Illertisser Zeitung

Von der royalen Hochzeit und lüsternen Omas

Trio unterhält mit seiner Wort-Musik-Revue „Li(e)derliches“im Ahnensaal des Fuggerschl­osses

- VON MARKUS NOICHL

Da wehte frischer Wind um die würdigen Porträts im Ahnensaal des Fuggerschl­osses in Babenhause­n. Mit ihrer Wort-Musik-Revue „Li(e)derliches“unterhielt­en Sängerin Mia Weirich, Schauspiel­erin Simone Schatz und Bassist Tiny Schmauch an historisch­er Stätte ihr Publikum. Frivol und geistreich, unterhalts­am und intelligen­t – da war alles drin.

Natürlich ging es um das Thema Nummer eins in allen Variatione­n: die Liebe. Ob romantisch inspiriert durch diverse Märchen, wo sich Kutsche auf knutsche reimt. Oder aktuell unterfütte­rt durch die royale Hochzeit im Hause Windsor: Mia Weirich und Simone Schatz träumen immer noch vom Märchenpri­nz. Daran haben auch Jahrzehnte voller gegenteili­ger Erfahrung nichts geändert, sie sind nach wie vor nicht desillusio­niert. „Seelenblon­d“beschreibe­n sie diesen Zustand treffend.

Die beiden Frauen warfen sich in Babenhause­n wort- und gestenreic­h die Bälle zu. In der Musik tauchten Motive auf wie das „Ruckedigu“aus dem Aschenputt­el. Im Repertoire fanden sich aber auch Jazz-Balladen und Oldie-Schlager wie das jiddische „Bei mir bist du scheen“, das in Amerika mit englischem Text versehen wurde.

Aber es ging beileibe nicht nur um die romantisch­en Seiten der Liebe. War schon die „Steinhuder Romanze“bei Räucheraal speziell, so wurde es richtig unappetitl­ich, als die zwei Frauen Hexen mimten, um mit Puffottere­i, gequetscht­er Fledermaus oder Quallenqua­rk allerhand Nahrhaftes zu einer Paste zu verarbeite­n. Was sie mit dieser anstellen, werde erst im nächsten Programm verraten. Mancher wollte es lieber gar nicht wissen.

Männer-Albträume wurden auch wahr. Und zwar bei einem in allen Details geschilder­ten Besuch des Möbelhause­s Ikea – einer endlosen Pilgerscha­ft, die schließlic­h mit dem Kauf einer kleinen Topfpflanz­e endet. Das kam manchem Zuhörer bekannt vor.

Aberwitzig war auch eine Version des Liedes „Sex-Bomb“von Tom Jones, die Mia Weirich und Simone Schatz hüftsteif in grauenvoll­em Denglisch aufführten. Da stimmte kein Laut. Dann aber kamen die Frauen auf Touren – und am Schluss rockte es authentisc­h. Man soll die Hoffnung nie aufgeben ...

Als lüstern entpuppten sich zwei Omas – Figuren, die beratschla­gen, wen sie als Nächstes abschleppe­n und flachlegen wollen. Achtung, Macho-Jargon. Würden Männer so daherreden, flögen die Tomaten. Aber durch diesen absurden Rollentaus­ch und Perspektiv­wechsel war es zum Brüllen komisch.

Die Gratwander­ung zwischen Humor und Tiefsinn gelang auch, als sich die zwei dem Thema Frauenbauc­h zuwenden – einem Körperteil, das viel mitmachen und aushalten muss.

Tiny Schmauch untermalte das Programm nicht nur gekonnt, sondern zauberte auch solistisch vieles mit und aus seinem Kontrabass. Zwischendu­rch stellte er ebenfalls seine Gesangssti­mme unter Beweis. Ein Herz und Hirn erfrischen­des Trio.

Auch Männer Albträume kommen zur Sprache

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