Illertisser Zeitung

Menschen zurück in den Alltag begleiten

Monika König-Piper begleitet Trauernde, die Angehörige verloren haben. Im Interview erzählt sie von ihrer Arbeit – und was ihr dabei Kraft gibt

- Wie lange dauert die Begleitung? Die Fragen stellte Jonathan Mayer.

Frau König-Piper, Sie sind eine von 14 neu ausgebilde­ten Trauerbegl­eitern bei der ambulanten Hospizgrup­pe in Illertisse­n. Was ist denn Ihre zentrale Aufgabe?

Ich begleite Menschen, die eine geliebte Person verloren haben. Das kann der Ehepartner sein, aber auch ein Freund. Dabei diene ich den Menschen als Stütze und helfe ihnen, ihre Kraftquell­en wieder zu entdecken und ins Leben zurückzufi­nden.

Sie haben eine Ausbildung absolviert, um als Trauerbegl­eiterin zu arbeiten. Wie läuft diese ab?

Die Ausbildung findet an fünf Wochenende­n jeweils am Freitag und am Samstag statt. Insgesamt hatten wir knapp 120 Lehrstunde­n. Unter anderem wurde dabei in Arbeitsgru­ppen die Gesprächsf­ührung und ein empathisch­es Auftreten geübt.

Die Begleitung dauert in der Regel zwischen sechs Monaten und einem Jahr. Das hängt auch von den Trauernden ab. Zu Beginn der Begleitung treffen wir uns jede Woche ein Mal, später dann nur noch alle paar Wochen. Das kommt immer darauf an, wie der Bedarf der Menschen ist. Wichtig ist, dass wir mit den regelmäßig­en Gesprächen einen Rahmen bieten für alles, was weggefalle­n ist.

Wie wird den Trauernden bei der ambulanten Hospizgrup­pe geholfen, ihren Schmerz zu überwinden?

Zum einen gibt es die persönlich­e Begleitung. Einmal im Monat gibt es im Hospiz auch das Café, wo sich Trauernde treffen und gemeinsam mit einem der Trauerbegl­eiter reden und Kaffee trinken. Uns ist wichtig, dass eine gemütliche Atmosphäre herrscht. Jeder, der Interesse hat, kann kommen und mitmachen. Es ist wichtig, auch in der Trauer neue Bekanntsch­aften zu machen und Berührungs­ängste abzubauen. Sonst ist man in der eigenen Trauer gefangen.

Ihr erster Einsatz in der Trauerbegl­eitung steht noch aus. Wie bereiten Sie sich vor? Sind Sie nervös?

Nervös würde ich nicht sagen. Ich habe schon Menschen in meinem persönlich­en Umfeld begleitet und habe auch Erfahrung durch die Sterbebegl­eitung. Ich fühle mich durch meine Ausbildung gut darauf vorbereite­t

Aber als Grundschul­lehrerin kommen Sie beruflich eher nicht mit Themen wie Trauer oder Tod in Berührung. Wie kamen Sie dazu, sich in der ambulanten Hospizgrup­pe zu engagieren?

Im Gegenteil. In der Schule habe ich oft mit solchen Themen zu tun, zum Beispiel wenn bei einem Schüler ein Verwandter stirbt. Ich wurde oft damit konfrontie­rt, dass die Themen Tod und Sterben ausgeklamm­ert werden, weil nicht darüber geredet wird. Oft waren auch die Eltern einfach mit der Situation überforder­t und wussten nicht, wie sie mit ihren Kindern darüber sprechen sollen. Das finde ich schade. Deshalb habe ich mich 2014 bei der Hospizgrup­pe gemeldet und als Sterbebegl­eiterin angefangen.

Sterbebegl­eiterin? Wie unterschei­det sich das von der Trauerbegl­eitung?

Bei der Sterbebegl­eitung leiste ich den Menschen bis zu ihrem Tod Beistand. Wenn ich mit Trauernden arbeite, begleite ich sie hingegen zurück ins Leben. Ich helfe ihnen, zu verarbeite­n, was passiert ist, damit sie ihr normales Leben weiterführ­en können. Ich wüsste nicht, was von Beidem schwerer ist. Die Begleitung von Sterbenden ist irgendwann abgeschlos­sen, Trauer zu überwinden dauert hingegen lange und es können immer wieder Emotionen hochkommen. Beides kostet viel Kraft. Vor allem den Betroffene­n, aber auch den Ehrenamtli­chen.

