Was es mit diesen Hügeln auf sich hat
Das Dorf Nordholz hat eine lange Geschichte. Noch heute sind Überbleibsel aus längst vergangener Zeit im Wald sichtbar
Ralph Manhalter berichtet in unregelmäßigen Abständen über die Historie des Altlandkreises Illertissen. Manhalter, geboren 1967, wohnt in Obenhausen und studiert Kulturwissenschaften mit dem Fachschwerpunkt Geschichte. Im heutigen Teil der Serie geht es um die einstige Nordholzer Befestigungsanlage im Wald.
Manch Ausflügler und Spaziergänger mag sich über die seltsamen Verwerfungen in der Hangleite oberhalb des Nordholzer Weihers wundern. Bei genauerem Betrachten bemerkt man, dass ein steiler Kegel regelrecht aus der Oberfläche herausgegraben wurde.
Das geschulte Auge erkennt darin sogar eine Befestigungsanlage vergangener Zeiten. Nur aus welchem Jahrhundert stammt diese?
Prinzipiell sind zweierlei Wallund Grabenanlagen zu unterscheiden. Das modellierte Gelände südöstlich des Weihers ist vor- und frühgeschichtlichem Ursprungs, wohingegen der erwähnte Kegel vermutlich zu einer mittelalterlichen Burganlage gehört. Doch wer hatte sich dort – umgeben von dich- tem Wald – einen Herrschaftssitz errichtet?
In einer Handschrift des Klosters Ottobeuren um das Jahr 1180 begegnet zum ersten Mal ein „Werner von Nordholz“. Allem Anschein nach dürfte es sich hierbei um einen staufischen Ministerialen, also unfreien Amtsträger, gehandelt haben. Dieser wird Herrschaftsträger eines kleinen, überschaubaren Territoriums gewesen sein. Neben dem Ort Nordholz war sicherlich auch Rennertshofen Teil dieses Gebiets, ein Einschluss von Christertshofen ist naheliegend. Wahrscheinlich bestand auch eine Verbindung zum neu gegründeten Kloster Roggenburg, zumal dort auch die Grablege der Nordholzer vermutet wird.
Allerdings spaltete sich das Geschlecht bereits in der Enkelgeneration in mehrere Zweige: Heinrich verblieb auf seiner, nun „oberes Nordholz“genannten Burg, während sein Bruder Konrad einen neuen Sitz, einige Hundert Meter Biberabwärts errichtete. Diese „niedere Nordholz“bezeichnete Burganlage befand sich auf dem ebenfalls noch deutlich sichtbaren Bergkegel nordöstlich des heutigen Ortes. Marquard, der dritte Bruder, begründete die Familie von Erolzheim. Sowohl Nordholz als auch Erolzheim führen seitdem ein Rad mit sechs beziehungsweise acht Speichen im Wappen. Die beiden Nordholzer Stammlinien überstanden allerdings nur wenige Generationen.
Die letzte Erwähnung finden im 14. Jahrhundert die Geschwister Eitel und Afra bevor die beiden Burgen durch bis heute nicht geklärte Folge an die Herren von Rechberg gerieten.
Aber auch diese durften sich nicht lange am Besitz erfreuen, da beide Herrensitze 1449 im Städtekrieg von den Memmingern zerstört wurden. Dass die damals freie Reichsstadt nicht zimperlich handelte, erkennt man daran, dass der Schlossweiher vollständig leergefischt und die Ware kistenweise auf dem Memminger Markt feilgeboten wurde. Letztendlich verkauften die Rechberger 1457 die Überreste der beiden Burgen an das Kloster Roggenburg. Die Steine des Gemäuers fanden beim Neubau der dortigen Kirche im 18. Jahrhundert Verwendung. Seitdem lassen nur noch die beiden Kegel auf die einstige Bedeutung schließen.