Raubkatze auf Samtpfoten
Mit dem I-Pace bringt Jaguar sein erstes reinrassiges Elektroauto
Nach der viel bestaunten statischen Weltpremiere des Jaguar I-Pace im November 2016 in Los Angeles – damals noch als Studie – rückt der Serienstart von Jaguars erstem elektrischen Pkw immer näher. Der rein mit Strom betriebene PerformanceSUV wird bereits zahlreich bestellt, die ersten Auslieferungen werden in diesem Spätsommer starten.
Zuvor hatten jetzt Fachjournalisten Gelegenheit, den 400 PS starken Elektro-Jag mit der vielversprechenden Reichweite von 480 Kilometern (gemessen nach der neuen WLTP-Norm) auf seine ausgeprägte Fahrdynamik hin zu testen. Ort des Geschehens: ein spezieller Parcours auf dem Berliner Flugfeld Tempelhof. So konnten sich die Tester von der hohen Performance des Stromflitzers überzeugen.
Trotz seiner 2,2 Tonnen auf den Rippen setzt sich der von zwei E-Motoren angetriebene SUV äußerst agil in Szene und glänzt gleichzeitig mit optimaler Raumausnutzung: Auf 4,68 Metern Länge beträgt sein Radstand stolze 2,99 Meter. Zum Vergleich: Bei der aktuellen Mercedes S-Klasse liegen vier Zentimeter weniger Abstand zwischen Vorder- und Hinterachse.
Ebenso erstaunlich: Auf weniger Grundfläche bietet der elektrische I-Pace auch deutlich mehr Innenraum als der vier Zentimeter längere, konventionelle Markenbruder namens F-Pace. Systembedingte Vorteile machen es möglich, denn Jaguars erster Stromer wurde von Grund auf als rein elektrisches Fahrzeug komplett neu entwickelt. Folge unter anderem: Trotz Allradantrieb verläuft keine Antriebswelle durch den Fahrgastraum. Die beiden Permanentmagnet-Synchron-Elektromotoren liegen jeweils direkt an den Achsen. Koordiniert wird ihre Leistungsabgabe intelligent elektronisch.
Trotz seines großen Innenraums ließ sich der neue I-Pace verblüffend agil durch die Pylonengasse zirkeln. Präzise folgte er den Richtungsimpulsen der exakten Lenkung. Beschleunigen, Bremsen, wieder Tempo aufnehmen, ein abrupter Richtungswechsel nach dem anderen - in jeder Lebenslage gab sich der Elektro-Jaguar dynamisch. Mit verantwortlich dafür: Die 90 kWh starken Akkus sind möglichst tief im Fahrzeug platziert. Auch das spart Platz im Innenraum, außerdem senkt es den Schwerpunkt. Höhere Fahrdynamik ist die unweigerliche Folge.
Und dann die brachiale Wucht des Elektroantriebs: Vehementer Antritt ist bei 400 PS Leistung und 696 Newtonmetern Drehmoment selbstverständlich, doch die impulsive Antriebs-Power überrascht dennoch. Ein beherzter Druck aufs Strompedal führt fast immer dazu, dass es den unerfahrenen ElektroPiloten unerwartet stark in den konturierten Sitz drückt. Die Halsmuskeln müssen sich im I-Pace deutlich öfter anspannen als in vergleichbaren Benzin- oder Diesel-SUV.
Ob sich die nominell 480 Kilometer Reichweite in der Praxis bestätigen, müssen erst weitere Fahreindrücke im Straßenverkehr zeigen. Bis zum Marktstart macht Jaguars erstes Elektroauto jedenfalls sehr neugierig auf das Fahrgefühl, das der 77850 Euro teure Midsize-SUV bieten wird.
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