Giftige Raupen auf dem Vormarsch
Der Eichenprozessionsspinner kann gefährlich für Menschen und Tiere sein. Auch in der Region sind viele Bäume befallen. Was die Gemeinden dagegen unternehmen
Sie sind grau, haarig und nur wenige Zentimeter groß: die Raupen des Eichenprozessionsspinners. An sich mag das Tierchen ganz süß erscheinen, aber es hat giftige, kaum sichtbare Härchen. Besonders im Frühsommer ist das Insekt gefährlich, denn vor seiner Verpuppung hat es besonders viele Haare.
Die spitzen Raupenhärchen brechen leicht ab und können Menschen und Tieren gefährlich werden, wenn sie in die Haut eindringen und in die Augen und Atemwege gelangen. Dort lösen sie allergieähnliche Symptome aus: Entzündungen, Pusteln und Knötchen – schlimmstenfalls sogar Bronchitis, Bindehautentzündung sowie allergische Schockreaktionen.
Der beste Schutz: Befallene Gebiete meiden und Hinweisschilder beachten – dazu rät jedenfalls Martin Küfer vom Öffentlichen Gesundheitsdienst im Landratsamt Neu-Ulm. Besteht der Verdacht, mit den Härchen in Berührung gekommen zu sein, sollte geduscht und die Kleidung gewaschen werden. Die Symptome treten meist erst am nächsten Tag auf und sollten von einem Arzt untersucht werden. Behandelt werden die Symptome mit Medikamenten.
Lange galt der Eichenprozessionsspinner als fast ausgestorben, doch seit den 1990er-Jahren breitet er sich wieder stark aus. Auch in der Region tritt der Eichenprozessionsspinner immer häufiger auf. Besonders schlimm hat es beispielsweise Vöhringen erwischt. „Wir haben in diesem Jahr mit besonders starkem Raupenbefall zu kämpfen. Das liegt möglicherweise auch am milden Winter“, heißt es vom Bauamt. Die ersten Fälle wurden Mitte Mai gemeldet. Seitdem sind rund zwölf Bäume von den Insekten befreit worden. „Wir können die Raupen jedoch nicht von allen befallenen Bäumen entfernen lassen – das ist zu aufwendig“, sagt ein Mitarbeiter des Stadtbauamts. In Wäldern etwa kennzeichnet das Stadtbauamt die betroffenen Bäume lediglich und bringt Hinweisschilder an. An öffentlichen Plätzen, an denen sich oft Menschen aufhalten, wie etwa an Sportplätzen, Badeseen oder in Parks, würden die Raupennester entfernt.
Das Stadtbauamt sperrt dort die betroffenen Bäume zunächst ab und beauftragt dann die Feuerwehr mit Entfernung der Raupen. Die Feuerwehrleute sind dafür geschult und verfügen über Schutzanzüge. So können sich die Einsatzkräfte vor umherfliegenden Raupenhärchen schützen. Die Experten töten die Insekten mit einem sogenannten Flammen-Brenner. Die Hitze verbrennt auch umherfliegende Härchen.
Auch Senden ist betroffen. Hier haben sich Eichenprozessionsspinner an Bäumen des Waldfriedhofs, im Freibad, dem Sportplatz, im Illerwald und auf privaten Grundstücken niedergelassen. „Wir treffen zwar Vorsorgemaßnahmen, aber auch wir haben dieses Jahr mit einer größeren Population der Tiere zu tun“, sagt Helmut Rock vom Technischen Betriebshof Senden. Derzeit kümmert sich eine Privatfirma mit einem Sauggerät um die Beseitigung der Raupen.
In Elchingen taucht der Eichen-
Der Befall ist in diesem Jahr besonders schlimm
prozessionsspinner seit 2014 regelmäßig auf und es werden von Jahr zu Jahr mehr. „Wir kommen zurzeit kaum noch hinterher“, sagt Josef Mayer vom Bauhof Elchingen. Er hat in diesem Jahr bereits rund 15 Bäume mit Raupennestern begutachtet. Einige der Nester sind so groß wie Fußbälle. An öffentlichen Rad- und Gehwegen, an denen betroffene Bäume stehen, haben die Mitarbeiter des Bauhofs Hinweisschilder angebracht. Bei Grundstücken der Gemeinde haben sie den Hausmeister informiert. „Zum Glück sind die Bäume an der Schule nicht befallen“, sagt Mayer. In anderen Teilen Deutschlands sei es wegen des Befalls durch Eichenprozessionsspinnerraupen schon zu vorübergehenden Schließungen gekommen.
In diesem Jahr hat der Bauhof Elchingen die Feuerwehr und ein Privatunternehmen mit der Beseitider gung der Nester beauftragt, weil es derzeit so viel zu tun gibt. In den vergangenen Jahren haben die Mitarbeiter des Bauhofs die Raupen noch selbst entfernt. Dabei haben giftige Härchen auch Mayer erwischt. Erst nachdem er die Entzündung drei Tage lang mit einer Salbe behandelt habe, sei die Entzündung abgeschwollen. Auch ein Kollege und vor Kurzem ein Feuerwehrmann hätten beim Entfernen der Nester schlechte Erfahrungen mit den Raupenhaaren gemacht. Anfang Juli sollte der Spuk ein Ende haben. Dann haben sich die Raupen in ihren Kokon gesponnen und warten darauf, zu Schmetterlingen zu werden. Die Gefahr durch giftige Härchen bleibt jedoch: Die abgebrochenen Raupenhaare in der Umgebung können auch Jahre später noch allergische Reaktionen auslösen, wenn sie jemand berührt. Es ist also auch dann noch Vorsicht geboten.