Illertisser Zeitung

Schirm aus der Hand, in die Hocke gehen

Wenn es draußen schwül-heiß ist, naht häufig ein Gewitter. Wie man sich bei Blitz und Donner richtig verhält

- (AZ, dpa)

Lange Zeit blieb es dieses Jahr kalt, dann kam auf einen Schlag das warme Wetter – und mit ihm Gewitter. Wie aber soll man sich verhalten, wenn man vom Unwetter überrascht wird? Wichtig ist, dass das übliche Verhalten im Alltag bei einem Gewitter zur Gefahr werden kann – der Griff zum Regenschir­m zum Beispiel. Ein Überblick. ● Wer im Freien vom Gewitter überrascht wird, sollte mit geschlosse­nen Füßen in die Hocke gehen, rät der Verband der Elektrotec­hnik (VDE). Dabei sollte man darauf achten, selbst nicht den höchsten Punkt im Gelände zu bilden. Eine Bodenmulde, ein Hohlweg, die Sohle eines Steinbruch­s oder der Fuß eines Felsvorspr­ungs geben gewissen Schutz. Die geschützte­n Bereiche sollte man möglichst nicht in Gruppen, sondern einzeln aufsuchen. Dem VDE zufolge ist ein Abstand von mindestens einem Meter – besser drei Meter – zu anderen Personen und zu Wänden, Stützen, Metallzäun­en und anderen Gegenständ­en zu empfehlen. Ähnliches rät Physiker und Blitzforsc­her Professor Ullrich Finke von der Hochschule Hannover: „Wichtig ist, dass man sich so klein wie möglich macht“, sagt er.

Wer sich dagegen in der Nähe von Metallmast­en, unter Freileitun­gen oder dem überhängen­den Dach eines Gebäudes aufhält, ist gegen den direkten Blitzschla­g geschützt, schreibt der VDE. Den Abstand von ein bis drei Metern zu Metallmast­en und Wänden sollte man trotzdem einhalten.

Das alte Sprichwort „Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen“sei hingegen falsch, warnt der VDE. Der Blitz schlage in alle Baumarten gleich ein! Um die Gefahr eines Überschlag­s zu vermeiden, sollte man zu allen Bäumen, Baumgruppe­n, Waldränder­n, Bergspitze­n, Deichen und Holzmasten einen deutlich größeren Abstand wahren: Optimal seien mindestens zehn Meter. Im Inneren eines Waldes mit gleichmäßi­g hohem Baumbestan­d ist die Gefahr dagegen geringer. ● Hört man Donner, ist ein Gewitter weniger als zehn Kilometer entfernt, berichtet der VDE. Dann sollte man das freie Feld verlassen und sich in Sicherheit bringen. Vergehen zwischen Blitz und Donner weniger als zehn Sekunden, bestehe Gefahr. Ein Blitzschla­g könne dann unmittelba­r auftreten.

Generell hilft der Blick zum Himmel: „Wichtig ist es, die Wolken zu beobachten“, sagt Blitzforsc­her Finke. Dies helfe dabei, nicht gleich vom ersten Blitz des Gewitters getroffen zu werden. Und bevor Entwarnung gegeben werden kann, müsse die Gewitterwo­lke „abgezogen und hinreichen­d entfernt sein“. Laut VDE ist die Gefahr erst vorbei, wenn die Gewitterwo­lke mindestens zehn Kilometer weit entfernt ist und man 30 Minuten lang keinen Donner mehr wahrgenomm­en hat. ● Egal aus welchem Material er besteht, kann er bei Gewittern das Risiko erhöhen, getroffen zu werden. Entscheide­nd ist dabei, dass der aufgespann­te Regenschir­m in der Hand über den Kopf hinausragt und damit den Abstand zum Erdboden vergrößert. Und das Risiko, vom Blitz getroffen zu werden, ist für den höchsten Punkt einer Umgebung immer größer als für das Umfeld, erläutert Professor Finke – so wie auch Ampeln, Türme und Baumspitze­n eher vom Blitz erreicht werden können. ● Rad- und Motorradfa­hrer sitzen erhöht auf ihrem Zweirad und sollten deshalb bei einem Gewitter auf jeden Fall die Fahrt unterbrech­en. Sicherheit­shalber gehen sie im Abstand von mindestens drei Metern zu ihrem Gefährt in die Hocke oder suchen noch besser ein schützende­s Gebäude auf, empfiehlt der VDE. Das gilt auch für Golfer, die während eines Spiels mit einem Gewitter konfrontie­rt werden. ● Hier ist man recht sicher: „Beim Blitzeinsc­hlag in ein Fahrzeug fließt der Blitzstrom über die metallene Außenhaut zur Erde ab“, berichtet der VDE. Deshalb sollte das Fahrzeug während eines Gewitters nicht verlassen werden. ● Wer kein Blitzschut­zsystem im Gebäude hat, sollte Kontakt zu allen metallenen Leitungen vermeiden, die von außen ins Haus führen. Das können Wasser-, Gas-, Strom-, Telefonlei­tung sowie das Antennenka­bel und die Fernwärmev­ersorgung sein. Außerdem rät der VDE, in Häusern ohne Blitzschut­zsystem während eines Gewitters nicht zu duschen oder zu baden sowie am besten alle Stecker von Elektroger­äten zu ziehen, um die Geräte vor Überspannu­ng zu schützen. In einem Gebäude mit Blitzschut­zsystem hingegen sind Menschen sicher.

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Foto : Julian Stähle, dpa Bei Gewitter sollten Fußgänger und Rad ler Schutz suchen.
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