98 Jähriger nimmt Motorradfahrer die Vorfahrt
Bei einer Kollision bei Jedesheim wird ein 50-Jähriger schwer verletzt. War der Senior im Auto fit genug?
Ein schwerer Unfall hat sich am Mittwochabend bei Jedesheim ereignet: Ein Motorrad prallte gegen ein Auto, der 50-jährige Fahrer des Zweirads stürzte und zog sich schwere Verletzungen zu. Wie die Polizei mitteilt, wurde der Mann mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus gebracht. An beiden Fahrzeugen entstand Totalschaden. Am Steuer des Wagens saß ein 98 Jahre alter Mann. Er überquerte mit seinem Auto die Kreisstraße NU 5 (zwischen Illertissen und Unterroth) auf Höhe der Bergenstettener Straße und übersah dabei offenbar den Motorradfahrer, der Vorfahrt hatte. Spielte das Alter eine Rolle bei dem Unfall? Das ist unklar. Die Ermittlungen laufen, sagt Franz Mayr, der Leiter der Illertisser Polizei, auf Anfrage. In solchen Fällen werde die Führerscheinstelle am Landratsamt benachrichtigt. Dort könne man die Fahrtauglichkeit von Verkehrsteilnehmern überprüfen. Und bei Bedarf die Fahrerlaubnis einziehen.
Ob jemand fit genug ist, ein Auto zu steuern, lasse sich pauschal nicht beurteilen, sagt Andreas Reimann, der Fachbereichsleiter Verkehr am Landratsamt. „Das ist immer eine Einzelfallentscheidung.“Regelmäßig bekomme seine Abteilung Mitteilungen von der Polizei, etwa wenn bei Unfällen Alkohol oder Drogen im Spiel waren. Oder gesundheitliche Probleme. Eine Hochphase sei die Zeit um Fasching herum, „da kommt es stapelweise“, so Reimann. Mitunter werde die Führerscheinstelle auch von Privatleuten über vermeintliche Verstöße von Mitbürgern informiert, nicht immer ganz uneigennützig, wie Reimann weiß. „Häufig stehen dann Nachbarschaftstreitigkeiten im Hintergrund.“ Größeres Gewicht hätten bei den Prüfern der Führerscheinstelle die Einschätzungen der Polizei. Man gehe aber allen Mitteilungen nach, drei bis vier seien es pro Woche.
Zunächst stelle sich dann die Frage, ob der betreffende Fahrer schon einmal aktenkundig geworden ist. Mitunter reiche es zwar aus, in einem Brief an die Eigenverantwortung zu appellieren. Wenn es aber Anzeichen für gesundheitliche Beeinträchtigungen gibt, laden die Mitarbeiter der Führerscheinstelle den Delinquenten vor. Falls Zweifel an der Fahrtauglichkeit bestehen, könne ein ärztliches Gutachten angeordnet werden. Oder die von so manchem Verkehrsteilnehmer gefürchtete Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU). Anders als gemeinhin behauptet, gebe es jedoch eine „faire Chance“, diese mit dem Prädikat „fahrtauglich“zu absolvieren, sagt Reimann. „Alles andere sind Gerüchte.“Diese würden vor allem von Fahrern gestreut, die jahrelang Drogen konsumiert hätten und nun versuchten, ihren Führerschein möglichst schnell und mühelos wiederzubekommen. Dies stellten Psychologen eben infrage.
Mit welchem Mittel jeweils zu reagieren ist, werde stets sorgsam geprüft, sagt Reimann. Wohl auch im Fall der schweren Kollision bei Jedesheim. Sie hätte vermutlich noch schlimmer ausgehen können.