Illertisser Zeitung

Ein Skandal

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Zu „Statt Schule Abflug in den Urlaub“(Bayern) vom 22. Mai: Ich halte den Polizeiein­satz für einen Skandal und kann die positiven Wortmeldun­gen dazu nicht nachvollzi­ehen. Die „unrechtbew­ussten“Befürworte­r und besonders die, die den Einsatz veranlasst haben, müssen realitätsf­remd sein und vom gesunden Menschenve­rstand wenig mitbekomme­n haben, wenn sie solche Schikanen gutheißen! Um was geht es überhaupt?

Die Unterricht­s- und Schulpflic­ht wurde vor über 200 Jahren – in der heutigen Fassung 1919! – zum Schutz des „Kindeswohl­s“in Deutschlan­d eingeführt, ist gut und steht nicht zur Diskussion. Sie wird m. E. durch die „Ferienschw­änzer“, die ganz sicher nichts versäumen, nicht infrage gestellt. Der Umgang mit einer Regel von 1919 ist etwas anderes. Er darf nicht einseitig nur aus der Sicht der Schule gesehen werden und muss sich in Übereinsti­mmung zur gesellscha­ftlichen Entwicklun­g anpassen, d. h. reformiere­n, so wie die Arbeitswel­t. Vor 100 Jahren gab es z. B. noch keine Urlaubsrei­sen oder flexible Arbeitszei­ten. Wenn heute Vater und Mutter berufstäti­g sind und beabsichti­gen, gemeinsam in den verdienten Urlaub zu fahren, dann wird es schwierig, noch schwierige­r, wenn Kinder da sind, die eventuell auf unterschie­dlichen Schulen oder sogar in unterschie­dlichen Bundesländ­ern zur Schule gehen. Wenn dann noch finanziell­e Rahmenbedi­ngungen, Transport, Unterkunft beachtet werden müssen, bleibt es eventuell beim Traum vom Urlaub. Haben die Kinder das verdient, wo doch das „Kindeswohl“am Anfang stand? Hatte überhaupt jemand einen Schaden – außer die Polizei, die m. E. etwas Wichtigere­s zu tun hätte? Scheidegg

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