Ein Zugunglück in Diedorf erschüttert die Region
Es war um zwei Uhr in der Nacht, als in Diedorf am 13. Juni 1918 ein Güterzug in der Mitte auseinanderriss. 17 Wagen verlor die Lokomotive, sie blieben in der Dunkelheit auf der Strecke zurück. Für den nachfolgenden Zug ein tödliches Hindernis. Der Durchgangsgüterzug 6130 hatte keine Chance, rechtzeitig zu bremsen, und stieß mit voller Kraft auf die verwaisten Wagen. Der Zugführer, ein Mann aus München, starb auf der Stelle.
Zusammen mit ihm im Dienstwagen saßen zwei Soldaten, die den Transport überwachten – das übliche Vorgehen, wenn militärische Güter auf der Strecke unterwegs sind. Die beiden Männer hatten ebenfalls keine Chance, den Zusammenprall zu überleben. Zwei Tage darauf stand ihre Identität fest: Ein Augsburger und ein Bayreuther, beide von der Flieger-ErsatzAbteilung I in Schleißheim.
Drei Todesopfer hat der Unfall gefordert. Während von den Fronten regelmäßig die Nachrichten von gefallenen Angehörigen die Menschen in der Region erreichen, passierte das Zugunglück direkt vor der Haustür. Todesfälle, die erschreckend normal sind. Diese drei Männer waren keine Opfer des Krieges, sondern eines unvorhersehbaren Unfalls. Eines Unglück, wie es auch in Friedenszeiten mit ernüchternder Regelmäßigkeit passiert.
Über die Ladung der Güterzüge verloren die Medien damals kein Wort. Von einem „beträchtlichen Materialschaden“war in der die Rede. Aber die Anwesenheit der beiden Soldaten zeigt, dass militärische Güter auf den Schienen transportiert wurden. Vielleicht waren es Waffen, vielleicht Lebensmittel oder nur Decken für die Truppen an der Front. Egal, was genau es war: Vermutlich war es eine Mangelware, wie fast alles in der damaligen Zeit. Deutschland hungerte langsam, aber sicher aus. Der Krieg hatte die Wirtschaft schon lange erschöpft, Soldaten wie Zivilisten hatten kaum noch genug zum Leben.