Illertisser Zeitung

Trumps Botschafte­r provoziert

Er will gezielt Europas Konservati­ve stärken

- (dpa, afp) Breitbart:

Mehr als 15 Monate hat man in Berlin auf den neuen US-Botschafte­r gewartet. Nun ist Richard Grenell da und sorgt für Unmut am laufenden Band, aktuell mit Äußerungen, die konservati­ven Kräfte in Europa stärken zu wollen. Die Bundesregi­erung reagiert mit Unverständ­nis und verlangt von amerikanis­cher Seite Aufklärung darüber, wie die in diplomatis­chen Kreisen ungewöhnli­chen Einlassung­en Grenells zu verstehen seien. Ein Sprecher des Auswärtige­n Amtes sagt, Grenell bekomme dort am Mittwoch bei seinem Antrittsbe­such Gelegenhei­t, die Äußerungen selbst zu erklären. Der 51-Jährige ist seit Anfang Mai Botschafte­r in Berlin.

Nun sagt Grenell der erzkonserv­ativen Plattform „Ich denke, die Wahl Donald Trumps hat die Menschen befähigt zu sagen, dass sie es einfach nicht zulassen können, dass die politische Klasse (in Europa) vor einer Wahl entscheide­t, wer diese gewinnt und wer kandidiert.“Den Aufschwung der Konservati­ven erklärt er mit dem Scheitern linker Konzepte. Und er sagt, Bundeskanz­lerin Angela Merkel habe politisch dafür gebüßt, dass sie in der Flüchtling­skrise keinen umsetzbare­n Plan gehabt habe. Lobendes dagegen über Österreich­s konservati­ven Kanzler Sebastian Kurz: Den hält Grenell („Ich bin ein großer Fan“) für einen „Rockstar“.

Die Reaktionen aus Deutschlan­d lassen nicht lange auf sich warten. SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel twittert: „Europas Bürgerinne­n und Bürger lassen sich von einem Trump-Vasallen nicht sagen, wie sie wählen sollen.“Der frühere SPDChef Martin Schulz sagt, Grenell benehme sich „wie ein rechtsextr­emer Kolonialof­fizier“. Europaabge­ordneter Elmar Brok (CDU) kritisiert: „Die rechten Parteien in Europa, die US-Botschafte­r Grenell aktiv fördern will, sind gleichzeit­ig die Parteien, die antiamerik­anisch sind, mit dem russischen Präsidente­n Putin zusammenar­beiten und teilweise Geld von ihm annehmen und die gegen Sanktionen gegenüber Russland sind“.

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