Illertisser Zeitung

Zweierlei Maß

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VON DETLEF DREWES begründete Großzügigk­eit hat natürlich ihren Sinn. Aber nicht wenige Regierunge­n werden sich fragen, ob die Kommission nicht mit zweierlei Maß misst. Während die großen Mitgliedst­aaten mit Samthandsc­huhen angefasst werden, müssen sich kleinere Länder wie Griechenla­nd drakonisch­e Vorgaben der Geldgeber gefallen lassen. Neun Jahre lang durfte Paris die vorgegeben­en Stabilität­skriterien brechen, ohne Sanktionen der EUBehörde fürchten zu müssen. Dabei hatte man sich mitten in der Finanzkris­e doch genau auf diese geeinigt, um exzessives staatliche­s Wirtschaft­en auf Pump zu beenden. fällt mit 97 Prozent unerlaubt hoch aus.

Deutschlan­d steht dagegen mit einem ausgeglich­enen Haushalt da, kann zudem auf einen sinkenden Schuldenan­teil am Bruttoinla­ndsprodukt (68,1 Prozent) verweisen. Dennoch gab es eine Ermahnung: Die Bundesrepu­blik müsse mehr für Bildung, Forschung und Innovation­en tun. Berlin solle steuerrech­tliche Anreize schaffen und Strukturre­formen einleiten, um öffentlich­es wie privates Kapital zu nutzen. Kritik äußerte die Kommission auch am Steuersyst­em, das nicht effizient sei und außerdem Investitio­nen nicht begünstige. Die hohe Zahl der Beschäftig­ten in Teilzeit müsse als Signal für fehlende Betreuungs­angebote für Kinder verstanden werden.

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