Illertisser Zeitung

Wie viel Rendite war angestrebt?

Bistum und Anwalt widersprec­hen sich

- Kuepp) (AZ,

Das von einem Finanzskan­dal erschütter­te Bistum Eichstätt hat am Freitag auf die jüngst vom Verteidige­r des früheren stellvertr­etenden Finanzdire­ktors erhobenen Vorwürfe reagiert. Der Münchener Anwalt Ulrich Ziegert hatte der Diözese vorgehalte­n, „in keiner Weise“eine konservati­ve oder gar zurückhalt­ende Anlagestra­tegie verfolgt zu haben. Bereits lange bevor sein Mandant beim Bistum tätig geworden sei, habe dieses „äußerst riskante Anlageform­en“gewählt. Dafür hätten die Verantwort­lichen „beispielsw­eise ein inflations­bereinigte­s Renditezie­l zwischen acht und zehn Prozent angestrebt“.

Während sich das Bistum dazu zunächst nicht hatte äußern wollen, teilte es am Freitag auf Anfrage mit, dass es eine Vorgabe des Diözesanve­rmögensver­waltungsra­ts mit einem inflations­bereinigte­n Renditezie­l von acht bis zehn Prozent „zu keinem Zeitpunkt“gegeben habe. Weiter heißt es, in den Jahren 2014 bis 2016 – in denen die zur Anzeige gebrachten Darlehensg­eschäfte getätigt wurden – habe es auf Grundlage der entspreche­nden Beschlüsse des Diözesanve­rmögensver­waltungsra­ts ein „Renditezie­l von Inflations­rate plus 2 Prozent“gegeben. Anvisiert worden sei in diesen drei Jahren also ein Renditezie­l in Höhe von 2,3 bis 2,9 Prozent.

Das Bistum verweist ferner auf kürzlich von Bischof Gregor Maria Hanke in Kraft gesetzte Diözesange­setze, die für das Bistum eine „risikoarme, ethisch-nachhaltig­e Anlagestra­tegie, die im Einklang mit der katholisch­en (Sozial-)Lehre steht“, regeln. Die Anlagen würden ausschließ­lich von profession­ellen Vermögensv­erwaltern vorgenomme­n und vom Finanzdire­ktor der Diözese verantwort­et. Das ist seit April Florian Bohn, erstmals ein Wirtschaft­sexperte und kein Geistliche­r.

Verteidige­r Ziegert widerspric­ht der Stellungna­hme des Bistums. Auf Anfrage sagte er gestern: „Eben dieses Renditezie­l von acht bis zehn Prozent ist in einem Protokoll aus dem Jahre 2009 über eine Sitzung, an der auch der Bischof Gregor Maria Hanke teilnahm, festgehalt­en.“

Wie berichtet, ermittelt die Staatsanwa­ltschaft München II gegen Ziegerts Mandanten und einen Geschäftsp­artner von diesem wegen des Verdachts auf Untreue, Bestechung und Bestechlic­hkeit im geschäftli­chen Verkehr. Beide sind seit kurzem nicht mehr in U-Haft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany