Auf den Spuren von Juri Gagarin
Der Deutsche Alexander Gerst startet morgen auf der gleichen Rampe, von der 1961 auch der erste Mensch ins All abhob. Wo der Start live übertragen wird
Auf dem historischen Startplatz von Raumfahrtpionier Juri Gagarin weht die deutsche Fahne neben einer russischen Sojus-Rakete fröhlich im Wind. Sie kündigt an, dass der deutsche Astronaut Alexander Gerst an diesem Mittwoch vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ins All fliegt. „Von der Startplattform aus zu starten, von der schon Juri Gagarin gestartet ist, das ist ein Riesenkompliment“, sagt Gerst. Am 12. April 1961 flog Gagarin vom Startplatz Nr. 1 in Baikonur als erster Mensch in den Kosmos. Seither wird die Rampe „GagarinStart“genannt. Auch die erste Interkontinentalrakete R-7 und der erste Satellit „Sputnik-1“hoben 1957 von dem Ort in der zentralasiatischen Steppe ab, wo gestern Gersts Rakete aufgestellt wurde.
Die Anlage ist vor allem noch für bemannte Flüge zur Internationalen Raumstation (ISS) in Betrieb. „Der Kosmos beginnt auf dem Boden“, steht in roten kyrillischen Buchstaben auf einer der Baracken inmitten der Steppe Zentralasiens. Mehr als 500 Raketen sind in den vergangenen rund 60 Jahren vom „GagarinStart“aus ins All geflogen. Die Zu- kunft der Anlage aber ist ungewiss. In Raumfahrtkreisen heißt es, der Startplatz könne bald geschlossen und zu einem Denkmal gemacht werden.
Hintergrund sind finanzielle Überlegungen. Denn in Baikonur gibt es zwei Plattformen, die für bemannte und unbemannte Sojus-Raketen geeignet sind: Nr. 1 und Nr. 31. Die Rampe Nr. 31 ist aufwendig modernisiert worden. Ob sich dies auch für Nr. 1 lohne, sei fraglich, berichtet die Zeitung Es brauche mindestens sechs Flüge im Jahr, damit sich eine Startrampe rechne, was bei zwei Anlagen zwölf Starts entspreche. 2017 flogen in Baikonur aber nur acht Sojus-Raketen in den Kosmos. Auch 2018 zeichne sich nicht ab, dass zwölf Starts erreicht werden. Hinzu kommt Konkurrenz für Baikonur aus dem Fernen Osten. Seit 2016 starten unbemannte Sojus-Raketen auch vom neuen Weltraumbahnhof Wostotschny. Mit der Anlage rund 8000 Kilometer östlich von Moskau will sich Russland unabhängig machen von Kasachstan. Denn Russland pachtet Baikonur, das größte Kosmodrom der Welt, für 115 Mil- lionen US-Dollar im Jahr von der Ex-Sowjetrepublik. Der Pachtvertrag läuft noch bis 2050, doch Experten erwarten, dass Wostotschny immer öfter den Zuschlag für Starts bekommen dürfte. Noch ist das letzte Wort über den „Gagarin-Start“nicht gesprochen. Die Agentur meldete aus Branchenkreisen, die Rampe könnte doch modernisiert werden. Befürworter argumentieren, dass zwei Startplätze gebraucht werden, um Sicherheit zu haben, falls einer ausfällt. Was die Zukunft auch bringen mag, Gerst darf am Mittwoch auf Gagarins Spuren ins All fliegen. Langfristig will Russland Baikonur und den Startplatz Nr. 1 für die Nachwelt erhalten und ihn auf die Liste des Unesco-Welterbes setzen lassen.
Deutschlands erster Mann im All, Sigmund Jähn, ist vom Erfolg der bevorstehenden Weltraummission von Alexander Gerst als Kommandant der ISS überzeugt. „Das wird sicher was, er ist ja ein guter Mann“, sagte Jähn gestern in Baikonur. Der heute 81-jährige Jähn war vor fast 40 Jahren, im August 1978, als erster Deutscher ins All gestartet. Damals flog der DDR-Kampfpilot mit
„Officially Amazing“steht auf der Urkunde, die Jeison Rodriguez, Schuhgröße 68, stolz und schüchtern entgegennimmt. Offiziell großartig also, darf er sich nennen, weil er auf Füßen steht, die laut Guinness-Buch der Rekorde mit ihren 40,55 Zentimetern auf der linken sowie 40,57 Zentimetern auf der rechten Seite weltweit Rekordformat haben.
