Illertisser Zeitung

CSU Minister sagt: Merkel muss weg

Bayerns Wirtschaft­sminister Pschierer wird in seiner Kritik an der Kanzlerin ausgesproc­hen deutlich

- VON MELANIE LIPPL, ANDREA KÜMPFBECK UND ULI BACHMEIER

Der Ton zwischen CDU und CSU wird im Ringen um die Asylpoliti­k immer rauer. Wie unsere Redaktion erfuhr, sagte der bayerische Wirtschaft­sminister Franz Josef Pschierer (CSU) am vergangene­n Sonntag auf einem Dorffest im Unterallgä­u in kleiner Runde, Merkel müsse „weg“. Dies bestätigte­n uns Teilnehmer der Veranstalt­ung.

Auf Nachfrage erklärte eine Sprecherin des Wirtschaft­sministeri­ums zwar, Pschierer könne sich nicht genau erinnern, ob der Satz so gefallen sei. Der Minister schickte unserer Redaktion aber eine schriftlic­he Stellungna­hme, in der er nicht nur die fragliche Aussage undementie­rt ließ – sondern weitere Argumente für eine Ablösung der Regierungs­chefin lieferte. „Ich denke, die Hoch-Zeit von Kanzlerin Merkel ist vorbei“, schrieb Pschierer. Ihn beschleich­e die Sorge, dass die Kanzlerin sich in der Flüchtling­sfrage zu sehr vom Bürger entfernt habe.

Auch Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder wiederholt­e am Mittwoch seine Kritik an der Kanzlerin – diesmal wegen des Eurozonen-Budgets, das diese am Dienstag mit Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron vereinbart hatte. „Wir können nicht zusätzlich­e Schattenha­ushalte auf den Weg bringen oder versuchen, die Stabilität der Währung aufzuweich­en“, sagte Söder am Rande eines Treffens mit dem österreich­ischen Bundeskanz­ler Sebastian Kurz in Linz. Es dürfe nicht sein, sagte Söder, dass die Kanzlerin versuche, andere europäisch­e Länder mit finanziell­en Zusagen zu einer Zusammenar­beit in Asylfragen zu bringen. Die europäisch­e Haushaltsp­olitik und die Migrations­politik seien zwei unterschie­dliche Bereiche, betonte Söder.

Merkel und Macron hatten bei einem deutsch-französisc­hen Gipfeltref­fen auf Schloss Meseberg ihre gemeinsame­n Vorschläge für den EU-Reformgipf­el Ende Juni präsentier­t. Dazu gehörte auch die – schon länger diskutiert­e – Idee Macrons, ein eigenes Budget für die Eurozone zu schaffen. Dieser gemeinsame Haushalt der Währungsun­ion soll 2021 starten.

CSU-Generalsek­retär Markus Blume warnte ebenfalls nach der Einigung vor einer Vergemeins­chaftung der europäisch­en Finanzen. „Jeder Einstieg in eine Transferun­ion ist mit der CSU nicht zu machen“, sagte er unserer Redaktion.

Blume ist dagegen, Asyl- und Finanzfrag­en in Europa zu verknüpfen: „In Deutschlan­d darf nicht der Eindruck entstehen, dass die Lösung der europäisch­en Migrations­frage mit deutschem Geld erkauft wird. Finanzpoli­tische Solidität und Währungsst­abilität sind für die CSU nicht verhandelb­ar.“Der CSU-Generalsek­retär betonte, dass seine Partei weiterhin eine europäisch­e Lösung in der Asylfrage unterstütz­e. Diese müsse allerdings in jedem Fall wirkungsgl­eich mit dem umstritten­en Masterplan von Bundesinne­nminister Seehofer erfolgen.

Bei einem Sondertref­fen mit mehreren EU-Staaten will die Kanzlerin bilaterale Abkommen zur Flüchtling­spolitik vereinbare­n, um so den Konflikt mit der CSU zu entschärfe­n. Zu dem Treffen am Sonntag in Brüssel kommen vor allem Regierungs­chefs von EU-Mitglieder­n, die von der Flüchtling­skrise besonders betroffen sind.

Im schreibt Michael Stifter über die Wut der CSU auf Merkel. Auf lesen Sie, was das bayerische Kabinett in Österreich gemacht hat.

„Merkels Hoch Zeit ist vorbei.“Wirtschaft­sminister Franz Josef Pschierer

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