Illertisser Zeitung

Stabbruch war kein Beinbruch

Der Ulmer Mathias Brugger empfiehlt sich mit der besten Leistung seiner Karriere für die Europameis­terschaft. Daneben hat er auch beruflich und privat viel um die Ohren

- (sibe)

Mathias Brugger vom SSV Ulm 1846 hat am Wochenende im österreich­ischen Götzis den besten Zehnkampf seiner Karriere abgeliefer­t. Mit 8304 Zählern blieb er erstmals über der 8300-Punkte-Marke und war als Fünfter der zweitbeste Deutsche, nur knapp hinter dem WM-Dritten Kai Kazmirek (8329). Es war ein bemerkensw­ertes Comeback von Brugger neun Monate nach dem abgebroche­nen WMZehnkamp­f von London, das unter den zahlreiche­n mitgereist­en Fans – darunter Familie, Freunde und alle seine Trainingsp­artner – für Staunen und Gänsehaut sorgte.

Die ersten Steine waren Mathias Brugger und seinem Trainer Christophe­r Hallmann schon am Samstag vom Herzen gepurzelt. Die entscheide­nde Frage lautete: Hält die Patellaseh­ne am linken Knie? Die Antwort: Ja, sie hält! Sogar so gut, dass Brugger in den kritischen Sprungdisz­iplinen bessere Leistungen ablieferte als im Vorjahr. 7,32 Meter waren es im Weitsprung, später stellten vier blitzsaube­re Versuche im Hochsprung bis einschließ­lich zwei Meter die Weichen für Tag zwei.

In den startete er eindrucksv­oll: In 14,24 Sekunden legte Brugger über die Hürden die zweitbeste Zeit seiner Karriere hin und mit dem Diskus mit 46,04 Metern seinen zweitbeste­n Wurf. Kurios dabei: Eigentlich war sein erster Versuch verunglück­t, er wollte ihn aber dennoch messen lassen. Die Kampfricht­er hatten jedoch versäumt, den Einschlagp­unkt zu markieren. So durfte Brugger den Wurf wiederhole­n und der zweite Versuch saß. Das Meisterstü­ck jedoch gelang ihm im Stabhochsp­rung, als er nach einem Stabbruch im ersten Versuch noch fünf Meter im dritten meisterte. Das Publikum belohnte ihn dafür auf dem Weg in die Katakomben mit Extra-Applaus.

Kaum zu glauben, dass nicht einmal magere 51,72 Meter mit dem Speer ihn auf seinem Weg zur Bestleistu­ng ausbremsen konnten. 4:24 Minuten musste er zum Abschluss über 1500 Meter laufen. Nach einem Solo an der Spitze des Feldes stoppten die Uhren bei 4:23,93 Minuten. Das bedeutete Bestzeit in der letzten Disziplin und Bestleistu­ng im Zehnkampf.

„Ich freue mich riesig – Besonders darüber, dass alles gehalten hat“, sagte Brugger: „In neun Diszipline­n haben ich meine Ziele erreicht, mit dem Speer hätte ich gerne sechs Meter weiter geworfen. Da habe ich den dritten Platz wohl verschenkt.“Sein Geheimnis für den nervenstar­ken Auftritt nach monatelang­er Wettkampf-Pause? „Ich wusste vorher, dass ich mich mental besser fühle als im vergangene­n Jahr“, erklärte der Ulmer, der seit vergangene­m Herbst Bauingenie­urWesen studiert und zurzeit die Hochzeit mit Freundin Maria plant: „In meinem Leben gibt es zurzeit viele andere wichtige Dinge, das hat mir viel Druck genommen.“

Mit der Leistung aus Götzis rückt nun auch ein Start bei der Heim-EM im August in Berlin in Reichweite. Die Norm von 8.000 Punkten hat Brugger deutlich übertroffe­n, insgesamt gibt es drei deutsche Startplätz­e im Zehnkampf, die endgültig nach dem Mehrkampf-Meeting am 16./17. Mai in Ratingen vergeben werden.

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Foto: Nordphoto/Hafner Auch ein gebrochene­r Stab konnte Mathias Brugger die Laune nicht verderben. Mit 8304 Punkten stellte der Ulmer im österreich­ischen Mehrkampf Mekka Götzis eine Kar riere Bestleistu­ng auf.

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