40 Zentimeter – das ist so lang wie ein Bierkasten. Damit der 22-Jährige mit solchen Füßen und einer Körpergröße von inzwischen 2,36 Metern überhaupt passendes Schuhwerk bekommt, ist er weit gereist: Er stammt aus Maracay in Venezuela und hat das erste Mal seine Heimat verlassen, um am Montag in Vreden im Münsterland neue Schuhe anzuprobieren. Sandalen, Pantoletten, Wander- und Halbschuhe stehen bereit, gefertigt in der Schuhwerkstatt für Übergrößen der Familie Wessels. Bereits mehrfach hat der Schuhspezialist Georg Wessels Rodriguez mit passendem Schuhwerk ausgestattet, kostenlos – wie so viele Riesenwüchsige, die sich die teuren orthopädischen Schuhe nicht leisten könnten.
Als die Gebrüder Wessels sich vor mehr als fünf Jahrzehnten auf Schuhe einer sowjetischen Sojus, einem Vorläufer von Gersts Modell. Jähn schaute gestern zu, wie russische Spezialisten Gersts Sojus-Rakete aufstellten. Eine Lokomotive zog die rund 310 Tonnen schwere Rakete mit der Raumkapsel „SojusMS-09“an der Spitze aus dem Hangar. In Schrittgeschwindigkeit schleppte der Zug das Raumfahrzeug durch die Steppe zur Startplattform Nr. 1. Gerst bricht am Mittwoch bekanntlich zu seiner zweiten Mission auf der ISS auf. Im Herbst darf er dort als erster Deutscher das Kommando übernehmen. Der Geophysiker aus Baden-Württemberg war bereits 2014 für sechs Monate auf dem Außenposten der Menschheit. Mit ihm fliegen diesmal der Russe Sergej Prokopjew und die US-Amerikanerin Serena Auñón-Chancellor.
Die zentrale Veranstal tung zum Start der Mission „Horizons“mit dem deutschen Astronauten Alexan der Gerst findet im Zeiss Großplaneta rium Berlin statt. Auf Youtube gibt es von 12 bis 13.30 Uhr eine Live Übertra gung unter www.youtube.com/c/Stiftung PlanetariumBerlin für Übergrößen spezialisierten, heckten sie den Plan aus, künftig medienwirksam die Größten der Welt mit Schuhen zu versorgen. „Doch dann habe ich die Menschen kennengelernt und schnell gemerkt, welche Schicksale dahinter stecken“, sagt Georg Wessels. Aus dem PR-Gag ist längst auch eine Lebensaufgabe geworden. Er ist schon in viele entlegene, meist arme Gebiete gereist mit Riesenschuhen im Gepäck. Die Menschen, die auf die Spezialschuhe angewiesen sind, leiden unter der Krankheit Akromegalie. Ein Tumor an der Hirnanhangdrüse lässt sie immer weiter wachsen – mit gefährlichen Folgen. Stoppen Medikamente und eine Operation das Wachstum nicht, sterben die Riesenwüchsigen meist früh. Der Körper schafft es irgendwann nicht mehr, mit der Größe fertig zu werden.
Ohne Hilfe aus dem Münsterland, sagt Rodriguez’ in Deutschland lebende Cousine, würde er wohl noch in ausgetretenen Stoffsandalen umherlaufen. Oder in selbstgebastelten Latschen aus alten Autoreifen, verlacht von seinen Klassenkameraden. „Wenn er überhaupt noch laufen könnte“, ergänzt Wessels. Ohne richtigen Halt drehten sich irgendwann die Füße nach oben, weil die durch die Krankheit besonders weichen Sehnen und Bänder nachgäben. Die neuen Schuhe entgegennehmen zu können, sei daher für ihn ein sehr emotionaler Moment, sagt Rodriguez. „Ich war überwältigt“, übersetzt die Cousine.
Auch Wessels kämpft mit den Emotionen: Ihm sind seine großen Freunde und deren Familien ans Herz gewachsen.