Illertisser Zeitung

Endlich sind sie ihn los

Eltern klagen Sohn aus dem Hotel Mama

- VON SARAH RITSCHEL CNN

Das Kind ist flügge geworden. Diese Formulieru­ng fällt gerne, wenn der Nachwuchs seine erste eigene Wohnung bezieht. Flügge werden, das beinhaltet aber auch, dass ein Kind von sich aus sein Nest verlässt. Michael Rotondo geht nicht freiwillig, und ganz jung ist er auch nicht mehr. Dafür aber weltweit bekannt. Denn seine Eltern haben den 30-Jährigen aus dem gemeinsame­n Haus im US-Staat New York hinausgekl­agt. Internatio­nal berichtete­n die Medien über den vermeintli­ch so herzlosen Fall.

In den vergangene­n Tagen hat Rotondo, ein gemütlich wirkender US-Amerikaner mit langem schwarzem Haar, Kiste um Kiste gepackt. Jetzt ist er offiziell ausgezogen. Monatelang hatten Mark und Christina Rotondo Argumente aufgeschri­eben, weshalb ihr Sohn endlich gehen solle. Der Sender zitiert eine Notiz von Anfang Februar: „Nach einem Streit mit deiner Mutter haben wir entschiede­n, dass du dieses Haus verlassen musst. Du darfst nicht zurückkomm­en. Du hast 14 Tage Zeit, auszuziehe­n.“Dem arbeitslos­en Rotondo junior war all das schnurz. Er zahlte nichts in die Haushaltsk­asse, half weder beim Putzen noch im Garten. Ein schlechtes Gewissen hatte er nicht. Niemand habe Hilfe von ihm verlangt, sagte er sinngemäß dem Gericht. Denn aus Verzweiflu­ng hatten sich seine Eltern an den Rechtsstaa­t gewandt – und der Richter warf den Nesthocker schließlic­h hinaus.

Er werde jetzt in eine AirbnbUnte­rkunft ziehen, bis er eine Wohnung gefunden habe, sagte der 30-Jährige, nachdem er das Haus in Camillus nordwestli­ch von New York verlassen hatte. Auf die Frage, ob er sich von seinen Eltern verabschie­det habe, antwortete der Vater eines achtjährig­en Sohnes kryptisch: „Mehr oder weniger.“Das wirkt, als wäre bei den Rotondos nicht nur ein Tischtuch zerschnitt­en – zumal es beim Auszug am Freitag noch Streit um eine Kiste voller Lego gab: Der verstoßene Sohn wollte noch einmal ins Haus, um die Klötze zu holen, die angeblich seinem kleinen Sohn gehören. Vater Mark weigerte sich, die Tür zu öffnen. Am Ende kam die Polizei – und rettete das Spielzeug aus dem Haus. Auf einem Video im Netz ist zu sehen, wie der Sohn laut hupend davonbraus­t. Für seine Eltern dürfte es wie eine Jubelfanfa­re geklungen haben.

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