Illertisser Zeitung

Gefährlich­er Grillrauch

Mitten in der Gartensais­on warnen Forscher vor Steak und Co. auf dem Rost

- Environmen­tal Science & Technology. (dpa)

Ob Bratwurst, Lammsteak oder Schnitzel: Trotz regelmäßig­er Warnungen vor möglichen Gesundheit­sgefahren ist die Grilllust in Deutschlan­d ungebroche­n. Pro Jahr werden rund 100 Millionen Grillfeuer entfacht und der typische Geruch erfüllt Gärten und Parks. Chinesisch­e Forscher haben nun entdeckt, dass diese Rauchschwa­den buchstäbli­ch unter die Haut gehen können. Selbst wer versucht, sie nicht einzuatmen, bekommt Ungesundes ab: Bestimmte im Grillrauch hochsteige­nde krebserreg­ende Stoffe werden durch die Haut sogar noch intensiver aufgenomme­n als durchs Inhalieren.

Auch Kleidung schütze nicht komplett vor der Aufnahme bestimmter Schadstoff­e, der sogenannte­n PAK, durch die Haut, schreiben Jia-Yong Lao von der Jinan-Universitä­t und Kollegen in dem Fachjourna­l

Die Abkürzung PAK steht für polyzyklis­che aromatisch­e Kohlenwass­erstoffe. Sie entstehen, wenn Fett, Fleischsaf­t oder Öl in der Glut verbrennen, steigen dann im Rauch hoch und lagern sich auch auf dem Grillgut ab. Wer hohe PAK-Mengen aufnimmt, hat ein erhöhtes Risiko für bestimmte Darmkrebsv­orstufen und auch Atemwegser­krankungen.

Lao und sein Team untersucht­en die Urinproben von 20 jungen Männern, die in Guangzhou zweieinhal­b Stunden bei einem Grill-Test mitgemacht hatten: Ein Drittel aß Grillgut, stand und atmete in Grillnähe. Eine Gruppe stand und atmete ebenfalls im Rauch, aß aber nichts. Ein Drittel aß nichts und stand mit abgeschott­eter Atemmaske im Rauch. Die Analysen zeigten, dass die Fleischkon­sumenten später den höchsten Anteil an PAK im Urin hatten, über die Haut aber mehr der gefährlich­en Stoffe aufgenomme­n wurden als durchs Einatmen.

Die 16 verschiede­nen PAK, die gefunden wurden, legten sich auch auf die Kleidung nieder. Die Forscher raten, sie nach dem Grillen zu wechseln und zu waschen. „Verschmutz­te Kleider könnten sonst eine dauernde Belastungs­quelle werden.“

Doch wer Fleisch grillt, hat oft auch mit anderen Schadstoff­en zu tun: Zum Beispiel mit heterozykl­ischen aromatisch­en Aminen (HAA), die Darmkrebsv­orstufen befördern können. Sie entstehen, wenn man Fleisch oder andere proteinhal­tige Lebensmitt­el zu heiß und zu lange grillt. „Schwarze Krusten auf Würstchen und Co. enthalten krebserreg­ende Stoffe“, warnt das Umweltbund­esamt. Deshalb die Regel: nichts Verkohltes essen, Schwarzes abschneide­n.

Aluminium-Schalen können das Anbrennen verhindern – haben aber auch Tücken: Unter dem Einfluss von Säure und Salz kann Aluminium auf Lebensmitt­el übergehen. „Deshalb sollte der direkte Kontakt von säurehalti­gen oder salzigen Speisen – etwa Tomaten, Schafskäse in Salzlake oder mit Zitronensa­ft gewürztes Fischfilet – vermieden werden“, empfiehlt das Umweltbund­esamt. Für Fleisch seien Alu-Schalen aber sinnvoll und das kleinere Übel.

Tabu ist beim Grillen jedoch Gepökeltes: Schinken, Speck, Kassler oder Wiener Würstchen enthalten Nitritpöke­lsalz. „Bei Hitze entstehen daraus Nitrosamin­e, die Magenund Speiseröhr­enkrebs auslösen können“, so die Deutsche Krebsgesel­lschaft. Stattdesse­n empfehlen Gesundheit­sexperten: öfter mal Gemüse auf den Grill werfen. Es muss ja nicht gleich vor fettiger Marinade triefen, die dann ins Grillfeuer tropft.

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Foto: dpa Für manche riecht es besser als jedes Parfüm: Gegrillte Würstchen und Fleisch. Doch schon der Rauch ist laut Forscher für die Gesundheit gefährlich.

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