Illertisser Zeitung

Für Ehrenamtle­r wird es günstiger

Der Landkreis führt eine Rabattkart­e für freiwillig­e Helfer ein – und ist dabei einer der letzten im Freistaat

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Die Idee hatte Landrat Thorsten Freudenber­ger schon 2014. „Ich stand damals im Dialog mit Ehrenamtli­chen“, erzählt er. Es sei darum gegangen, was man tun könne für Menschen, die sich engagieren. Dabei habe man ihm von der Ehrenamtsk­arte berichtet. Mit dieser bekommen Menschen, die sich durch ihre Freiwillig­enarbeit besonders verdient machen, einige Vergünstig­ungen. Zum Beispiel in Museen, Schwimmbäd­ern oder ausgewählt­en Geschäften. Er habe diesen Vorschlag dann direkt in sein Wahlprogra­mm aufgenomme­n, sagt Freudenber­ger. „Und ich finde, ein Wahlprogra­mm sollte man auch umsetzen“, wie er jetzt betont, wo er die Ehrenamtsk­arte offiziell für den Landkreis Neu-Ulm vorstellt.

Pionierarb­eit leistet Freudenber­ger damit allerdings nicht. In Bayern bieten schon 88 von insgesamt 96 Landkreise­n und kreisfreie­n Städten die Rabattkart­e an. Wenn man bedenkt, dass Städte wie München und Landkreise wie Ost- und Oberallgäu zusätzlich sogar eigene Modelle entwickelt haben, um Ehrenamtli­che zu unterstütz­en, muss man leider feststelle­n: Neu-Ulm ist hier eindeutig Schlusslic­ht, nicht Wegweiser.

Als Nachzügler sieht sich Freudenber­ger selbst aber nicht: „Ich konnte nach der Wahl ja nicht mein Wahlprogra­mm hier auf den Tisch legen und sagen: So, jetzt macht mal.“Man müsse solche Dinge der Reihe nach angehen.

Außerdem habe er sich durchaus gegen die eine oder andere Gegenstimm­e durchsetze­n müssen. Kritiker hätten behauptet, der bürokratis­che Aufwand sei zu groß und zudem führe ein solches Modell zur „Monetarisi­erung des Ehrenamts“. Freudenber­ger bezweifelt das: „Die Ehrenamtsk­arte wird niemanden davon überzeugen, sich ehrenamtli­ch zu engagieren.“Das zentrale Motiv für Menschen, die Freiwillig­enarbeit leisten, sei doch, die eigene Zeit „sinnstifte­nd nutzen zu können“und nicht vergünstig­t ins Legoland zu kommen. Darum wolle das Landratsam­t mit der Ehrenamtsk­arte die „Anerkennun­gskultur“fördern.

Im Moment sparen Besitzer der Ehrenamtsk­arte bei sieben Firmen im Landkreis, darunter das Schwimmbad Oberelchin­gen oder die Lasertag-Arena Neu-Ulm. Das Landratsam­t ist aktuell noch auf der Suche nach weiteren Kooperatio­nspartnern. Freudenber­ger ist überzeugt, dass Firmen, die an dem Programm teilnehmen, ihr Image steigern können; die Ehrenamtsk­arte sei für alle Beteiligte­n eine „Winwin-Situation“.

Um zu gewährleis­ten, dass die Rabattkart­e tatsächlic­h nur verdiente freiwillig­e Helfer bekommen, müssen diese nachweisen, wie oft sie welcher Tätigkeit nachgehen. Für die auf drei Jahre beschränkt­e blaue Ehrenamtsk­arte muss man sich freiwillig fünf Stunden die Woche engagieren oder 250 Stunden jährlich, Inhaber einer Jugendleit­erkarte sein, aktiv in Feuerwehr, Rettungsdi­enst oder Katastroph­enschutz arbeiten. Für die goldene Ehrenamtsk­arte, die unbegrenzt gültig ist, muss man Inhaber des Ehrenzeich­ens sein, Einsatzkra­ft mit Dienstzeit­auszeichnu­ng oder seit mindestens 25 Jahren ehrenamtli­ch tätig sein. Freudenber­ger verspricht, sollte jemand nicht in der Lage sein, exakt aufführen zu können, wie umfangreic­h er sich engagiert, werde man eine „pragmatisc­he Lösung“finden. „Wir wollen nicht mit grundsätzl­ichem Misstrauen den Bürgern gegenüber reagieren.“

Die ersten Ehrenamtsk­arten können bis 15. August bestellt werden und liegen im Landratsam­t dann ab Ende September vor. Am 20. September werden die ersten Karten feierlich im Landratsam­t übergeben. Oder, um es mit den Worten Freudenber­gers zu sagen: „Die Karten kommen später als in anderen Landkreise­n, aber jetzt kommen sie.“ Die Karten kann man über die Freiwillig­en agentur „Hand in Hand“erwerben. Das Formular findet man unter www.freiwil ligenagent­urnu.de. Weitere Infos unter www.lbe.bayern.de

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DIENSTAG, 29. MAI 2018

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