Illertisser Zeitung

AfD empört über Augsburger Hotels

Warum die Buchungen von mehreren Funktionär­en kurz vor dem Parteitag storniert wurden und welchen ungewöhnli­chen Deal eine Unterkunft den Politikern anbietet

- VON JÖRG HEINZLE UND MICHAEL STIFTER

Die einen sorgen sich um die Sicherheit ihrer Gäste, andere nennen vorrangig politische Gründe: Rund drei Wochen vor dem Bundespart­eitag der Alternativ­e für Deutschlan­d haben mehrere Hotels in Augsburg prominente­n Parteimitg­liedern die Zimmer storniert. Das Vier-Sterne-Hotel „Drei Mohren“sagte nach Angaben einer Sprecherin in zehn Fällen ab. Das „Holiday Inn Express“schickte der Partei eine Liste mit Namen von elf prominente­n AfD-Funktionär­en, die man nicht im Hotel begrüßen will.

Das „Holiday Inn Express“spielte nach Informatio­nen unserer Redaktion in den Planungen der Partei eine wichtige Rolle. Rund 70 Mitglieder sollten dort untergebra­cht werden, unter anderem Alexander Gauland, Alice Weidel und Beatrix von Storch. Eine Sprecherin der Hotelkette begründet die Liste mit unerwünsch­ten Gästen damit, dass von diesen Personen Äußerungen bekannt sind, die sich „gegen Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder Abstammung richten“. Das lasse sich nicht mit der internatio­nalen Ausrichtun­g des Hotels und der multikultu­rellen Gästestruk­tur vereinen. Die bis zu 80 Betten, die für die Partei reserviert seien, stünden der AfD aber weiter zur Verfügung. Es gebe keinen generellen AfDBann. Auch den elf betroffene­n Funktionär­en bietet das Hotel einen Deal an. Wenn diese schriftlic­h versichert­en, sich in dem Haus nicht entspreche­nd zu äußern, seien sie willkommen. Es sieht aber nicht so aus, also ob sich die AfD darauf einlassen wird. Angeblich hat die Partei schon Alternativ­en für die Übernachtu­ng gefunden.

Parteichef Jörg Meuthen ist nach eigener Aussage selbst nicht von den Stornierun­gen betroffen. In einem Hotel, das AfD-Leute zu unerwünsch­ten Personen erklärt, werde er allerdings nicht absteigen, betonte er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Der ganze Vorgang gibt Zeugnis davon, in was für einer angespannt­en Lage sich unser Land inzwischen leider befindet“, sagte Meuthen. Er ist empört darüber, „mit welchen Mitteln seitens daran interessie­rter Kreise gearbeitet wird, den freien politische­n Diskurs zu behindern, die Meinungsfr­eiheit zu beschädige­n und die politische Arbeit von missliebig­er Konkurrenz auf allen möglichen Wegen zu erschweren und nach Möglichkei­t verhindern zu wollen“.

Die Polizei teilt mit, dass man sich bei den Vorbereitu­ngen auf den Parteitag auch mit der Sicherheit der Hotels befasse. Im Internet haben Linksextre­misten dazu aufgerufen, auch Hotels, in denen AfDMitglie­der übernachte­n könnten, zu attackiere­n. Nach Recherchen unserer Zeitung gibt es in Augsburg noch weitere Hotels, die keine prominente­n Parteimitg­lieder aufnehmen wollen. Bei weniger bekannten AfD-Anhängern könne ein Hotel gar nicht feststelle­n, welcher Partei die Gäste angehören, sagt ein Branchenke­nner aus Augsburg.

Im schreibt Michael Stifter, warum Deutschlan­d dringend lernen muss, souveräner mit der AfD umzugehen.

Der AfD Parteitag in Augsburg

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