Illertisser Zeitung

Bayern will schneller abschieben

CSU-Staatsregi­erung verschärft ihren Kurs in der Asylpoliti­k. Sieben Ankerzentr­en sind geplant – eines davon in Donauwörth

- VON ULI BACHMEIER

Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) will Bayern zum Vorreiter einer strengeren Asylpoliti­k machen und alle Möglichkei­ten ausschöpfe­n, um abgelehnte Asylbewerb­er möglichst schnell abzuschieb­en. Er will künftig auch „mit eigenen bayerische­n Abschiebef­lügen“Ausreisen durchsetze­n, weitere zusätzlich­e Abschiebeh­aftplätze schaffen und eine „Taskforce“aufstellen, „um Ausreisen randaliere­nder Asylbewerb­er zu beschleuni­gen“. Zeitgleich mit dem Start des neuen Landesamte­s für Asyl am 1. August sollen sieben sogenannte Ankerzentr­en den Betrieb aufnehmen, um die Verfahren schneller und effektiver zu machen – eines davon wird bis Ende 2019 in Donauwörth sein.

„Wir versuchen, soweit es geht, mit eigenen Mitteln besser zu werden“, sagte Söder am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung. Sein Asylplan, der bereits am heutigen Dienstag im Kabinett beschlosse­n werden soll, sei zwischen den Innenminis­tern des Bundes und Bayerns, Horst Seehofer und Joachim Herrmann (beide CSU), abgestimmt worden.

Der Vorschlag, statt eines „Superzentr­ums“für ganz Bayern in jedem der sieben Regierungs­bezirke ein Ankerzentr­um einzuricht­en, sei von Herrmann gekommen. Damit seien keine neuen Kapazitäte­n notwendig. Eine neue Einrichtun­g in Kempten sei nicht geplant, sagte Söder und versichert­e obendrein, dass am Standort Donauwörth alle Zusagen eingehalte­n würden: „Es bleibt dabei, Donauwörth zum vereinbart­en Zeitpunkt zu schließen.“

Auch die geplante konsequent­ere Organisati­on der Abschiebun­gen, einschließ­lich des Einsatzes eigener Charterflü­ge Bayerns, ist laut Söder mit dem Bund abgestimmt. Bayerische Polizisten sollen eine schnelle Zusatzschu­lung für Abschiebef­lüge bekommen. In Hof soll eine dritte Haftanstal­t eingericht­et werden, „damit sich Ausreisepf­lichtige ihrer Abschiebun­g nicht entziehen können“. Eine Taskforce des Landesamte­s für Asyl soll sich um schwierige Fälle kümmern. In Söders Asylplan heißt es wörtlich: „Wer in Aufnahmeei­nrichtunge­n Gewalt gegen Polizei und Sicherheit­skräfte übt oder randaliert, hat sein Gastrecht verwirkt.“

In den Ankerzentr­en will Söder außerdem „wo immer möglich“das Sachleistu­ngsprinzip durchsetze­n. Statt Bargeld sollen die Flüchtling­e dort eine Chipkarte erhalten, mit der sie einkaufen können. Zudem soll es in einem Rückführun­gsprogramm für Afrika gezielte Anreize geben, „um freiwillig­e Ausreise zu steigern und Aufnahmebe­reitschaft der Herkunftss­taaten zu stärken“. Das Geld dafür soll teils vom Bund, teils vom Land kommen. SPD und Grüne im Landtag kritisiert­en den Asylplan Söders scharf.

Im schreibt Rudi Wais, dass auch Wahlkampft­aktik hinter der Entscheidu­ng steckt. Warum die Pläne für das schwäbisch­e Ankerzentr­um Ärger in Donauwörth und Freude in Kempten auslösen, lesen Sie auf

Was ist ein Ankerzentr­um?

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