Illertisser Zeitung

Auf zum härtesten Radrennen der Welt

Im normalen Leben ist der 52-jährige Achim Röder Geschäftsf­ührer eines Ingenieurb­üros in Neu-Ulm. Warum er nun quer über den amerikanis­chen Kontinent radelt

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Das Race Across America gilt als der härteste Radmaratho­n der Welt: 51000 Höhenmeter, 4800 Kilometer, zwölf Staaten, 50 Zeitstatio­nen gilt es in möglichst wenigen Tagen zu bewältigen. Es gibt keine Etappen, sondern nur ein Ziel: Annapolis, Maryland. Gestartet wird auf der anderen Seite des Kontinents – in Oceanside (Kalifornie­n).

Diese Herausford­erung nimmt im Juni der Neu-Ulmer Achim Röder an. Sein Ziel: die Strecke in „unter sieben Tagen“zu schaffen und 75000 Euro an Spendengel­dern für den Verein „Ulms kleine Spatzen“zu generieren. Radrennen sind dem 52-Jährigen nicht fremd. Auch wenn die größten Rundfahrte­n schon einige Zeit hinter Röder liegen. Vor 30 Jahren fuhr der Geschäftsf­ührer eines Ingenieurb­üros für Tragwerksp­lanung in der höchsten deutschen Amateurkla­sse. Nicht zuletzt ein komplizier­ter Zehenbruch stand einer Profikarri­ere im Weg.

Nachdem er sein Rad einige Zeit in die Ecke stellte, packte Röder vor ein paar Jahren wieder die Lust am Radsport. Das Race Across America war schon immer ein heimlicher Traum von Röder. „Ich hatte es immer im Hinterkopf.“

Die Herausford­erungen unterwegs sind nicht jedermanns Sache. Die Strecke führt dabei durch Wüstengege­nden, über Pässe der Rocky Mountains, die Appalachen und durch die oft konturlose­n Weiten des Mittleren Westens. Zu den Mega-Hürden des Rennens zählen extremes Wetter und die zermürbend lange Distanz.

Freilich fährt Achim Röder nicht alleine. Mit dabei sind Bäckermeis­ter Matthias Bormuth (55 Jahre, aus Darmstadt), Frank Gerstensch­lager (57, aus Frankfurt) und Andreas Ritter (47, aus München). Die Rennfahrer teilen sich entlang der exakt definierte­n Route ihre Schlafpaus­en selbst ein und versuchen, schnellstm­öglich das Ziel an der Ostküste zu erreichen.

Durch die unterschie­dlichen Wohnorte der Fahrer kam es in der Vorbereitu­ng nur zu zwei gemeinsame­n Ausfahrten. Doch die moderne Technik hilft: Alle vier haben auf Ergometert­raining mit einer virtuellen Radstrecke gesetzt und die Trainingse­inheiten in einer einheitlic­hen Trainingss­oftware dokumentie­rt. Dieser gemeinsame Ansatz habe sich als sehr motivieren­d herausgest­ellt.

Es sei aber nicht unbedingt die der Muskeln, die Erfolg von Misserfolg trennt: „Das Schlafmana­gement kann entscheide­nd sein“, sagt Röder. Dafür, dass er und die weiteren drei Radfahrer überhaupt ein Auge zubekommen, ist ein ganzes Team notwendig.

Zwei Begleitfah­rzeuge inklusive eines Physiother­apeuten versorgen das Team. Insgesamt besteht ihre Crew aus zwölf Personen – alles Freunde und Verwandte. Röder ist der erfahrenst­e Radsportle­r im Team und so für die schwierigs­ten Etappen gesetzt. Etwa wenn es über die Pässe oder durch das Tal des Todes geht: „Bei 50 Grad bin ich noch nie gefahren“, sagt Röder. Überhaupt sei es grenzwerti­g, wenn die Außentempe­ratur über der Körpertemp­eratur liegt. Denn oberhalb der Grenze von 39 Grad Celsius werden zahlreiche körperlich­e Grundfunkt­ionen beeinträch­tigt. Experten warnen vor Zittern sowie Übelkeit und Gänsehaut als Warnsignal­e des Körpers. Per Flüssigkei­tsversorgu­ng gilt es, diese zu vermeiden.

Zwei Räder hat Röder im Gepäck: ein normales Rennrad sowie ein besonders aerodynami­sches Zeitfahrra­d, das auf geraden Strecken Zeitgewinn einfahren soll. Insgesamt 75 000 Euro investiert Röder mit seinen Mitfahrern in das Projekt. Räder, Flüge, Begleitfah­rzeuge und die Vorbereitu­ng kosten freilich Geld. Doch nur, um gegen den inneren Schweinhun­d zu gewinnen, überquert der Ulmer keine drei großen Bergketten. Das Ziel der vier ist es, die gleiche Summe, die sie invesAusda­uer tieren – also 75000 Euro –, für das Hilfswerk „Ulms kleine Spatzen“aufzutreib­en. Und Walter Biersack, der Vorsitzend­e des Vereins, ist zuversicht­lich, dass es klappt. Zahlreiche Sponsoren wären bereits an Bord. Sämtliche Kosten, die mit der Teilnahme verbunden sind, würden von den Rennfahrer­n übernommen. Das Rennen würde lediglich als Chance genutzt, möglichst viele Spenden für benachteil­igte Kinder zu sammeln.

Die großen Sponsoren ha ben „Ulms kleine Spatzen“beisam men. Online unter uks goes america.de können sich Firmen und Privatpers­o nen aber noch als Namensgebe­r/Spender der 55 Zeitstatio­nen für einen guten Zweck engagieren.

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Foto: Markus Schuh/dpa Durch die Wüsten und Steppen von Utah fährt auch das Team um Achim Röder. Unser Bild zeigt Achim Heukemes aus Hagnau (Bodensee), der das Rennen 2011 als 63 Jähriger fuhr.
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Achim Röder

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