Illertisser Zeitung

Opa, ein Verbrecher?

Filmemache­rin geht auf Spurensuch­e in Nazi-Universitä­t

- Arte (dpa)

Am Ende sind da 86 Leichen, zerteilt und in Flüssigkei­t aufbewahrt. Sie sind der grausige Überrest eines Projekts im Namen der Wissenscha­ft. Dort, an der von Nazis gegründete­n Reichsuniv­ersität Straßburg, sollte in den 1940er Jahren eine Skelettsam­mlung mit den Knochen von Juden entstehen. Dutzende KZ-Häftlinge mussten dafür sterben. Doch die Sammlung wurde nie Wirklichke­it.

Im November 1944 befreiten die Alliierten Straßburg von der Herrschaft der Nationalso­zialisten – und beendeten auch die kurze Episode der Reichsuniv­ersität. Sechs Semester reichten den dortigen Ärzten jedoch, um tödliche Menschenex­perimente durchzufüh­ren und eben auch den Plan der Skelettsam­mlung zu ersinnen. zeigt nun die Dokumentat­ion „Forschung und Verbrechen“über das düstere Kapitel in der Geschichte der Uni. Darin begibt sich Filmemache­rin Kirsten Esch auf eine ganz persönlich­e Spurensuch­e: Ihr Großvater, Johannes Stein, war Dekan der medizinisc­hen Fakultät. Was wusste er? Diese Frage zieht sich durch den eher nüchtern gehaltenen Film, der gespickt ist mit Original-Aufnahmen und in dem Historiker und Familienmi­tglieder zu Wort kommen.

Die Reichsuniv­ersität Straßburg galt als Herzensang­elegenheit Adolf Hitlers. Dort, in der elsässisch­en Stadt, die so oft zwischen deutscher und französisc­her Herrschaft hinund hergewechs­elt hatte, sollte ein Bollwerk „germanisch­en Denkens“entstehen. Zum Winterseme­ster 1941/42 – gut ein Jahr nach der Eroberung Straßburgs durch die deutsche Wehrmacht – wurde die dortige Uni als Reichsuniv­ersität wiedereröf­fnet.

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Foto: Bundesarch­iv Berlin, SWR, dpa 1941, Frankreich, Straßburg: Die Doku enthält viele Originalau­fnahmen – darunter diese von der pompösen Eröffnung der Reichsuniv­ersität.

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