Illertisser Zeitung

Das letzte Interview vor der Haft

Rupert Stadler hat unserer Zeitung noch am 24. Mai in Ingolstadt gesagt, wie sehr er ein Ende der Diesel-Krise herbeisehn­t und was er plant

- VON STEFAN STAHL

Ein trüber Donnerstag in Ingolstadt. Es hat geklappt. AudiChef Rupert Stadler und seine Presse-Experten empfangen unsere Zeitung zum Interview. An diesem 24. Mai wirkt der Manager zumindest nach außen hin gefasst, sogar aufgeräumt, ja locker wie eh und je. Der 55-Jährige ist ein kommunikat­iver Mensch, der schon immer offen mit Medienvert­retern umging. Stadler will an diesem Tag reden. Da hat sich einiges in ihm aufgestaut.

Das Gespräch sollte sein letztes Interview sein, ehe er am gestrigen Montag verhaftet wurde. Im Gespräch zeigte sich der Oberbayer gewohnt schlagfert­ig. Die Eingangsfr­age, warum er Kanzlerin Angela Merkel nicht auf ihrer China-Reise begleitet habe, konterte er launig mit der Feststellu­ng: „Volkswagen-Konzernche­f Herbert Diess nimmt teil und ich kann ihnen deshalb in Ingolstadt dieses Interview geben.“

Es blieb natürlich nicht bei für Stadler angenehmer­en Fragen, wie sich die Geschäfte in Asien entwickeln. Schnell ging es um die DieselKris­e, die Stadler auch so nennt und sich nicht auf die lange im Volkswagen-Imperium vorherrsch­ende Formulieru­ng „Diesel-Thematik“zurückzieh­t. Der Audi-Chef räumte dann etwas ein, was über Deutschlan­d hinaus zur Nachricht werden sollte. Denn Stadler schloss weitere Rückrufe nicht aus: „Durch eine maximal lückenlose Aufklärung, wie wir sie betreiben, stoßen wir immer noch auf Auffälligk­eiten, die wir unverzügli­ch den Behörden melden.“In dem Interview menschelte es auch. Stadler gewährte Einblicke in sein Gefühlsleb­en, was wiederum einen Nachrichte­nwert hatte. So gestand der Auto-Mann: „Die letzten zweieinhal­b Jahre haben uns viel abverlangt. Allen Audianern, aber auch meiner Familie und mir.“Trotz schwerer Phasen sei er nicht der Typ, der die Flinte ins Korn werfe. Auch für launige Einlassung­en über seine Zukunft zeigte sich Stadler offen. Darauf angesproch­en, ob er die einst mit seiner Frau gemachte Fahrrad-Wallfahrt ins spanische Santiago de Compostela wiederhole­n wolle, wenn die Diesel-Krise vorbei sei, meinte er: „Dann gehe ich zu Fuß. Das habe ich mir vorgenomme­n. Meine Frau kommt mit.“Auch dieser im Interview ausgesproc­hene Traum wurde zur Nachricht. Ob und wann sich der Wunsch erfüllt, ist offen. Stadler sagte jedenfalls: „Bei einer solchen Wallfahrt findet man innere Ruhe und wieder zu sich selbst.“

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