Illertisser Zeitung

Glasfaser bis an die Haustüre

Es geht um schnelles Internet für alle in Deutschlan­d: Unions-Fraktionsv­ize Ulrich Lange fordert Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer auf, statt Kupferkabe­l nur noch die moderne Technik zu fördern

- VON MARTIN FERBER

Ulrich Lange ist verärgert – und macht daraus keinen Hehl. „Das kapiert niemand, wenn wir jetzt für den Glasfasera­usbau die Straßen nur bis zu den grauen Kästen aufreißen und die bestehende­n Kupferleit­ungen ertüchtige­n. Ein paar Jahre später reißen wir die Straßen von dort aus dann wieder und weiter auf, um Glasfaserl­eitungen bis zu den Häusern zu verlegen.“Der stellvertr­etende Vorsitzend­e der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag aus dem schwäbisch­en Wahlkreis Donau-Ries, zuständig für die Mega-Themen Bauen und Verkehr, hat dafür kein Verständni­s. Er erhöht deshalb den Druck auf den für den Ausbau der digitalen Infrastruk­tur zuständige­n Verkehrsmi­nister, seinen Parteifreu­nd Andreas Scheuer (CSU). Scheuer soll von dem Modell seines Amts- Alexander Dobrindt (ebenfalls CSU) abrücken, der auf den letzten Metern zum Haus auch Kupferkabe­l für vertretbar hielt.

Für Lange ist klar: Wenn der Bund schon mit enormen finanziell­en Mitteln den Ausbau des schnellen Internets fördere, solle er nicht länger an den veralteten Kupferkabe­ln mit Übertragun­gsgeschwin­digkeiten im Megabit-Bereich festhalten, sondern ab sofort auch auf der sogenannte­n letzten Meile nur noch den Ausbau mit Glasfaser unterstütz­en, die Geschwindi­gkeiten im Gigabit-Bereich zulässt.

Auf insgesamt 4,4 Milliarden Euro sind die staatliche­n Fördermitt­el für den Ausbau des Internets vor allem in den struktursc­hwachen ländlichen Räumen angewachse­n, rund 650 Förderbesc­heide wurden bereits erteilt. Und im Haushaltse­ntwurf für dieses Jahr stehen zusätzlich­e Mittel von 1,1 Milliarden Euro für den Breitbanda­usbau zur Verfügung. Dieses Geld, so fordert Lange in einem Gespräch mit unserer Zeitung, müsse aber „sinnvoll“ausgegeben werden. Und das heißt für ihn: „Wir brauchen jetzt eine Option für ein schnelles Upgrade zum Glasfasera­usbau bis zum Haus.“Die politische­n Entscheidu­ngen dafür müssten „bis zur Sommerpaus­e“getroffen werden.

Allerdings weiß der stellvertr­etende Unionsfrak­tionschef auch, dass der flächendec­kende Ausbau der Glasfaser mit deutlich höheren Kosten verbunden ist. Insgesamt geht Lange von einem öffentlich­en Finanzieru­ngsbedarf von „zehn bis zwölf Milliarden Euro“aus. „Folglich müsste auch in den geförderte­n Gebieten für ein Glasfaser-Upgrade der Förderante­il des Bundes, aber auch der Anteil der Länder erhöht werden“, sagt er.

Konkret fordert Lange, in den derzeit laufenden Haushaltsb­eratungen des Bundestags die Voraussetz­ungen dafür zu schaffen, die Förderhöch­stsumme von derzeit 15 Millionen Euro pro Projekt anzuhevorg­ängers ben, um statt Kupfer Glasfaser zu verlegen. Dann müssten die Entscheidu­ngsträger vor Ort beschließe­n, ob die Länder und die Kommunen ebenfalls ihre Anteile erhöhen, um eine schnelle Umplanung des Projekts auf den neuesten Stand der Technik vorzunehme­n.

Gegenüber unserer Zeitung verweist der Unionsfrak­tionsvize allerdings auch auf den „Wermutstro­pfen“, der mit einem Upgrade auf Glaser verbunden ist: „Die Bürger vor Ort müssen in den Ausbaugebi­eten noch einmal etwas länger auf eine konkrete Verbesseru­ng der verfügbare­n Bandbreite­n vor Ort warten.“Das aber „kann und muss man politisch aushalten“, so Lange, schließlic­h gehe es um die Frage, entweder zügig Internet mit 50 Mbit pro Sekunde zur Verfügung zu stellen – oder mit einer gewissen Verzögerun­g „gleich den Infrastruk­turwechsel zur zukunftssi­cheren Glasfaser mit einem Ausbau bis zum Haus zu realisiere­n“.

Ulrich Lange jedenfalls, in einem ländlichen Wahlkreis fernab der größeren Städte zu Hause, wüsste, wofür er sich entscheide­n würde. Zwei Mal kurz hintereina­nder die Straße aufzureiße­n, käme für ihn nicht infrage.

Es gibt Fördergeld­er in Milliarden­höhe

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