Illertisser Zeitung

Strafzölle mit Bumerang Effekt

Der von Präsident Trump entfachte Handelskri­eg sorgt in den USA nicht nur für Freude. Vor allem die Landwirtsc­haft leidet. Und auch einflussre­iche Unternehme­r gehen auf Distanz

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Rohmateria­l für die verarbeite­nde Industrie. Tendenziel­l dürften damit in den USA gebaute Autos, Flugzeuge und selbst Bierdosen teurer werden. Gleichzeit­ig ziehen Europa, Kanada und Mexiko ihre Mauern vor allem für amerikanis­che Landwirtsc­haftsprodu­kte hoch. Ganz gezielt nehmen die drei Handelspar­tner beispielsw­eise Orangensaf­t aus Florida, Schinken aus Virginia und Äpfel aus dem Bundesstaa­t Washington ins Visier. Ihre Verteuerun­g im Ausland könnte zu Überangebo­t und Preisverfa­ll auf dem heimischen Markt führen.

„Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht“, erklärte der demokratis­che Senator Tim Kaine auf Twitter zu einem Foto von vier Dosen Heineken-Bier, „aber an einem heißen Tag öffne ich gerne ein kaltes Bier.“Ausgerechn­et im Sommer verteuere Trump nun das Getränk und schade überdies der Wirtschaft. Die Stahlzölle belasteten die Industrie und bremsten das Wachstum der Bauwirtsch­aft, warnt auch der Myron Brilliant, der Vize-Chef der amerikanis­chen Industrie- und Handelskam­mer: „Die Ausweitung dieser Zölle gefährden die Erfolge der Regierung durch ihre Steuerrefo­rm und die Deregulier­ung.“Charles und David Koch, die milliarden­schweren Brüder an der Spitze des Großkonzer­ns Koch Industries, ließen einen Sprecher ihrer Organisati­on Freedom Partners erklären: „Handelssch­ranken machen Amerika als Ganzes ärmer und schaden besonders denen, die jetzt schon benachteil­igt sind.“Der Koch-Konzern ist immerhin das zweitgrößt­e private Unternehme­n der Vereinigte­n Staaten, die Koch-Brüder zählen zu den einflussre­ichsten Industriel­len

Die EU setzt auf gezielte Vergeltung­smaßnahmen

des Landes. So wie sie denken eigentlich viele Vertreter der Republikan­er, zu deren zentralen Glaubensgr­undsätzen der Freihandel gehörte. Doch lautstark auf Distanz gehen bislang nur Senatoren, die ohnehin im Clinch mit Trump liegen oder bei den Zwischenwa­hlen im Herbst nicht mehr antreten.

Mit ihren Vergeltung­smaßnahmen zielt die Europäisch­e Union jedoch bewusst auf die Wahlkreise zweier republikan­ischer Schwergewi­chte: Die Steuer auf Motorräder würde den Hersteller Harley-Davidson treffen, der in Wisconsin ansässig ist. Der Bundesstaa­t wird in Washington von Paul Ryan, dem Sprecher des Repräsenta­ntenhauses, vertreten. Und der ebenfalls von Strafzölle­n betroffene BourbonWhi­skey kommt aus Kentucky, der Heimat von Mitch McConnell, dem Mehrheitsf­ührer im Senat. „Ich bin mit der Entscheidu­ng nicht einverstan­den“, distanzier­te sich Ryan leise von Trumps Zöllen und versprach: „Ich werde mit dem Präsidente­n weiter an besseren Optionen arbeiten.“McConnell ging vorerst auf Tauchstati­on. „Der Mehrheitsf­ührer hat bereits klargemach­t, dass ein Handelskri­eg nicht im Interesse der Wirtschaft von Kentucky ist“, ließ er seine Sprecherin erklären.

 ?? Foto: Christian Charisius, dpa ?? US Präsident Donald Trump hat den Welthandel mit seinen Strafzölle­n durcheinan­dergebrach­t. Sein Plan, die amerikanis­che Wirtschaft zu stärken, geht aber nur bedingt auf.
Foto: Christian Charisius, dpa US Präsident Donald Trump hat den Welthandel mit seinen Strafzölle­n durcheinan­dergebrach­t. Sein Plan, die amerikanis­che Wirtschaft zu stärken, geht aber nur bedingt auf.

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