Illertisser Zeitung

Jagd auf Ferientric­kser?

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Man könnte fast meinen, die bayerische Polizei habe zu wenig zu tun, wenn sie Zeit hat, vor den Ferien Schulschwä­nzer an Flughäfen aufzulauer­n. Diese Aktion war vollkommen überzogen. Als sei die Schulpflic­ht in akuter Gefahr, weil ein paar Eltern ihre Kinder ein oder zwei Tage früher in die Ferien entführen. Kommt die Polizei demnächst etwa auch, wenn mal wieder Unterricht ausfällt, weil es zu wenig Lehrer gibt und das Recht der Kinder auf Bildung verletzt wird?

Die Schulpflic­ht ist ein wichtiges Gut, selbstvers­tändlich. Ebenso: Dass der Staat ein Auge darauf hat, dass sie eingehalte­n wird. Schließlic­h ermöglicht sie den Kindern und Jugendlich­en ein Recht auf Bildung. Das wissen die allermeist­en Eltern in Deutschlan­d und halten sich die allermeist­e Zeit auch daran – übrigens auch die, die früher in den Urlaub fahren. Mithilfe der Polizei Ferientric­kser zu jagen, ist aber weder hilfreich noch abschrecke­nd. An den Flughäfen werden nur „Täter“in homöopathi­schen Mengen erwischt. Und was ist mit den Familien, die mit dem Auto oder der Bahn verreisen? Zudem wissen die Schulleitu­ngen, wo ihre Pappenheim­er sitzen, die unentschul­digt fehlen – die können auch direkt abgemahnt werden. Dazu braucht es keine Polizei.

Und warum eigentlich die ganze Aufregung? Ein oder zwei Tage vor den Ferien dürfen Eltern doch auch einmal fünfe gerade sein lassen, ohne dass die Bildung ihres Kindes in Gefahr ist oder sie gleich als schlechte Vorbilder gelten. Wie jeder (Ex-)Schüler weiß, passiert an diesen Tagen ohnehin nichts mehr im Unterricht. Wichtiger Stoff wird also nicht verpasst. Außerdem: Wer früher in den Urlaub fährt und so die Wucherprei­se der Reisebranc­he umgeht, der kann seinem Kind womöglich noch ganz andere Horizonte öffnen.

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