Eltern wollen keine Kombiklassen
Das Modell ist an der Grundschule Nord in Vöhringen in der Diskussion. Schulamtsleiter gibt Entwarnung
Eltern, deren Kinder die Grundschule Nord in Vöhringen besuchen, müssen vorerst keine strukturellen Veränderungen innerhalb der Einrichtung befürchten. Das versicherte Bürgermeister Karl Janson gestern in einer Sitzung des Hauptausschusses. Der Betrieb laufe auch im kommenden Schuljahr weiter wie bisher. Damit ging Janson auf die Bedenken von Eltern und Elternbeiräten ein, die sich um die Zukunft der Schule sorgen.
Wie berichtet, hatten die auseinanderklaffenden Schülerzahlen der beiden Grundschulen im Stadtgebiet in den vergangenen Wochen für Gesprächsstoff gesorgt. Weil 257 Kinder derzeit die Grundschule Süd, aber nur 125 die Grundschule Nord besuchen, wird eine schleichende Abwertung der Einrichtung im Norden befürchtet. Die Folge, so die Sorge, könnten etwa jahrgangskombinierte Klassen sein, denen einige Eltern offenbar wenig Positives abgewinnen können.
Dabei ist es nach Auskunft von Schulamtsleiter Ansgar Batzner an vielen Schulen im Landkreis NeuUlm längst Alltag, dass Kinder in sogenannten Kombiklassen unterrichtet werden. An der Grundschule am Lichtacker in Tiefenbach etwa werde ausschließlich mit jahrgangskombinierten Klassen gearbeitet – ebenso in Holzheim oder Kellmünz. Erstund Zweitklässler sowie Dritt- und Viertklässler werden dort gemeinsam unterrichtet. Batzner schätzt, dass es mittlerweile an jeder dritten Grundschule im Kreis entweder Kombiklassen gibt oder gegeben hat.
Das gemeinsame, jahrgangsübergreifende Lernen bezeichnet Batzner als „absolutes Erfolgsmodell“. Vor allem die sozialen Kompetenzen der Kinder würden gefördert. Im Unterricht lernen Ältere mit Jüngeren und Bessere mit Schlechteren. Die Buben und Mädchen können sich gegenseitig unterstützen. Ein weiterer Vorteil laut Batzner: „Die Kinder können individueller gefördert werden.“Die Angst von Eltern, dass ihr Sprössling im Unterricht zu kurz kommen könnte, könne bislang nicht verifiziert werden.
Die Akzeptanz der Kombiklassen sei an den Schulen hoch – sowohl bei Eltern als auch bei Lehrern. 90 Prozent der Erziehungsberechtigten, die den Kombiklassen anfangs skeptisch gegenüber standen, seien nach deren Einführung überzeugt vom Schulmodell. Ein positives Beispiel sei die Grundschule in Illerberg, an der seit dem vergangenen Schuljahr jahrgangsübergreifend unterrichtet wird.
Dass Kombiklassen geschaffen werden, um den Fortbestand einer Einrichtung zu sichern, dem widerspricht der Schulamtsleiter. Keine Schule im Landkreis sei derzeit in irgendeiner Art und Weise gefährdet. Weil an allen Schulen aber vergleichbare Rahmenbedingungen geschaffen werden sollen, müssen auch die Klassen in etwa gleich stark sein. Das wiederum heißt: An kleinen Schulen werden Klassen, die ansonsten nur aus wenigen Kindern bestehen würden, jahrgangsübergreifend zusammengefasst. Auf die Grundschule Nord in Vöhringen treffe das aber nicht zu. Auch im kommenden Schuljahr wird es dort keine Kombiklassen geben.
Einen Grund, warum derzeit mehr Kinder die Grundschule Süd besuchen, sieht Batzner im gebundenen Ganztageszug, den es dort seit einigen Jahren gibt. Denn auch Buben und Mädchen, die nicht im Sprengel der Schule wohnen, können in den Ganztagesklassen angemeldet werden. Auch im Landkreis griffen immer mehr Eltern auf dieses Angebot zurück.
Dass die Schülerzahlen an der Grundschule Nord in Zukunft wieder steigen werden, davon geht Bürgermeister Janson aus – nicht zuletzt deshalb, weil im Norden der Stadt im Moment ein neues Baugebiet entsteht. Identische Schülerzahlen, so der Bürgermeister, „werden wir aber nie ganz schaffen“.