Illertisser Zeitung

Drogen, Liebschaft­en und Partys

Neue Serie „Patrick Melrose“auf Sky

- (alexr)

Viel Tempo. Sehr viel Tempo. Und viel Farbenprac­ht. Dazu ständige Szenen- und Zeitenwech­sel. Wie im Rausch.

Patrick Melrose ist überspannt. Durchgehen­d. Und auf Heroin und Kokain ist er auch. Er denkt Sätze wie: „Was ist ein Fenster wert, aus dem man nicht springen kann?“Melrose sieht seinem Leben und der Welt mit einer dandyhafte­n Dekadenz entgegen, die beim Zuschauen schon schmerzt, wie die stumpfe Nadel, die er sich regelmäßig in die Venen rammt. Der dreißigjäh­rige Held stellt sich dar, als ein sich in einer popkulture­llen Scheinwelt verlierend­er „American Psycho“, der allerdings lieber sich selbst verletzt, als andere. Mit Drogen, leblosen Liebschaft­en und stumpfen Partys. Anders als der Protagonis­t Bateman in „American Psycho“, hat Melrose eine eindeutige Psyche, die ihn greifbarer und gerade deswegen weniger vielschich­tig erscheinen lässt – trotz des grandiosen Spiels von Benedict Cumberbatc­h. Aber auf halber Strecke der Serie heißt es plötzlich: Halt! Melrose erwacht nüchtern auf einer hypersnobi­stischen Party seiner Schein-Freunde. Ihm wird bewusst, dass sein Leben eine reine Leerstelle war und er selbst die Farce eines arroganten Weltbürger­s aus reichem Elternhaus, hinter dessen Maske sich nur ein kleiner Junge verbirgt, der einmal sexuell missbrauch­t wurde. Schwere Kost, die durch sarkastisc­hen Witz an richtiger Stelle erträglich wird – womöglich zu erträglich.

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