Sprache und Musik liegen ihr am Herzen
Die Vöhringerin Insa Wittkugel ist Logopädin für Kinder. Durch ihren Beruf befasste sie sich auch mit ihrer eigenen Stimme – und entdeckte das Singen für sich
Bei der Arbeit als Logopädin ist Geduld gefragt. „Wenn ein Kind drei Jahre alt ist und seine Wünsche immer noch nicht in ganzen Sätzen formulieren kann, dann ist Hilfe angesagt“, sagt Insa Wittkugel aus Vöhringen. Sie weiß, wovon sie spricht. Die 34-Jährige ist Logopädin mit Schwerpunkt Spracherziehung für Kinder. Lückenhafte Sätze wie „Mama Auto fahren“oder „Mama Hunger“seien deutliche Signale, dass in diesem Alter ein Sprachdefizit vorliegt. Aber Wittkugel ist nicht nur Sprachlehrerin aus Leidenschaft. Sie ist über diesen Beruf selbst zum Singen gekommen. Ihr Auftritt beim jüngsten Konzert des Vöhringer Akkordeonklubs, bei dem sie „Gabrielas Song“sang, dürfte den Besuchern noch in guter Erinnerung sein.
Wittkugel stammt aus Ostfriesland. Nach Vöhringen kam sie mit ihrem Mann Malte. Schon als Kind hatte die heutige Mutter von zwei Kindern den Wunsch, Logopädin zu werden. Sprache hatte sie stets fasziniert. „Wo wir herkommen, ist es schwierig, eine staatliche Schule für Logopädie zu finden. Wir kommen aus Aurich und die nächste für mich erreichbare Ausbildungsmöglichkeit wäre in Hannover gewesen, ganz schön weit weg“, erzählt sie. So richtete sich die Aufmerksamkeit der Wittkugels auf Bayern. Da Mann Malte in Ulm studiert hatte, war der Weg zur Bewerbung beim Vöhringer Unternehmen Wieland nicht mehr weit. Insa hatte indes herausgefunden, dass es in Bayern staatliche Logopädie-Schulen gibt. Sie entschloss sich für die Augsburger Berufsfachschule.
Die 34-Jährige fand ihre erste Anstellung in einem SprachheilKindergarten. Die Arbeit mit Mädchen und Buben, die Sprachprobleme hatten, machte ihr viel Freude. Auch bei Praktika spielte die Arbeit mit Kindern eine zentrale Rolle. Heute arbeitet sie in Nersingen.
Sprachauffällige Kinder seien daran zu erkennen, dass sie im Alter von ungefähr drei Jahren nur einen begrenzten Wortschatz haben und keine kompletten Sätze bilden können. Aussagen wie „Mama, trinken“und „Mama Hunger“seien Beispiele für typische Sprachverzögerungen. Wittkugel sagt, dass ein Kind mit drei Jahren in der Lage sein müsse, sich zu artikulieren – wenn auch manchmal mit Fehlern – und eine kleine Unterhaltung mit Erwachsenen zu führen.
Der Grund für eine sprachliche Fehlentwicklung sei oft genetisch bedingt, liege aber möglicherweise auch am Umgang mit Erwachsenen, die es mit der Sprache nicht so genau nehmen, deutet Wittkugel vorsich- tig an. Ganz anders seien Fälle mit behinderten Kindern. Mit Ruhe und Geduld ließen sich aber dennoch Erfolge erzielen: Indem eine Logopädin den Betroffenen lehrt, die Zunge richtig bewegen und somit Worte zu formulieren. Es sei zwar schwierig, aber nicht unmöglich. „Ich hatte ein behindertes Kind bei mir, das vorher nie gesprochen hat und dann noch das Sprechen erlernt hat. Das war für mich eine ganz große Freude“, sagt Wittkugel rückblickend. Aber nicht nur in der Arbeit mit Kindern hat sie Erfahrung. Die Vöhringerin beschäftigt sich auch mit älteren Menschen, die möglicherweise nach einem Schlaganfall mit Spracheinschränkungen konfrontiert sind.
Die Ausbildung zur Logopädin schließt auch mit ein, sich selbst im Gesang zu üben. Und Insa Wittkugel entdeckte dabei ihre Stimme auf eine neue Weise. Dies zeigt sie auch im Vöhringer Akkordeon-Club eindrücklich. In dem Orchester machte die junge Frau zunächst nur am Instrument Musik. Als Dirigent Dorin Grama dann eines Tages sagte, wie schön es doch wäre, wenn jemand zur Musik singen würde, nahm Wittkugel ihren Mut zusammen. Sie wollte es versuchen. Ihre Genres sind Rock und Pop, da setzt sie ihre Stimmkraft voll ein. Und manchmal wenn die Zeit reicht, setzt sie sich auch ans Klavier und spielt das „Ave Marie“von Bach-Gounod. Denn sie mag auch die leisen Töne.