Illertisser Zeitung

Auf der Jagd nach Islamisten

Warum Flüchtling­e sich selbst anzeigen

- VON HENRY STERN

Selbstbezi­chtigungen von Asylbewerb­ern, etwa in Syrien oder Somalia Mitglied in einer islamistis­chen Terrororga­nisation gewesen zu sein, beschäftig­en die bayerische Justiz. Nicht wenige dieser Geständnis­se erwiesen sich im Zuge der Ermittlung­en allerdings als falsch, sagte der Leiter der Zentralste­lle zur Bekämpfung von Extremismu­s und Terrorismu­s (ZET), Georg Freutsmied­l. So habe es Anfang 2017 nur zwei Verfahren wegen falscher Geständnis­se gegeben, seit Januar 2018 dagegen bereits 17 Fälle. Die Asylbewerb­er sähen offenbar sowohl in richtigen wie auch in falschen Geständnis­sen für sich Vorteile, sagte der Münchner Generalsta­atsanwalt Reinhard Röttle. Tatsächlic­hen Tätern sei ein Strafverfa­hren in Deutschlan­d offenbar lieber als mögliche Konsequenz­en in ihren Heimatländ­ern. Falsche Geständnis­se gründeten dagegen auf dem Irrglauben, damit die Chancen auf einen dauerhafte­n Aufenthalt in Deutschlan­d zu verbessern.

Die bayerische Justiz reagiere in jedem Fall konsequent auf die Selbstbezi­chtigungen: „Bestätigt sich der Vorwurf, wird Anklage erhoben“, sagt Freutsmied­l. Falsche Selbstbezi­chtigungen führten dagegen postwenden­d zu einem Strafverfa­hren wegen Asylmissbr­auchs.

„Falschauss­agen sind keine Kavaliersd­elikte“, warnt auch Bayerns Justizmini­ster Winfried Bausback (CSU). Schließlic­h seien die Ermittlung­en meist sehr aufwendig. Der Minister fordert darüber hinaus, auch die Unterstütz­ung terroristi­scher Vereinigun­gen schärfer bestrafen zu können: Seiner Ansicht nach muss auch der gescheiter­te Versuch, islamistis­che Gruppen mit Geld oder Ausrüstung zu unterstütz­en, strafbar sein: „Die Strafbarke­it kann doch nicht davon abhängen, ob die Unterstütz­ung den Adressaten tatsächlic­h erreicht.“

Die 2017 bei der Münchner Staatsanwa­ltschaft gegründete ZET hat sich aus Sicht des Ministers sehr bewährt: 179 Ermittlung­sverfahren gegen mutmaßlich­e Islamisten seien seitdem selbst eingeleite­t worden, 114 weitere habe die ZET vom Generalbun­desanwalt übernommen.

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