Tipp aus der Mediathek: Drei Frauen sagen aus
Anna, 19, wurde vergewaltigt. Silke auch. Und Nora ist von ihrem Peiniger geschwängert worden. Die eine darf sich von ihrem Vorgesetzten daraufhin anhören, sie hätte aber auch wirklich zu freizügige Bilder von sich im Netz. Die andere muss vor Gericht eine Aufnahme der eigenen Vergewaltigung mit ansehen – in voller Länge.
Die WDR-Doku „Vergewaltigt. Wir zeigen an!“klingt nach Power, lässt seine Zuschauer aber mutlos zurück. Der Film zeigt die öffentliche Demütigung dreier Frauen nach der Demütigung innerhalb ihrer Intimsphäre: Wie unsensibel viele Behörden mit den Schicksalen der Opfer umgehen, wie unbeholfen die Beamten mit der Lage der Frauen umgehen – und wie immer wieder die Unterstellung formuliert wird, die Frau könnte sich die eigene Vergewaltigung ausgedacht haben. „Ihnen ist bewusst, dass Sie gerade das Leben Ihres Kollegen zerstören?“
Eine EU-Studie von 2014 besagt: Nur 15 Prozent der Frauen, die sexuelle Gewalt erlebt haben, sind überhaupt zur Polizei gegangen. Das war vor dem Hashtag „Me Too.“Gut möglich, dass die Zahlen inzwischen gestiegen sind. Zu viele Täter werden dennoch ungestraft davonkommen. Aber wer den Film ansieht, den wundern diese Zahlen nicht. Es wird offensichtlich, dass strukturelle Veränderungen dringend nötig sind. Nur manchmal, da wird die Doku doch zu plakativ und in ihrer Anklage zu wütend. Da möchten die Macher nicht wahrhaben, dass im deutschen Recht nun mal der Grundsatz „Im Zweifel für den Angeklagten“gilt und dieser auch bei der Anzeige sexueller Gewalt angewandt wird.
„Vergewaltigt. Wir zei gen an!“findest du in der Mediathek der ARD.