Besetzer in Beckers einstiger Traumvilla
Seit Jahren verwildert die Finca, die der Ex-Tennisstar vor rund 20 Jahren auf Mallorca kaufte. Georg „Bauchi“Berres hat sich dort eingenistet – und arbeitet gegen den Verfall an
Seit Jahren steht die großzügige Finca leer, die Tennislegende Boris Becker einst auf der Ferieninsel Mallorca erworben hat. Algen, Lurche und Frösche schwimmen im Pool. Der Garten des Landgutes ist verwildert. Die großzügige Villa und die Nebengebäude sind verfallen. Nun besetzte ein deutscher Hippie mit einigen Helfern die Finca und verspricht, dieses Natur- und Wohnparadies wieder herzurichten, um es vor dem Verfall zu bewahren.
Georg Berres, Aussteiger aus Düren in Nordrhein-Westfalen, will nichts mit jenen Hausbesetzern auf Mallorca zu tun haben, die dort in den vergangenen Monaten Negativschlagzeilen machten: weil sie in Ferienhäuser und Wohnungen eindringen, dort wie die Vandalen hausen, die Einrichtung verscherbeln und die besetzten Häuser freiwillig nicht mehr räumen. Berres, der schon einige Jahre auf Mallorca lebt, sich selbst Bauchi nennt und in sei- nem Wohnmobil oder in leer stehenden Häusern unterkommt, sieht sich als Retter verwahrloster Objekte. Im Zuge dieser Mission, die er auf den nicht ganz ernst gemeinten Namen „Intergalaktisches Hilfsund Rettungskommando“taufte, stieß Berres auf die BeckerFinca im ruhigeren Norden Mallorcas.
Das Anwesen in der Nähe des Ortes Artà war von dem deutschen Tennis-Idol vor rund 20 Jahren gekauft worden. Doch die Finca, zu der ein Gelände von 125000 Quadratmetern mit Pool und Tennisplatz gehört, brachte Becker nur Probleme und ist seit Jahren verlassen. Beckers große Lebenspläne auf Mallorca scheiterten: Erst musste er die Hälfte der neu gebauten FincaGebäude wieder abreißen, weil er die erlaubte maximale Bebauungsfläche überschritten hatte. Dann schlitterte Becker in finanzielle Probleme, die Zwangsversteigerung des Besitzes drohte. Derzeit weiß niemand, ob das Landgut, das vorübergehend für einen hohen Millionenbetrag zum Verkauf stand, noch Becker gehört. Oder einer Bank. Oder ob sich mittlerweile ein Käufer fand. „Die Eigentumsverhältnisse sind unklar“, schreibt die
„Wie kann es nur dazu kommen, dass Leute so viel Geld haben, um sich so etwas zu bauen und dann verfällt das. Ich verstehe das nicht“, sagt Aussteiger Berres. In seinem Videokanal „Jesus Bruder Bauchi“auf der Online-Plattform Youtube berichtet er seit Tagen über die Besetzung der Becker-Finca. Und über seine Vision, „diesem Platz wieder Leben einzuhauchen“.
Mehrere Freiwillige gehen dem Hippie mit langen Haaren und Bart bereits zur Hand, darunter eine deutsche Gärtnerin. „Ich finde es einfach toll, was Bauchi macht“, zitiert die Inselzeitung diese Frau, die mit der Sense im Garten für Ordnung sorgt. „Es ist doch so schade, wenn dieses tolle Anwesen hier einfach verfällt.“Ein Gemüsegarten soll einmal entstehen, wo derzeit noch Disteln wachsen.
Auch die Gebäude, von deren Wänden der Putz bröckelt, will Bauchi mit seinen Helfern renovieren. Er träumt davon, die paradiesische Finca in eine Art Begegnungszentrum für Aussteiger zu verwandeln. Aber zunächst hofft er auf einen Besitzer, der ihn eine gewisse Zeit gewähren lässt. Er versichert gegenüber der Inselpresse: „Uns geht es um nichts anderes, als in dem Moment mietfrei zu wohnen und dafür dem Haus etwas zurückzugeben.“Einer polizeilichen Räumung wolle er sich aber nicht widersetzen. „Wenn die Guardia Civil vor der Tür steht und uns zwingt zu gehen, dann gehen wir. Wenn auch unter friedlichem Protest.“