Immer weniger Kröten unterwegs
Zu warm, zu wenig Regen: Die Zahl der wandernden Amphibien ist so gering wie seit 30 Jahren nicht mehr
Die vergleichsweise sehr warmen Temperaturen und anhaltende Trockenheit macht Kröten & Co. im Landkreis das Leben schwer: Insgesamt konnten knapp 1200 Tiere vor dem Straßentod gerettet werden, wie die Kreisgruppe Neu-Ulm des Bund Naturschutz mitteilt. Das sind 40 Prozent weniger als in den vorangegangenen Jahren – und insgesamt ist dies die geringste Zahl wandernder Amphibien seit Beginn der Schutzmaßnahmen vor rund 30 Jahren.
In diesem Jahr verließen nach dem Winter und einer längeren Kälteperiode erst gegen Ende März die allerersten Frösche und Kröten ihr Winterquartier. In den Wochen davor waren die Nächte meist noch viel zu kalt und zu trocken – und Amphibien brauchen feuchtwarme Abend- und Nachtstunden zum Wandern, vorzugsweise bei Regen und einer Temperatur von über 5 Grad. Sprunghaft gestiegene Temperaturen verbunden mit leichten Regenfällen machen die Tiere mobil: Scharenweise überqueren dann Amphibien die Straße, um Teiche und Feuchtgebiete zu erreichen.
Erdkröten können auf diesen Laichwanderungen eine Strecke bis zu drei Kilometern zurücklegen. Schwerpunkte der Wanderung sind Talräume, in denen der Wald an Tümpel oder Weiher grenzt. Kröten bewegen sich nicht nur langsam fort, sondern verharren auch noch im Scheinwerferkegel in einer Schreckstellung. Wenn sie Glück haben und nicht direkt von einem Auto getötet werden, werden sie häufig ab etwa Tempo 60 vom Luftwirbel der Autos erfasst, hochgewirbelt und durch den Aufprall am Boden getötet.
Ohne Rücksicht und Hilfe haben viele Amphibien daher kaum eine Chance: Zahlreiche Populationen sind bereits ausgerottet worden, und immer mehr Arten müssen in die Rote Liste gefährdeter Tiere aufgenommen werden. 13 der 19 heimischen Amphibienarten sind dem Bund Naturschutz zufolge gefährdet. Besonders hohe Rückgänge gab es bei Gelbbauchunke, Kammmolch, Kreuzkröte und in großen Landschaftsteilen beim Laubfrosch. Auf folgenden Strecken im Landkreis sind Amphibienzäune aufgebaut worden: zwischen Hausen und Holzschwang, zwischen Hirbishofen und Pfaffenhofen, zwischen Kadeltshofen und Straß, zwischen Finningen und Neu-Ulm, am Illertisser Weiher, zwischen Thalfingen und Pfuhl, zwischen Steinheim und Remmeltshofen, zwischen Bellenberg und Au, zwischen Steinheim und Burlafingen auf Höhe des Brandstetter Sees sowie zwischen Matzenhofen und Unterroth, im Bereich Ingstetter Weiher und beim Autobahnzubringer Vöhringen. Zusätzlich ist nachts die Strecke zwischen Neuhausen und Tiefenbach gesperrt.
Derzeit steht eine weitere Wanderung an – die jungen Kröten machen sich vom Laichgewässer auf in den Wald-Lebensraum. Wer in den vergangenen Wochen viele tote Tiere auf der Straße gesehen hat (falls dort kein Amphibienzaun stand), den bittet der Bund Naturschutz sich zu melden – entweder unter der Telefonnummer 0173/3249171 oder per E-Mail an bundnatnu@aol.com.