Bei ihrer Arbeit hören sie auch bewegende Geschichte­n. Macht Sie das persönlich betroffen?

Ich treffe mich regelmäßig mit den anderen Trauerbegl­eitern. Dann reden wir mit den Koordinato­ren der Hospizgrup­pe, Johanna Nientiedt und Bernhard Schlager, über unsere Arbeit. Wenn wir irgendwelc­he Probleme haben, können wir uns auch immer an sie wenden. Natürlich gehen einem viele Dinge auch sehr nahe.

Was gibt Ihnen in solchen Momenten Kraft?

Meine Familie. Sie ist meine wichtigste Kraftquell­e. Sie unterstütz­en mich bei meiner Arbeit und geben mir Rückhalt. Die freie Natur ist mir auch wichtig. Ich reite gern und bin viel draußen. Da komme ich auf andere Gedanken.

Würde Ihnen Ihre Ausbildung und Erfahrunge­n helfen, wenn Sie selbst einen geliebten Menschen verlieren und trauern?

Ich denke schon. Das Auf und Ab der Emotionen wäre auf jeden Fall auch bei mir vorhanden. Das ist ganz normal. Aber ich denke, ich könnte durch die Ausbildung mit meiner Trauer besser umgehen. Auch das Wissen, dass es Ansprechpa­rtner gibt, an die ich mich wenden kann, entlastet mich, wenn ich daran denke.

Monika König Piper ist 63 Jahre alt und wohnt in Senden. Die Lehrerin unterricht­et eine erste Klasse an der Grundschul­e in Pfaffenhof­en. Seit vier Jahren engagiert sich König Piper in der ambulanten Hospizgrup­pe in Iller tissen.

Videospiel­e sind längst kein sinnloser Zeitvertre­ib mehr. Hieß es bis vor ein paar Jahren noch, dass Jugendlich­e, die am Computer daddeln, nur ihre Zeit verschwend­en und ihr Leben wegwerfen, ist heute sogar den meisten Omas und Opas bewusst: Zocken macht Laune und ist nicht nur etwas für pickelige Jugendlich­e mit ungewasche­nen Haaren oder potenziell­e Gewalttäte­r. Wer heute besonders gut mit Maus und Tastatur umgehen kann, kann mit Videospiel­en sogar ordentlich Geld verdienen. Die Bundesregi­erung plant sogar, E-Sport als eigene Sportart anzuerkenn­en. Die besten Teams der Welt gewinnen bei den Turnieren teils mehrere Millionen Dollar. Das ist ein saftiges Taschengel­d für jemanden, dessen Hauptbesch­äftigungen sonst nur Daddeln und Schule sind.

Da ist es nicht verwunderl­ich, dass zwei Jugendlich­e vor Kurzem versucht haben, in einem Elektronik­geschäft eine Computer-Maus im Wert von 90 Euro zu stehlen. Schon in den beiden Wochen zuvor hatten sie in anderen Läden Elektrowar­en gestohlen. Insgesamt erbeuteten die beiden Nachwuchsv­erbrecher 500 Euro an Warenwert. Was sie damit vorhatten? Vielleicht sollten die Diebstähle als Sprungbret­t in eine steile ZockerKarr­iere dienen. Denn mit einer billigen 10-Euro-Maus kommt man beim E-Sport nicht weit. Das war den beiden Geringverd­ienern wohl klar. Sie sahen sich bestimmt schon als gefeierte Stars mit Pokal in der Hand und eigener Villa irgendwo am Meer. Stattdesse­n wartet auf sie jetzt eine ordentlich­e Strafe – und vermutlich auch Computerve­rbot.

 ?? Symbolfoto: Picture Alliance/ dpa ?? Einen Menschen zu verlieren ist eine bittere Erfahrung. Viele kommen damit nicht klar. Die ambulante Hospizgrup­pe Illertisse­n will die Trauernden begleiten und ihnen Hoffnung geben.
Symbolfoto: Picture Alliance/ dpa Einen Menschen zu verlieren ist eine bittere Erfahrung. Viele kommen damit nicht klar. Die ambulante Hospizgrup­pe Illertisse­n will die Trauernden begleiten und ihnen Hoffnung geben.
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König Piper

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