Brugger schnürt die Schuhe für Berlin
Die Heim-EM lockt den Ulmer. In Götzis kann er sich dafür empfehlen, aber es gibt ein großes Fragezeichen
In der österreichischen Marktgemeinde Götzis geht es an diesem Wochenende für die deutschen Zehnkämpfer und Siebenkämpferinnen darum, sich für die Heim-Europameisterschaft in Berlin vom 6. bis zum 12. August zu empfehlen. Mittendrin im Weltklasse-Feld ist mit Mathias Brugger auch ein Athlet vom SSV Ulm 1846.
Im Vorjahr hat sich der 25-Jährige im Mehrkampf-Mekka in Vorarlberg auf herausragende 8294 Punkte gesteigert, was ihm damals die WM-Qualifikation beschert hatte. Diesmal jedoch stehen die Vorzeichen anders. Denn bei eben jener Weltmeisterschaft in London zog sich Brugger einen Einriss der Patellasehne am linken Knie und somit an seinem Sprungbein zu. Dank der intensiven medizinischen Betreuung durch Professor Dr. Benedikt Friemert vom Bundeswehr-Krankenhaus in Ulm und nach monatelangem Training mit angezogener Handbremse ist der Zehnkämpfer jetzt rechtzeitig vor dem richtungweisenden Wettkampf zwar wieder voll einsatzfähig. Ein paar Fragezeichen aber bleiben.
„Der Patellasehne geht es gut“, verkündete Brugger nach den ersten Tests im Stabhochsprung, Weitsprung und Hochsprung: „Ich spüre die Belastung, aber ich bin schmerzfrei.“Es waren die ersten Sprünge mit dem linken Bein seit August 2017. Wie stabil die Technik ist, wird sich also zeigen. Dass die Form grundsätzlich stimmt, deutete der Ulmer bereits in Wettkämpfen über die Hürden und 400 Meter an. Brugger freut sich auf seinen dritten Start in Götzis: „Die Zuschauer dort sind der Wahnsinn. Aber noch bin ich sehr entspannt. Das war im vergangenen Jahr ganz anders.“
Die magische Marke von 8000 Zählern und damit die theoretische EM-Norm für Berlin ist nur ein Zwischenziel. In der Praxis nämlich muss ein Athlet möglicherweise mindestens 8300 Punkte abliefern, wenn er einen der drei deutschen Startplätze ergattern will. Brugger ist sich der großen Konkurrenz bewusst, verstecken muss er sich aber auch nach seiner eigenen Einschätzung nicht: „Die Situation ist jedes Jahr ähnlich. Ich rechne mir Chancen aus und wäre gerne bei der Heim-EM dabei. Dafür will ich in Götzis ein Statement setzen.“
Wer schließlich nach Berlin fährt, entscheidet sich am 16. und 17. Juni in Ratingen. Dort wird der SSV Ulm 1846 wieder mit einer ganzen Reihe Zehnkämpfer vertreten sein – unter anderem auch mit Olympia-Teilnehmer Arthur Abele und Tim Nowak, der die Saison vor Kurzem mit seinem ersten 8000er eingeläutet hat.