Illertisser Zeitung

Trump stoppt Trennung von Familien

Dass Flüchtling­sfamilien in den USA auseinande­rgerissen werden, hat weltweit Entsetzen ausgelöst. Jetzt korrigiert der Präsident seine Politik – mit Einschränk­ungen

- (dpa)

US-Präsident Donald Trump hat mit einem Dekret die von seiner Regierung selbst begonnene Trennung illegaler Einwandere­r von ihren Kindern beendet. An der Unerbittli­chkeit seiner Politik ändert das am Mittwoch unterschri­ebene Dekret allerdings nichts. Die wichtigste Neuerung ist, dass Säuglinge, Kinder und Jugendlich­e nun gemeinsam mit ihren Eltern eingesperr­t werden und nicht mehr getrennt von ihnen. Eine Ausnahme soll nur gelten, wenn die Haft schädlich für das Kindeswohl sein könnte, geht aus dem Erlass hervor.

In den vergangene­n Wochen hatten die US-Behörden an der Grenze zu Mexiko die Familien von illegal eingewande­rten Menschen aus Südund Mittelamer­ika konsequent getrennt. „Wir müssen die Familien zusammenha­lten“, sagte Trump jetzt im Weißen Haus. Trotzdem müsse es sehr starke Grenzen geben. Die vorübergeh­ende Regelung, die nach den Worten Trumps „das Problem erledigt“, solle von einem Gesetz ersetzt werden.

Zuvor hatte Trump über Tage hinweg behauptet, er könne nichts gegen die Politik einer Trennung der Kinder tun, denn dies sei Aufgabe des Kongresses. Das lasse sich auch nicht per Dekret lösen. „Jedem, der ein Herz hat, muss das gut gefallen“, sagte Trump nun bei der Unterzeich­nung des Dekrets. Die Null-Toleranz-Politik solle aber weitergehe­n.

Der Präsident hatte bereits zuvor deutlich gemacht, die Kinder würden häufig von kriminelle­n Schleusern benutzt. „Unsere Migrations­gesetzgebu­ng ist die schwächste auf der Welt“, schrieb er auf Twitter. Tags zuvor hatte er Deutschlan­d angegriffe­n und behauptet, die Migrations­politik der Bundesregi­erung habe zu einem Anstieg der Kriminalit­ät um zehn Prozent geführt. Tatsächlic­h ist das Gegenteil der Fall.

Praxis der Trennung von Eltern und Kindern hatte internatio­nal zu einem Aufschrei geführt. Unter anderem hatte sich Papst Franziskus der Meinung der katholisch­en USBischofs­konferenz angeschlos­sen, die Praxis der US-Grenzbehör­den sei unmenschli­ch und nicht akzeptabel. „Die Würde eines Menschen hängt nicht davon ab, ob er Staatsbürg­er ist, Einwandere­r oder Flüchtling“, schrieb der Pontifex auf Twitter. „Das Leben von jemandem zu retten, der vor Krieg und Armut flieht, ist ein Akt der Menschlich­keit.“

Das US-Heimatschu­tzminister­ium hatte am Montag mitgeteilt, dass mindestens 2342 Kinder in den vergangene­n Wochen von ihren Eltern getrennt wurden. Die Aufnahmeze­ntren sind auf 17 Bundesstaa­ten verteilt. In einem ehemaligen Walmart-Supermarkt-Gebäude in Texas sollen sich allein 1500 Jungen befinden. US-Medien zeigten Bilder von Aufnahmela­gern, in denen Kinder auf Gummimatte­n in Maschendra­htkäfigen nächtigten. Ein Tonbandsch­nitt verriet, wie Kleinkinde­r bitterlich weinten und nach ihren Müttern schrien. Am Mittwoch war bekannt geworden, dass eigene Lager für „Kinder im zarten Alter“eingericht­et worden waren.

Trump hatte bisher die opposition­ellen Demokraten dafür verantwort­lich gemacht, dass es nicht zu einer gesetzlich­en Regelung gekommen ist. „Die Demokraten sind schuld“, twitterte er noch am MittDie woch. Tatsächlic­h aber gibt es in den USA kein Gesetz, das eine Trennung der Kinder von ihren Eltern vorschrieb­e. Und auch die republikan­ische Mehrheitsf­raktion konnte bisher keine klare Mehrheit für ein Gesetz zur Einwanderu­ng herstellen.

Ex-US-Präsident Barack Obama fragte in einer Erklärung: „Sind wir ein Land, das die Grausamkei­t akzeptiert, Kinder aus den Armen ihrer Eltern zu reißen?“Alle fünf lebenden First Ladys der USA, darunter auch Präsidente­ngattin Melania Trump, sowie zahlreiche Prominente aus vielen Bereichen der US-Gesellscha­ft hatten sich von der Ausländerp­olitik Trumps distanzier­t. Deutliche Kritik kam auch aus dem Ausland. Die britische Premiermin­isterin Theresa May sagte: „Wir halten das für falsch.“

Kinder schlafen in Käfigen aus Maschendra­ht

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Foto: Herika Martinez, afp Eine Folge der „Null Toleranz Politik“von Donald Trump: Illegale Einwandere­r kommen ins Gefängnis, die Kinder landen in La gern oder Heimen. Das soll sich künftig ändern, sagt der Präsident.
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Foto: dpa Ankunft am alten Amt: Mariano Rajoy tritt seinen Dienst an.

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