Die deutsche Mogelpackung
VON STEFAN STAHL Wie kann der belastete Name „Monsanto“bis auf die Wurzel total in Vergessenheit geraten? Schließlich wollen die Manager des deutschen Aspirin-Traditionskonzerns verständlicherweise nicht am durch schlechtes Gewissen hervorgerufenen Dauerkopfschmerz leiden.
Bayer-Chef Baumann bedient sich einer Mogelpackung: Monsanto verschwindet. Das ist ein klarer Fall von Etikettenschwindel. Das dank Aspirin positive – weil Schmerz und Kater vertreibende – Bayer-Image soll das des zugekauften US-Anbieters übertünchen.
Von Pferdemärkten sind früher Praktiken überliefert, bei denen Händler Mähne oder Fell eines Tiers gefärbt haben, um so über das wahre Alter hinwegzutäuschen. Das wird Bayer mit der zu offensichtlichen Rosstäuscherei nicht gelingen. Denn eines ist klar: Wo Bayer draufsteht, ist Monsanto drin. Zukauf deutlich steigt, senkte die Ratingagentur Standard & Poor’s ihr Langfrist-Rating für die Bonität des Konzerns um zwei Stufen von „A-“auf „BBB“.
Baumann trat diesen Befürchtungen am Montag entgegen und sendete besänftigende Signale an die Aktionäre. Die Übernahme soll den bereinigten Gewinn je Aktie ab dem kommenden Jahr nach oben treiben. Einsparen will Bayer zudem ab 2022 durch den Kauf jährlich 1,2 Milliarden Dollar. Seinen Kritikern will Baumann zuhören und mit ihnen zusammenarbeiten – zumindest dort „wo wir eine gemeinsame Basis finden“.