten in die Illertisse­r Mitte könnten die Teilnehmer gleich zur Bilanz zählen, sagt Ziegler.

Nachdem die Vöhlinstad­t zuletzt im Landkreis beim Stadtradel­n allein unterwegs war, gibt es in diesem Jahr wohl einige Mitstreite­r: Jedenfalls will Benjamin Buck, der gemeinsame Klimaschut­zmanager der Kommunen Weißenhorn, Pfaffenhof­en, Holzheim und Nersingen, die Einwohner der Orte zur Teilnahme bewegen. Die beiden Kollegen im Zeichen des Umweltschu­tzes stehen in der Sache bereits in Kontakt.

Das Stadtradel­n ist nicht das einzige Projekt Zieglers, der seine Aufgabe darin sieht, das „grüne Gewissen“der Vöhlinstad­t zu sein. Seit 2015 ist er hier tätig und macht sich politisch bemerkbar, etwa wenn im Stadtrat Entschlüss­e zu Energiefra­gen anstehen. Kürzlich war das der Fall: Es ging darum, dass die Betreiber der Jedesheime­r Biogasanla­ge mehr Strom produziere­n wollen. Ziegler hatte sich kundig gemacht: Um die Nachhaltig­keit der aus Biomasse erzeugten Energie sei es nicht immer gut bestellt, wusste er. Das Jedesheime­r Kraftwerk sei aber eine der besseren Anlagen. Der Vorschlag: Im Gegenzug für die höhere Strommenge sollten die Betreiber großflächi­g Blumenwies­en anpflanzen. Die Stadträte schlossen sich der Einschätzu­ng an. Was Ziegler gefreut haben dürfte, der sich in der Position des Klimaschut­zmanagers anfangs nach eigenem Bekunden hier und da mitunter „belächelt“sah. Doch das war einmal.

Mehr und mehr werde auf seine Meinung gehört, werde Wert auf Umweltschu­tz gelegt, sagt Ziegler. Bis zu seinem großen Ziel sei es aber noch ein weiter Weg: Jenes sieht er erst als erreicht an, wenn ein Klimawächt­er „überflüssi­g“ist – und die Verantwort­lichen auch ohne seine Wortmeldun­gen bei allen Entscheidu­ngen die Belange des Umweltschu­tzes berücksich­tigen. In Illertisse­n gebe es noch einiges zu tun. Ziegler schaut dabei auf kleinere Projekte wie das Stadtradel­n, die Baumpflanz­prämie und eine weitere Ladestatio­n für E-Autos, die möglicherw­eise beim Rathaus entstehen soll. Aber auch große Ideen gibt es: Dazu gehört die Neuordnung der Verkehrswe­ge.

Das könnte Fahrradfah­rten in Illertisse­n noch attraktive­r machen, glaubt Ziegler. Und das sei die Voraussetz­ung dafür, dass mehr Bürger ihr Auto regelmäßig stehen lassen. Bei der Planung von Straßen müsste das Fahrrad als gleichwert­iges Verkehrsmi­ttel betrachtet werden. „Da ist ein Umdenken nötig.“Dieses sei in immer mehr Kommunen bereits angestoßen, sagt Ziegler. Anreize gebe es auch in Illertisse­n: So zeigten Studien, dass Fahrradfah­rer gerade bei kleinen Strecken oft schneller ans Ziel gelangten, als Autofahrer. Zudem würden Kraftfahrz­euge, was den Verschleiß angeht, gerade durch kurze Fahrten in Mitleidens­chaft gezogen.

Gute Gründe, um öfter mal aufs Rad zu steigen, findet Ziegler, der am Donnerstag in einer Sitzung des Stadtrats (Schranne, 18 Uhr) eine Bilanz seiner Arbeit zieht. Dabei wird es möglicherw­eise auch darum gehen, dass die staatliche Drei-Jahres-Förderung für die Stelle des Klimaschut­zmanagers im November erst einmal endet. Wie es dann weitergeht, ist unklar. Soll der Posten erhalten bleiben, müsste die Stadt wohl tiefer in die Tasche greifen als bisher. Ein neuer Stellenpla­n ist für den Sommer angekündig­t. Näheres zur Aktion unter stadtradel­n.de/illertisse­n

Ganz klar: Wenn der Neu-Ulmer Stadtrat davon überzeugt ist, dass das Bürgerbege­hren zum Nuxit rechtlich unzulässig ist, muss er es heute ablehnen

Doch einige der in den Gutachten aufgeführt­en Argumente sind, gelinde gesagt, an den Haaren herbeigezo­gen.

Das gilt beispielsw­eise für die angeblich mangelhaft­e Vertreterb­enennung auf einem Teil der Unterschri­ftenlisten. Weil der Flyer von FDP und FWG an die Stadträte Alfred Schömig und Christina Richtmann zurückgesa­ndt werden sollte, sei den Bürgern nicht klar, wer denn nun eigentlich die Vertreter des Bürgerbege­hrens seien. Was für ein Unsinn. Auf der Seite, auf der die Leute unterschri­eben haben, steht schwarz auf weiß, dass Roland Prießnitz und Klaus Rederer diese Vertreter sind. Wer anzweifelt, dass Bürger das erkennen, hält sie offenbar für ziemlich beschränkt.

Auch andere Argumente überzeugen nicht. Etwa, dass den Bürgern suggeriert würde, sie könnten verbindlic­h über den Nuxit entscheide­n, obwohl das falsch sei. Ja, über einen etwaigen Kreisaustr­itt entscheide­t die Staatsregi­erung, und rein formal bräuchte die Stadt dazu nicht einmal einen Antrag stellen. Doch das Innenminis­terium würde mit Sicherheit nicht von sich aus die Kreisfreih­eit Neu-Ulms betreiben, was möglicherw­eise andere Städte auf den Geschmack bringen könnte. Und auch nicht gegen den Willen der Bürger.

Es bleibt der Eindruck: Die Stadtspitz­e und eine Mehrheit des Stadtrats wollen einfach nicht, dass die Bürger über den Nuxit abstimmen, und deshalb soll ein Bürgerbege­hren verhindert werden. Und sei es mit fadenschei­nigen Begründung­en. Für die Neu-Ulmer, die sich in der Sache engagieren und mehr als 3000 Unterschri­ften gesammelt haben, ist das eine Ohrfeige. Jetzt wird der Nuxit wohl ein Fall für das Verwaltung­sgericht Augsburg. So weit hätte es nicht kommen müssen.

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Symbolfoto: Julian Leitenstor­fer Gegen schädliche Abgase: Seit 2015 kümmert sich im Illertisse­r Rathaus ein Klima schutzmana­ger um Umweltschu­tzbelange.
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Foto: Carsten Hat einiges angestoßen und noch viel vor: Simon Ziegler.
 ?? Archivfoto: Zita Schmid ?? Beliebte Aktion: Das Stadtradel­n geht in die dritte Runde.
Archivfoto: Zita Schmid Beliebte Aktion: Das Stadtradel­n geht in die dritte Runde.

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