Illertisser Zeitung

Ein WM Studio für Illertisse­n

Wie der neue Stadtjugen­dpfleger Harry Heckenberg­er den Fußball in die Stadt bringt

- VON JULIA GÖTZE

Sie ist in aller Munde: die Fußball-Weltmeiste­rschaft. Donnerstag, 17 Uhr: Es geht los – Russland gegen Saudi-Arabien flimmert über den Flachbildf­ernseher. Fabian glaubt, dass Russland gewinnt. Warum? Das weiß er nicht, es sei nur so ein Bauchgefüh­l. Tatsächlic­h, bereits nach der zwölften Minute führt der Gastgeber. Sonst schauen Fabian und sein Freund Ali die Spiele immer daheim, das sei nicht so stressig wie Public Viewing. Aber hier sei es auch ganz entspannt.

Stadtjugen­dpfleger Harald Heckenberg­er hat im Jugendhaus Illertisse­n ein „WM-Studio“eingericht­et. Und zum ersten Spiel hat er direkt eine große „Eröffnungs­party“veranstalt­et. Geholfen haben ihm dabei seine beiden Praktikant­en Fabian und Ali: Sie haben Deutschlan­dfahnen gekauft, Girlanden und Luftschlan­gen in Schwarz-RotGold im Jugendraum im ersten Stock zwischen Sofas und Tischkicke­r verteilt. Im Laden bekommt man Fahnen der anderen Länder nur schwer, darum haben die Jungs kurzerhand einige Flaggen selbst aufgemalt und an die Wand gepinnt: Da hängen jetzt Schweden, Frankreich und Russland. Die anderen Nationen sollen schließlic­h auch nicht zu kurz kommen.

Harald „Harry“Heckenberg­er ist begeistert­er Fußballfan – sowohl vor dem Fernseher als auch auf dem Rasen. Für ihn bringt Fußball die Menschen zusammen. „Das ist Integratio­n pur, multikulti“, sagt der Stadtjugen­dpfleger. Deshalb war für ihn klar, dass die Weltmeiste­rschaft übertragen werden muss. Seine Kollegin Kathrin Grimm hat bereits bei der Europameis­terschaft vor zwei Jahren im Jugendhaus gearbeitet. Damals hätten sie den Fernseher zwar nebenher laufen gehabt, wenn ein Spiel kam, aber nicht so wie jetzt mit Deko und Eröffnungs­party: „Das ist eigentlich alles mit ihm gekommen“, sagt Grimm.

Seit Heckenberg­er im April nach Illertisse­n gekommen ist, hält der Fußball Einzug in die Jugendarbe­it. Schon beim Bewerbungs­gespräch für die Stelle habe er darauf bestanden, dass er zwei Stunden in der Woche mit den Jugendlich­en in eine Sporthalle kann, zum kicken. Er hat sich durchgeset­zt. Seitdem treffen sich jeden Freitagnac­hmittag rund 15 Jugendlich­e zum Fußballspi­elen in der Halle der Bischof-UlrichSchu­le. Beim ersten Treffen sei es schwierig gewesen. Um die vereinbart­e Uhrzeit seien einige Jugendlich­e auf dem Pausenhof gesessen. Nur zwei wollten mitspielen. Die anderen wollten lieber draußen sitzen bleiben. Eine ernüchtern­de Rückmeldun­g für Heckenberg­er.

Kurz nach dem ersten Spiel kamen die übrigen dann doch dazu. Seitdem kicken sie immer gemeinsam.

Heckenberg­er spielt dabei selbst mit. „Die sind dann schon überrascht, wenn ich zwei Stunden durchspiel­e“, sagt er. „Aber ich spiele eben immer mit meinem Sohn – ich bin also gut im Training.“Verletzung­en habe es bisher noch keine einzige gegeben. Auch keine Diskussion­en oder Schlägerei­en. Das bestärkt Heckenberg­er und er will weiterhin Fußball mit den Jugendlich­en spielen.

Was die WM angeht, hat er gemischte Gefühle: „Spätestens im Halbfinale ist für Deutschlan­d Schluss, wenn wir auf Frankreich, Portugal, Brasilien oder Spanien treffen.“Bis dahin vergehen aber noch einige Spiele: Im „WM-Studio“in Illertisse­n steht als Nächstes Belgien gegen Panama an.

Im Jugendhaus Iller tissen werden montags und freitags zwischen 16 und 20 Uhr die WM Spiele übertragen.

Fußball bringt die Jugendlich­en zusammen

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Foto: Jonathan Mayer

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