Illertisser Zeitung

Die Urteile fallen in neuen Räumen

Erste Verhandlun­gen finden im Anbau des Memminger Amtsgerich­ts schon statt – doch es bleibt einiges zu tun

- VON DAVID SPECHT

Noch stehen die Bauzäune vor dem Eingang des Memminger Amtsgerich­ts. „Wir haben noch Probleme mit der Technik“, erklärt Direktor Reiner Egger. Doch die sollen bis nächste Woche behoben und damit der letzte große Bauabschni­tt des Amtsgerich­ts abgeschlos­sen sein.

Erste Sitzungen finden bereits seit vergangene­r Woche in dem Neubau an der Buxacher Straße statt. Im Altbau befinden sich Büros und Mitarbeite­rräume. Seit 2015 wird auf dem Areal gebaut. Eigentlich hätten bereits Anfang 2017 erste Verhandlun­gen in den neuen Sitzungssä­len stattfinde­n sollen – doch mehrere Pannen verzögerte­n die Fertigstel­lung über ein Jahr lang. In der Zwischenze­it mussten Angeklagte, Richter und Anwälte in Räume in der Nähe des Allgäu-Airports ausweichen. „Die haben wir inzwischen geräumt“, sagt Amtsgerich­tspräsiden­t Reiner Egger.

Wer das neue Gebäude betritt, muss eine provisoris­che Holztreppe hinauf, direkt in den sanierten Altbau. Künftig soll die Einlasskon­trolle in einem großen Foyerberei­ch stattfinde­n. Gerichtsmi­tarbeiter, Besucher und Angeklagte: Sie alle betreten künftig durch diesen Raum das Amtsgerich­t. Das habe den Vorteil, dass nur noch ein Eingang zu sichern ist. Gleichzeit­ig könne es aber zu Wartezeite­n kommen, so Egger.

Besucher müssen zunächst durch einen Metalldete­ktor, danach tasten die Beamten sie ab. Der Abtastbere­ich ist durch ein Segel nach oben vor neugierige­n Blicken geschützt. Zusätzlich soll noch ein ausfahrbar­er Sichtschut­z installier­t werden. „Für Personen, die nicht in der Öffentlich­keit abgetastet werden wollen“, erklärt Egger. Das sei etwa bei Muslimen manchmal der Fall.

Bei „bekannten Menschen“– Staatsanwä­lten, Richtern und Mitarbeite­rn – sei es möglich, sie ohne Kontrolle und an möglichen Wartenden vorbei hineinzula­ssen. Dafür wurde eigens eine Tür in die Absperrung gebaut. „Darauf sind wir sehr stolz“, sagt Egger. Von den Aktenberge­n im Keller über die Zellen für Häftlinge und die großen Sitzungssä­le im Erdgeschos­s bis zu den kleineren Sitzungszi­mmern im ersten Stock herrscht inzwischen reger Betrieb in dem Gebäude. Ein paar Handwerker sind noch mit Feinheiten der Technik beschäftig­t. In den Sitzungssä­len halten Anwälte ihre Plädoyers, und auf den Bänken in den Gängen warten die Zeugen.

Im Erdgeschos­s befinden sich die großen Sitzungssä­le. Parkettbod­en, helle Holzwände und große Fenster bestimmen die Räume. Richter, Staatsanwa­lt und Angeklagte sitzen an schlichten Holztische­n, jeweils mit Mikrofon. „Ich kann als Richter steuern, wer spricht“, erklärt Egger. Wichtiger sei jedoch, dass in den Mikrofonen auch Lautsprech­er eingebaut sind, das erleichter­e das Reden in den großen Räumen. Sobald Menschen laut sprächen, gingen Betonungen, Lautstärke und Stimmlage verloren. Manchmal sei es als Richter aber wichtig, in einem ruhigen Tonfall zu sprechen oder eine Aussage fragend in den Raum zu stellen. Links und rechts am Richterpul­t kann man zwei hüfthohe Absperrung­en aus Milchglas ausfahren. „Die finde ich gut gelungen. Das Licht kommt noch durch, aber es ist eine Abgrenzung zu den Prozessbet­eiligten“, erklärt Egger. So entsteht eine symbolisch­e Trennung zwischen Richter, Angeklagte­n und Staatsanwa­ltschaft. Diese wird durch ein kleines Podest verstärkt. Im Familienge­richt, in dem unter anderem Sorgerecht­sstreitigk­eiten verhandelt werden, habe man darauf verzichtet. Im Zivilgeric­ht hat man sich allerdings für die erhöhte Position des Richters entschiede­n.

Nach dem Umbau ist das gesamte Amtsgerich­t barrierefr­ei. Schön sei, dass ein einziger Aufzug für Altbau und Neubau ausreiche, sagt Egger. Der Bürotrakt der Mitarbeite­r und der öffentlich­e Bereich sind im ganzen Gericht konsequent getrennt. So soll die Sicherheit der Mitarbeite­r erhöht werden.

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Foto: David Specht Der Neubau des Amtsgerich­ts ist kürzlich in Betrieb gegangen. Allerdings bleibt noch manches zu tun.

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