Ratgeber
Bemuttert der Vierbeiner plötzlich ein Stofftier, sind die Hormone außer Rand und Band. Manchmal ist es so schlimm, dass nur noch Medikamente dem geplagten Tier helfen können
Beagle-Hündin Stella richtet ihr Bettchen her. Gefühlte 200 Mal schiebt sie mit der Nase die Wolldecke von rechts nach links und von links nach rechts, bis ihr die Unterlage endlich zu passen scheint. Dann holt sie den kleinen blauen Dinosaurier aus der Spielzeugkiste. Ihn platziert sie behutsam in die kuscheligste Ecke des Nestes. Neuerdings nimmt sie den Dino sogar zu Spaziergängen mit. Und wehe jemand versucht, ihr das Stofftier wegzunehmen. Da kann sie richtig aggressiv werden.
Noch etwas ist Stellas Besitzern aufgefallen. Seit einiger Zeit sind die Zitzen der Hündin stark geschwollen. Einmal haben sie sogar einen Tropfen Milch entdeckt. Alle diese Symptome gaben die Hundebesitzer ins Internet ein. Die Dia- gnose von Dr. Google: Scheinschwangerschaft.
Genau genommen ist Stella nicht scheinschwanger, sondern scheinmütterlich. Echte Scheinschwangerschaften gibt es auch, dabei bekommt veränderte Verhalten tritt sechs bis neun Wochen nach der Läufigkeit auf. Das Hormon Progesteron, das für die Erhaltung der Schwangerschaft zuständig ist, sinkt. Dafür steigt das Prolaktin stark an, das den Milchfluss anregt. Beides aus heiterem Himmel.
Warum Scheinschwangerschaft ausgerechnet bei Hunden so oft passiert, ist noch nicht vollständig geklärt. Tierärzte bewerten die Symptome inzwischen nicht mehr als Krankheit, sondern als ein spezielles Phänomen der Hunde. Die wichtigsten Anzeichen sind: ● Nestbauverhalten ● Adoption unbelebter Gegenstände ● Adoption anderer Tiere ● Reizbarkeit und Aggression ● Anbildung der Milchdrüse, teils mit Milchproduktion.
Was aber ist zu tun, wenn die Hündin scheinschwanger ist? In den meisten Fällen vergeht das unses gewohnte Verhalten nach zwei bis drei Wochen von selbst. Wer denkt, er könne der Hündin durch Hausmittel wie kalte Umschläge auf den Zitzen Erleichterung verschaffen, der irrt sich. Jede Berührung verstärkt den Milchfluss nur. Hingegen sinkt er, wenn das betroffene Tier 24 Stunden lang kein Futter bekommt. Verteidigt die Hündin ihr Nest und den plüschigen Nachwuchs mit Knurren und Zähnen, können Medikamente eingesetzt werden, die das Hormon Prolaktin reduzieren.
ist Tierärztin. Seit zehn Jahren ver knüpft sie die Leidenschaft für die Tiermedizin mit dem Spaß am Schreiben.