Von der royalen Hochzeit und lüsternen Omas
Trio unterhält mit seiner Wort-Musik-Revue „Li(e)derliches“im Ahnensaal des Fuggerschlosses
Da wehte frischer Wind um die würdigen Porträts im Ahnensaal des Fuggerschlosses in Babenhausen. Mit ihrer Wort-Musik-Revue „Li(e)derliches“unterhielten Sängerin Mia Weirich, Schauspielerin Simone Schatz und Bassist Tiny Schmauch an historischer Stätte ihr Publikum. Frivol und geistreich, unterhaltsam und intelligent – da war alles drin.
Natürlich ging es um das Thema Nummer eins in allen Variationen: die Liebe. Ob romantisch inspiriert durch diverse Märchen, wo sich Kutsche auf knutsche reimt. Oder aktuell unterfüttert durch die royale Hochzeit im Hause Windsor: Mia Weirich und Simone Schatz träumen immer noch vom Märchenprinz. Daran haben auch Jahrzehnte voller gegenteiliger Erfahrung nichts geändert, sie sind nach wie vor nicht desillusioniert. „Seelenblond“beschreiben sie diesen Zustand treffend.
Die beiden Frauen warfen sich in Babenhausen wort- und gestenreich die Bälle zu. In der Musik tauchten Motive auf wie das „Ruckedigu“aus dem Aschenputtel. Im Repertoire fanden sich aber auch Jazz-Balladen und Oldie-Schlager wie das jiddische „Bei mir bist du scheen“, das in Amerika mit englischem Text versehen wurde.
Aber es ging beileibe nicht nur um die romantischen Seiten der Liebe. War schon die „Steinhuder Romanze“bei Räucheraal speziell, so wurde es richtig unappetitlich, als die zwei Frauen Hexen mimten, um mit Puffotterei, gequetschter Fledermaus oder Quallenquark allerhand Nahrhaftes zu einer Paste zu verarbeiten. Was sie mit dieser anstellen, werde erst im nächsten Programm verraten. Mancher wollte es lieber gar nicht wissen.
Männer-Albträume wurden auch wahr. Und zwar bei einem in allen Details geschilderten Besuch des Möbelhauses Ikea – einer endlosen Pilgerschaft, die schließlich mit dem Kauf einer kleinen Topfpflanze endet. Das kam manchem Zuhörer bekannt vor.
Aberwitzig war auch eine Version des Liedes „Sex-Bomb“von Tom Jones, die Mia Weirich und Simone Schatz hüftsteif in grauenvollem Denglisch aufführten. Da stimmte kein Laut. Dann aber kamen die Frauen auf Touren – und am Schluss rockte es authentisch. Man soll die Hoffnung nie aufgeben ...
Als lüstern entpuppten sich zwei Omas – Figuren, die beratschlagen, wen sie als Nächstes abschleppen und flachlegen wollen. Achtung, Macho-Jargon. Würden Männer so daherreden, flögen die Tomaten. Aber durch diesen absurden Rollentausch und Perspektivwechsel war es zum Brüllen komisch.
Die Gratwanderung zwischen Humor und Tiefsinn gelang auch, als sich die zwei dem Thema Frauenbauch zuwenden – einem Körperteil, das viel mitmachen und aushalten muss.
Tiny Schmauch untermalte das Programm nicht nur gekonnt, sondern zauberte auch solistisch vieles mit und aus seinem Kontrabass. Zwischendurch stellte er ebenfalls seine Gesangsstimme unter Beweis. Ein Herz und Hirn erfrischendes Trio.
Auch Männer Albträume kommen zur Sprache