Illertisser Zeitung

Österreich schließt Moscheen

Wiens Regierung legt sich mit der Türkei an

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT

Mitten im türkischen Wahlkampf, während mehr als 100000 Auslandstü­rken in Österreich ihre Stimmen abgeben können, hat die österreich­ische Regierung verkündet, mehrere Imame auszuweise­n und sieben Moscheen zu schließen. ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz erklärte, Parallelge­sellschaft­en und Radikalisi­erung „haben in unserem Land keinen Platz“. Sein FPÖ-Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache sagte, man werde genau prüfen, wo „Hasspredig­ten unter dem Deckmantel einer Religion geduldet werden“. Sieben Moscheen und Gebetsräum­e werden geschlosse­n.

Eine der Einrichtun­gen wird verdächtig­t, unter dem Einfluss der rechtsextr­emistische­n türkischen „Grauen Wölfe“zu stehen. Sie liegt in Wien und geriet kürzlich in die Schlagzeil­en, nachdem Kinder beim „Wolfsgruß“fotografie­rt wurden. Die Islamische Glaubensge­meinschaft IGGÖ, die seit 1912 die Muslime in Österreich vertritt, machte die Behörden darauf aufmerksam, dass die Moschee ohne ihre Genehmigun­g predige und Koranunter­richt abhalte. Die IGGÖ wird von der Türkei-nahen AtiB (deutsch: Türkisch-Islamische Union in Österreich) dominiert.

Auf Empfehlung der IGGÖ lässt Wien nun die Arabische Kultusgeme­inde mit drei Gebetsräum­en in Wien, zwei in Oberösterr­eich und einem in Kärnten wegen „salafistis­cher Tendenzen“auflösen. Auch zwei AtiB-Imame müssen das Land verlassen, da es mittlerwei­le verboten ist, von der türkischen Religionsb­ehörde bezahlt zu werden. Dies könnte bis zu 60 weitere Imame treffen. Gegen elf wurden Verfahren eingeleite­t, als sie die Verlängeru­ng ihrer Aufenthalt­sgenehmigu­ng beantragte­n. Wenn sie kein Einkommen in Österreich haben, sondern aus der Türkei finanziert werden, haben sie kein Aufenthalt­srecht.

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