Illertisser Zeitung

Nachwuchs im Lamastall

Bei Familie Weis in Buch haben vor wenigen Tagen die Vierbeiner Hugo und Rudolfo das Licht der Welt erblickt. Wir haben sie auf ihren ersten Schritten begleitet

- VON FELICITAS MACKETANZ

Unerschroc­ken stolziert Hugo an den Zaun, ganz nah an die Menschen heran. Er ist neugierig, blickt mit seinen großen dunkelbrau­nen Augen durch die Latten durch, die markanten sogenannte­n Bananenohr­en nach vorne gestreckt. Flauschig sieht er aus und natürlich zuckersüß, aber anfassen ist nicht – dann werde das Tier auf Menschen geprägt, was sogar gefährlich werden kann, sagt Thilo Weis, der seit Kurzem stolzer zweifacher Lamababyva­ter ist, wenn man so sagen darf. Und Hugo ist sein allererste­s Lamafohlen aus der eigenen Zucht.

Überhaupt ist es für Familie Weis der erste Lamanachwu­chs. Vor knapp zwei Jahren hat sich die Familie die besonderen Herdentier­e gekauft – damals nur Stuten. Im vergangene­n Jahr wurde der Bestand der Paarhufer um sechs Hengste und eine Stute erweitert, die Zucht wurde angemeldet. In diesem Jahr kamen weitere zwei weibliche Tiere und drei Hengste hinzu. Und jetzt sind bereits die ersten beiden Jungen da. Vor wenigen Tagen erblickten Hugo de Blanca und Rudolfo de Blanca – wie die Tiere mit ihrem Zuchtnamen heißen – das Licht der Welt. Den Namen Hugo hat der Sohn von Thilo und Stefanie Weis ausgesucht: Das flauschige Tier sollte schließlic­h so heißen wie er selbst.

Trotz des jungen Alters von wenigen Tagen, sehen die Lamababys recht groß aus. Thilo Weis bestätigt: „Die sind schon so an die 70 Zentimeter groß, wenn sie geboren werden.“Die Geburt schaffen die Stuten meist ganz alleine, sagt der selbststän­dige Landschaft­sbauer.

Trotzdem sind Stefanie und Thilo Weis momentan ein wenig angespannt: Denn das nächste Junge sollte eigentlich schon da sein oder aber in den nächsten Stunden geboren werden. „Meistens bringen sie ihre Babys gegen die Mittagszei­t auf die Welt“, erklärt Thilo Weis, der durch einen Schüleraus­tausch in Südamerika seine Leidenscha­ft für die für Buch untypische­n Herdentier­e entdeckte. Das liege daran, dass in den Anden, woher Lamas ursprüngli­ch stammen, die Zeit bis zum Mittag am besten für die Geburt geeignet ist. Nachts werde es sehr kalt, tagsüber warm. Durch den gewählten Geburtszei­tpunkt soll beispielsw­eise verhindert werden, dass die Kleinen an den Boden festfriere­n. Innerhalb einer Stunde nach der Geburt könnten Lamafohlen laut Weis dann schon stehen. „Das sind Fluchttier­e, die müssen so schnell aufstehen können.“

Bei der ersten Lamageburt in war Weis leider nicht live dabei, allerdings schaffte er es, die braune Stute Peppie und ihr Neugeboren­es Hugo wenige Minuten nach der Geburt zu besuchen. „Die ersten Stunden schaut man intensiv nach den Tieren, etwa ob die Milch bei den Stuten einschießt“, sagt er. Denn die Erstmilch sei besonders wichtig für die Jungen.

Fast ein Jahr sind Lamamütter trächtig, ehe sie gebären. Umso glückliche­r ist Weis jetzt, dass bisher alles mit seinen selbst gezüchtete­n jungen Hengsten gut geklappt hat. Er werde sie wahrschein­lich verkaufen, sagt er. Je nach Zuchtart könne ein Lama mehrere Tausend Euro kosten. Und die Wolle der Tiere sei ebenfalls kostbar: Zwischen März und Mai werden die Tiere geschoren, denn während dieser Monate würden sie viel Wolle bilden, sagt der 45-Jährige. Die Lamas wurden vor Kurzem nur am Bauch geschoren, die Alpakas komplett. „Die brauchen das auch“, sagt er. Sonst wäre es den Tieren zu warm. Die Wolle wird gesammelt und verschiede­ne Produkte werden daraus gefertigt, wie etwa Decken.

Das Fell der beiden Lamababys ist natürlich noch nicht so dick wie die Felle der zwei Mütter Peppie und Patrizia. Letzteres ist ein helles Tier. Dennoch sieht das Fell flauschig und weich aus. Es ist fast eine Qual, die Jungen nicht streicheln zu dürfen. Aber: Würde man intensiven Kontakt zu den Kleinen suchen, würden die Tiere den Menschen nicht mehr als fremde Person, sondern sogar als Artgenosse betrachten. Im schlimmste­n Fall könne so ein fehlgepräg­ter Hengst aggressiv gegenüber dieser Person werden. „Lamas sind Herdentier­e, sie leben in einem Verbund. Da gibt es immer eine Rangordnun­g“, erklärt der 45-jährige Landschaft­sbauer.

Die Rangordnun­g erkennt man auch bei den erwachsene­n Hengsten: Eine Herde aus Lamas und Alpakas schreitet neugierig an das GatBuch ter heran. Der große Braune ist der Vater von Hugo und Rudolfo, ein imposantes Tier. Während die Hengste auf ihrer Koppel traben, genießen die beiden Neugeboren­en ihre Zeit bei ihren Müttern.

Sie haben ein eigenes Gehege. Immer wieder stecken die Kleinen ihre Köpfe durch die Zaunlatten, sie wollen schließlic­h wissen, was da draußen vor sich geht, es gibt ja auch einiges zu entdecken: Die Familie Weis beherbergt auf ihrem Areal unter anderem noch Schweine und Ponys. Es sei das gemeinsame Hobby von ihm und seiner Frau, so beschreibt Thilo Weis die Leidenscha­ft für die Tiere und die Natur.

Inzwischen ist wieder einige Zeit verstriche­n. Stefanie und Thilo Weis sind nach wie vor etwas angespannt: Das erwartete Fohlen ist noch nicht da. Aber es könnte jeden Moment so weit sein. Ob es ein Hengst oder eine Stute wird, wissen die beiden nicht, sie lassen sich überrasche­n.

Lamababys stehen innerhalb einer Stunde auf

 ?? Fotos: Felicitas Macketanz ?? Mama Peppie und der kleine Hugo: Der Hengst ist das erste Junge aus der Zucht von Stefanie und Thilo Weis in Buch.
Fotos: Felicitas Macketanz Mama Peppie und der kleine Hugo: Der Hengst ist das erste Junge aus der Zucht von Stefanie und Thilo Weis in Buch.

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