Illertisser Zeitung

Vater der berühmtest­en Familie der Welt Porträt

Simpsons-Erfinder Matt Groening will es noch mal wissen: Im August startet seine neue Serie. Ein Blick auf einen Autor und Rockmusike­r

- Christian Gall

In 15 Minuten ging alles über die Bühne. Nur so lange brauchte Matt Groening, um 1985 die Figuren der Simpsons zu entwerfen. Die Namen lieh er sich von seinen Familienmi­tgliedern aus: Sein deutschstä­mmiger Vater hieß Homer, seine norwegisch­e Mutter Margaret. In 15 Minuten legte der damals 31-Jährige den Grundstein für eine Serie, die seit 29 Jahren in mehr als 600 Folgen ausgestrah­lt wird.

Seine zweite Serie „Futurama“war kommerziel­l nicht ganz so erfolgreic­h, doch eine große Fangemeind­e hofft seit Jahren auf eine neue Staffel. Nun, inzwischen 64 Jahre alt, wagt sich Groening an den dritten Akt: „Disenchant­ment“, eine Zeichentri­ckserie mit FantasySet­ting, die ab dem 17. August auf dem Online-Streamingd­ienst Netflix laufen soll. Ein neuer Meilenstei­n in der Fernsehlan­dschaft? Das muss sich zeigen. Aber sicher ist es mehr, als sich der junge Groening je erträumt hätte.

Seine Anfänge bestritt er weitab des Fernsehens. Nach seiner Jugend in Portland als mittleres von fünf Kindern und einem Philosophi­estudium im US-Bundesstaa­t Washington zog es ihn mit 23 Jahren nach Los Angeles. Er hielt sich mit kleinen Jobs über Wasser, etwa als Lieferbote oder als Angestellt­er in einem Schallplat­tenladen. Gleichzeit­ig arbeitete er an ComicStrip­s: „Life in Hell“nannte er sie – „Leben in der Hölle“, inspiriert durch seine Erlebnisse in der neuen Stadt. Seine Geschichte­n mit zwei zynischen Kaninchen in den Hauptrolle­n verscherbe­lte er im Schallplat­tenladen, in dem er arbeitete – zwei Dollar verlangte er für seine eigenhändi­g kopierten Heftchen. Die schrägen Comics kamen bei der Kundschaft gut an, nach 500 verkauften Exemplaren druckten auch erste Zeitungen seine Zeichnunge­n ab. Groenings Name machte die Runde – und landete beim Filmproduz­enten James L. Brooks. Der lud den jungen Zeichner ein und wünschte sich von ihm eine außergewöh­nliche Idee für eine Comic-Serie. Es folgten 15 schicksalh­afte Minuten – der Rest ist Fernsehges­chichte. Doch die Simpsons haben schon bessere Zeiten erlebt. Neue Serien machen Groenings gelber Familie Konkurrenz, viele Fans kritisiere­n zudem, dass die Simpsons immer braver und korrekter werden. Von Groening selbst kann man das nicht behaupten, als überzeugte­r Atheist und Satiriker eckt er bei vielen Menschen an. In seiner Freizeit kann er sich aber in einen festen Freundeskr­eis zurückzieh­en – und in seine Rockband „Rock Bottom Remainders“, eine Gruppe aus berühmten Autoren, Journalist­en und Schriftste­llern, darunter auch Stephen King. Halt gibt ihm auch seine Familie – Groening lebt in zweiter Ehe mit seiner Frau Deborah zusammen, zwei Söhne hat er aus erster Ehe: Homer und Abe. Benannt nach Groenings Vater und seinem Großvater Abraham, nicht nach den Mitglieder­n seiner Comic-Familie.

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Foto: dpa

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