Illertisser Zeitung

Zoff in Berlin: Hoffen auf den Kompromiss

Was Unionspoli­tiker aus der Region sagen

- (mase, mru)

Der Streit um die Asylpoliti­k wird für CSU und CDU zur Zerreißpro­be. Zerbricht die Union? Platzt die Große Koalition? Wir haben Politiker aus der Region nach ihrer Einschätzu­ng gefragt.

„Ich glaube, die Menschen wollen in der Frage Flucht und Asyl Lösungen und keinen Parteienst­reit“, sagte der Neu-Ulmer Kreisvorsi­tzende Thorsten Freudenber­ger (CSU). „Wir brauchen klare Verhältnis­se.“Darauf warte die Bevölkerun­g seit drei Jahren. „Man kann Entscheidu­ngen nicht ewig aufschiebe­n.“Aus Freudenber­gers Sicht spricht nichts dagegen, zunächst national ein Signal zu setzen, dies schließe eine spätere europäisch­e Lösung nicht aus. Die sei aber nicht in zwei Wochen zu erreichen. „Ich halte das, was Seehofer vorschlägt, für überzeugen­d“, so der Kreisvorsi­tzende. „Ich hoffe, dass er sich durchsetzt.“Gleichzeit­ig hoffe er aber immer noch auf eine inhaltlich­e Lösung.

„Grundsätzl­ich würde ich dem Standpunkt Seehofers zustimmen“, sagte der Weißenhorn­er Ortsvorsit­zende Philipp Hofmann (CSU). „Aber in der Politik muss man immer den Kompromiss suchen.“Ein Beharren auf dem eigenen Standpunkt um jeden Preis lehnt er ab. Er hoffe, dass der Streit nicht zum Auseinande­rbrechen der Union und der Großen Koalition führe.

Die Ulmer Bundestags­abgeordnet­e Ronja Kemmer (CDU) nennt die öffentlich­e Auseinande­rsetzung zwischen CDU und CSU „fatal“: „Dies hat uns schon in den vergangene­n Jahren massiv geschadet“, sagte die 29-Jährige. Die öffentlich­e Eskalation der vergangene­n Tage schade beiden Schwesterp­arteien. Die Politikeri­n betont, die EU solle eine Lösung für die Migrations­politik finden, die nicht allein Deutschlan­d belasten dürfe. Falls es auf dieser Ebene keine schnelle Lösung gebe, unterstütz­e sie den Vorschlag, Asylbewerb­er, die bereits in einem anderen EU-Staat einen Antrag gestellt haben, an der Grenze abzuweisen.

Die Ulmer Stadtverba­ndsvorsitz­ende Barbara Münch (CDU) hält den Ansatz der Kanzlerin, eine Lösung auf europäisch­er Ebene zu suchen, für richtig. Doch auch die Zeitachse sei wichtig. Dass die Fraktionsg­emeinschaf­t der Schwesterp­arteien oder die Regierung wegen des Streits zerbrechen, glaubt die Stadträtin nicht. „Es ist immer gut bei Konflikten, wenn sich jeder ein Stück bewegt“, sagt sie. Zur Frage, ob Merkel oder Seehofer einlenken soll, will sich Münch nicht äußern. Sie kenne nicht die letzten Details der Verhandlun­gen, sagte die Ulmerin. Aber: „Die beiden liegen aus meiner Sicht gar nicht so weit auseinande­r.“

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SAMSTAG, 16. JUNI 2018

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