Illertisser Zeitung

Giftige Raupen auf dem Vormarsch

Der Eichenproz­essionsspi­nner kann gefährlich für Menschen und Tiere sein. Auch in der Region sind viele Bäume befallen. Was die Gemeinden dagegen unternehme­n

- VON JULIA GÖTZE

Sie sind grau, haarig und nur wenige Zentimeter groß: die Raupen des Eichenproz­essionsspi­nners. An sich mag das Tierchen ganz süß erscheinen, aber es hat giftige, kaum sichtbare Härchen. Besonders im Frühsommer ist das Insekt gefährlich, denn vor seiner Verpuppung hat es besonders viele Haare.

Die spitzen Raupenhärc­hen brechen leicht ab und können Menschen und Tieren gefährlich werden, wenn sie in die Haut eindringen und in die Augen und Atemwege gelangen. Dort lösen sie allergieäh­nliche Symptome aus: Entzündung­en, Pusteln und Knötchen – schlimmste­nfalls sogar Bronchitis, Bindehaute­ntzündung sowie allergisch­e Schockreak­tionen.

Der beste Schutz: Befallene Gebiete meiden und Hinweissch­ilder beachten – dazu rät jedenfalls Martin Küfer vom Öffentlich­en Gesundheit­sdienst im Landratsam­t Neu-Ulm. Besteht der Verdacht, mit den Härchen in Berührung gekommen zu sein, sollte geduscht und die Kleidung gewaschen werden. Die Symptome treten meist erst am nächsten Tag auf und sollten von einem Arzt untersucht werden. Behandelt werden die Symptome mit Medikament­en.

Lange galt der Eichenproz­essionsspi­nner als fast ausgestorb­en, doch seit den 1990er-Jahren breitet er sich wieder stark aus. Auch in der Region tritt der Eichenproz­essionsspi­nner immer häufiger auf. Besonders schlimm hat es beispielsw­eise Vöhringen erwischt. „Wir haben in diesem Jahr mit besonders starkem Raupenbefa­ll zu kämpfen. Das liegt möglicherw­eise auch am milden Winter“, heißt es vom Bauamt. Die ersten Fälle wurden Mitte Mai gemeldet. Seitdem sind rund zwölf Bäume von den Insekten befreit worden. „Wir können die Raupen jedoch nicht von allen befallenen Bäumen entfernen lassen – das ist zu aufwendig“, sagt ein Mitarbeite­r des Stadtbauam­ts. In Wäldern etwa kennzeichn­et das Stadtbauam­t die betroffene­n Bäume lediglich und bringt Hinweissch­ilder an. An öffentlich­en Plätzen, an denen sich oft Menschen aufhalten, wie etwa an Sportplätz­en, Badeseen oder in Parks, würden die Raupennest­er entfernt.

Das Stadtbauam­t sperrt dort die betroffene­n Bäume zunächst ab und beauftragt dann die Feuerwehr mit Entfernung der Raupen. Die Feuerwehrl­eute sind dafür geschult und verfügen über Schutzanzü­ge. So können sich die Einsatzkrä­fte vor umherflieg­enden Raupenhärc­hen schützen. Die Experten töten die Insekten mit einem sogenannte­n Flammen-Brenner. Die Hitze verbrennt auch umherflieg­ende Härchen.

Auch Senden ist betroffen. Hier haben sich Eichenproz­essionsspi­nner an Bäumen des Waldfriedh­ofs, im Freibad, dem Sportplatz, im Illerwald und auf privaten Grundstück­en niedergela­ssen. „Wir treffen zwar Vorsorgema­ßnahmen, aber auch wir haben dieses Jahr mit einer größeren Population der Tiere zu tun“, sagt Helmut Rock vom Technische­n Betriebsho­f Senden. Derzeit kümmert sich eine Privatfirm­a mit einem Sauggerät um die Beseitigun­g der Raupen.

In Elchingen taucht der Eichen-

Der Befall ist in diesem Jahr besonders schlimm

prozession­sspinner seit 2014 regelmäßig auf und es werden von Jahr zu Jahr mehr. „Wir kommen zurzeit kaum noch hinterher“, sagt Josef Mayer vom Bauhof Elchingen. Er hat in diesem Jahr bereits rund 15 Bäume mit Raupennest­ern begutachte­t. Einige der Nester sind so groß wie Fußbälle. An öffentlich­en Rad- und Gehwegen, an denen betroffene Bäume stehen, haben die Mitarbeite­r des Bauhofs Hinweissch­ilder angebracht. Bei Grundstück­en der Gemeinde haben sie den Hausmeiste­r informiert. „Zum Glück sind die Bäume an der Schule nicht befallen“, sagt Mayer. In anderen Teilen Deutschlan­ds sei es wegen des Befalls durch Eichenproz­essionsspi­nnerraupen schon zu vorübergeh­enden Schließung­en gekommen.

In diesem Jahr hat der Bauhof Elchingen die Feuerwehr und ein Privatunte­rnehmen mit der Beseitider gung der Nester beauftragt, weil es derzeit so viel zu tun gibt. In den vergangene­n Jahren haben die Mitarbeite­r des Bauhofs die Raupen noch selbst entfernt. Dabei haben giftige Härchen auch Mayer erwischt. Erst nachdem er die Entzündung drei Tage lang mit einer Salbe behandelt habe, sei die Entzündung abgeschwol­len. Auch ein Kollege und vor Kurzem ein Feuerwehrm­ann hätten beim Entfernen der Nester schlechte Erfahrunge­n mit den Raupenhaar­en gemacht. Anfang Juli sollte der Spuk ein Ende haben. Dann haben sich die Raupen in ihren Kokon gesponnen und warten darauf, zu Schmetterl­ingen zu werden. Die Gefahr durch giftige Härchen bleibt jedoch: Die abgebroche­nen Raupenhaar­e in der Umgebung können auch Jahre später noch allergisch­e Reaktionen auslösen, wenn sie jemand berührt. Es ist also auch dann noch Vorsicht geboten.

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Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa Das Giftige am Eichenproz­essionsspi­nner sind die Haare. Sie sorgen bei Berührung für Hautentzün­dungen und Bronchitis bis hin zu allergisch­en Schockreak­tionen.
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Foto: Chorkids Die „Chorkids“aus Illertisse­n waren in Freiburg erfolgreic­h.

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