Erfolg gegen Krankenhauskeim
MRSA fordert immer wieder Todesfälle. Der gebürtige Augsburger Pierre Stallforth entdeckt mit seinem Team in Jena nun Substanzen, die gegen den gefährlichen Keim wirken
Herr Dr. Stallforth, Sie sind Chemiker am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie in Jena. Was haben Sie mit Ihrem Team genau entdeckt, was die Hoffnung wachsen lässt, dass dem gefürchteten multiresistenten Krankenhauskeim MRSA doch noch der Garaus gemacht werden könnte?
Wir haben uns das natürliche Umfeld von Bakterien angeschaut und hier gezielt darauf geachtet, welche antibiotischen Stoffe produziert werden und wie diese antibiotischen Stoffe in der Natur funktionieren. Aus dieser Wirkungsweise wollen wir einen Nutzen für uns Menschen ziehen. Und in der Tat ist es uns gelungen, nicht nur einen effektiven Wirkstoff zu entdecken, sondern sogar zwei, die gemeinsam eine hocheffiziente Wirkstoffkombination bilden.
Weil sich immer wieder gezeigt hat, dass gegen Wirkstoffkombinationen langsamer Resistenzen gebildet werden. Das heißt, unsere zwei entdeckten Stoffe, die für sich genommen schon sehr effektiv sind, können sich in ihrer Wirksamkeit noch gegenseitig verstärken.
Heißt das, dass Sie auf der Suche nach einem neuen Antibiotikum sind?
Genau. Uns interessiert aber erst einmal die Frage, warum werden in der Natur überhaupt Antibiotika produziert? Dazu muss man wissen, dass mehr als 75 Prozent der erhältlichen Antibiotika aus Mikroorganismen wie Bakterien isoliert werden. Die Organismen produzieren in der Natur aber Antibiotika ja nicht, damit wir Medikamente gegen Infektionen herstellen können, sondern die Antibiotika haben in der Natur ganz eigene Funktionen. Und genau diese Funktionen interessieren uns, damit wir natürlich letztlich einen Nutzen für die Menschen erzielen können.
Wie geht es jetzt weiter nach der Entdeckung der beiden Substanzen?
Wir sind insbesondere Grundlagenforscher. Was uns vor allem interessiert: Können wir noch andere Bakterien finden, die ähnliche Wirkstoffkombinationen produzieren, die vielleicht noch potenter sind? Können wir so eine sich gegenseitig verstärkende Wirkstoffkombination vielleicht sogar als sehr verbreiteten Mechanismus in anderen Mikroorganismen finden? Können wir Methoden entwickeln, um sol- che Wirkstoffkombinationen leichter aufzufinden? Wir wollen solche Stoffe bereitstellen. Die Entwicklung von antibiotischen Naturstoffen zu Medikamenten ist ein langwieriger, komplexer und sehr teurer Prozess.
Die Entwicklung neuer Medikamente geht oft über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte.
Doch auch neue Antibiotika führen ja schließlich nur zu neuen Resistenzen. Längst gibt es auch den Ruf nach Medikamenten, die nicht im ganzen Körper wirken, sondern sehr gezielt am Ort des Infektionsherdes.
Der Chemiker Pierre Stallforth ist faszi niert von dem spannenden Zusam menleben von Bakterien und Amöben. Diese Mikroorganismen gehören zu un seren täglichen Begleitern und fin den sich auf unserer Haut und in Schleimhäuten. Gesunden Menschen werden sie in der Regel auch nicht ge
Infektionskrankheiten sind ein Problem, das sicher nicht mit einer einzigen Waffe bekämpft werden kann. Es ist ein multifaktorielles Problem. Deshalb müssen wir auf der einen Seite versuchen, die Ausbreitung von resistenten Keimen zu unterbinden und beispielsweise die Übertragungsstrecken von Krankenhauskeimen in Kliniken stoppen. Gleichzeitig müssen wir aber auch neue Therapiemöglichkeiten finden. Und bis jetzt sind Antibiotika die effizienteste Methode. Was für uns noch wichtig ist: Es gibt in der Medizin den Trend zur Mehrfachoder Kombinationstherapie, der in vielen Bereichen sogar schon Standard ist. fährlich. Aber für Menschen, die ein geschwächtes Immunsystem haben, sind sie extrem gefährlich. Das For scherteam um Stallforth schaute sich nun
Diese Einzeller sind überall, wo es ein bisschen feucht ist, teilen sich nach wenigen Stunden und verschlingen Bakterien in großer Menge. Doch einigen Bakterien ist es im Laufe der Evolution gelungen, Ab wehrmechanismen gegen ihre Fein
In welchen Bereichen ist die Kombinationstherapie Standard?
In der Krebstherapie beispielsweise. Hier wird selten nur ein Wirkstoff verabreicht, sondern in der Regel sind es Wirkstoffkombinationen, um eben der Resistenzentwicklung entgegenzuwirken. Schließlich gibt es ja auch resistente Krebsarten.
Eine spannende Lebensgemeinschaft